- Zell-, Gen- und Gewebetherapien gewinnen in Bayern und bundesweit an Bedeutung
- vfa bio empfiehlt Maßnahmen, um Deutschlands Rolle bei diesen Therapien auszubauen
Noch ist das Produktsegment der ATMP schmal, mit derzeit zehn zugelassenen Medikamenten für jeweils kleine Patientenkollektive, die nur in wenigen medizinischen Einrichtungen behandelt werden können. Doch für weitere sieben ATMP ist die EU-Zulassung beantragt; und rund tausend Studien laufen weltweit.
Bayern ist, was medizinische Einrichtungen zur Anwendung der Therapeutika betrifft, gut aufgestellt. „Das Ziel ist die erfolgreiche und maßgeschneiderte Bekämpfung verschiedener Krankheiten durch neue Behandlungsansätze wie ATMP. Um die innovativen Methoden der Zelltherapie noch größeren Patientengruppen zur Verfügung zu stellen, ist jedoch ein besseres Zusammenspiel von Kliniken, Wissenschaft und Unternehmen nötig“, erläuterte Prof. Dr. Horst Domdey, Geschäftsführer von BioM und Sprecher des Bayerischen Biotechnologie Clusters. „Bayern bietet dafür ein ideales Ökosystem, zudem gibt es in Ottobrunn bei München eine der wenigen deutschen Produktionsstätten für Gentherapeutika in Marktqualität.“
Allerdings rangiere Deutschland insgesamt als Produktions- und Studienstandort für ATMP international zu weit hinten, so der vfa bio-Vorsitzende Dr. Frank Mathias. Rund 47 Prozent der klinischen Gentherapiestudien beispielsweise fänden in den USA statt, 39 Prozent in China, in Deutschland nur gut 4 Prozent. „Deutschland muss sich entscheiden, ob es diese zukunftsträchtigen Technologien nur nutzen oder auch ein wesentlicher Entwicklungs- und Produktionsstandort werden will, der Wertschöpfung generiert. Einen harten Kern aus ATMP-Kompetenz und dezidierten Unternehmen und Forschungsinstituten gibt es ja dafür. Gebraucht wird nun ein großrahmiger Plan."
Für diesen bezog sich Dr. Mathias auf Empfehlungen aus dem diesjährigen Biotechreport „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2020“ von vfa bio und BCG:
- Gründung eines „Deutschen Zentrums der Gesundheitsforschung für ATMP“, um Forschungsinfrastruktur und Vernetzung zu stärken,
- Gründung einer ATMP-Taskforce, die die disparaten Anforderungen für ATMP-Studien und -Logistik in den Bundesländern harmonisiert,
- Personalaufstockung beim Paul-Ehrlich-Institut als der zuständigen Arzneimittelbehörde, für schnellere Beratung der Unternehmen und zügigere Freigaben von ATMP-Studienanträgen,
- Ausbau und Automatisierung der ATMP-Produktion; Ausbildung entsprechenden Fachpersonals,
- Schließen der Finanzierungslücke im Krankenhaus, um den frühzeitigen Einsatz zugelassener ATMP zu gewährleisten.
Weitere Informationen:
- Jahresreport Biotechnologie Bayern 2019/20; darin ein Überblicksartikel zur Zelltherapie an bayerischen Universitätskliniken:
https://www.bio-m.org/fileadmin/Webdata/Uploads/Zahlen_und_Fakten/Report2020/ - Schaubilder und Foto zu den „Handlungsempfehlungen für eine ‚ATMP welcome‘-Kultur und -Struktur in Deutschland“:
http://www.vfa-bio.de/atmp-handlungsempfehlungen - BCG / vfa bio: „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2020 – Biopharmazeutika: Wirtschaftsdaten und Fortschritte für Patienten durch Zell- und Gentherapien“: vfa-bio.de/publikationen
- Laufend aktualisierte Übersicht über alle zugelassenen ATMPs:
https://www.vfa.de/atmp
Seit 1997 ist BioM die Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in München und Bayern und agiert im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. In ganz Bayern sind etwa 300 Biotechnologie- und Pharma-Unternehmen aktiv. Die Kernkompetenz der Region ist die Entwicklung innovativer Therapeutika und Diagnostika, insbesondere für die Personalisierte Medizin.