Zur Etablierung der Bioökonomie sagte die Wissenschaftsministerin Svenja Schulze in Düsseldorf, dass es darauf ankomme, den Energie- und Chemiestandort NRW zu einer "Blue Economy" umzubauen, bei der die Produktion so wenig ökologische Fußabdrücke wie möglich hinterlasse. "Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Wachstum bietet die Bioökonomie die einzigartige Chance, mit einer Kreislaufwirtschaft eine Alternative zur derzeitigen auf Erdöl basierenden Wirtschaft zu schaffen", betonte Schulze. "Gerade für das Industrieland Nordrhein-Westfalen bieten hochwertige Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen eine enorme Fortschrittsoption." Um diese Optionen auszuloten, hatte die Wissenschaftsministerin zu einem sogenannten "Forum des Fortschritts" nach Düsseldorf eingeladen, an dem etwa 60 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik teilgenommen haben.
Fünf Themenfelder besonders vielversprechend
Sabine Brand von der Unternehmensberatung Capgemini stellte in Düsseldorf die Potenzialanalyse erstmals der Öffentlichkeit vor. Es handelt sich um eine überarbeitete Version der im Jahr 2009 durchgeführten Studie. Die Analysten haben dabei Topthemen identifiziert, die in NRW mit Blick auf die Umsetzung der Bioökonomie besonders vielversprechend sind. "Dazu zählt etwa das Konzept der integrierten Bioraffinerie, aber auch Bereiche wie Biopolymere, Diagnostik, Biopharmazeutika und die Herstellung von biofunktionalen Materialien und Oberflächen", sagte Brand. In diesen Feldern sei eine hervorragende Wissensbasis in NRW vorhanden. Um die Idee eines biobasierten Wirtschaftens entlang der Wertschöpfungskette umzusetzen, brauche es jedoch viel Kommunikation zwischen Forschern und Unternehmen. "Das ist kein Selbstläufer. Hier gilt es, Experten der verschiedensten Disziplinen zusammenzubringen, ungewöhnliche Allianzen zu schmieden und zu koordinieren", so Brand. Um die Vernetzung voranzutreiben, wurde im Rahmen der Studie eine Datenbank von sämtlichen Akteuren in Wissenschaft und Industrie erstellt, die sich für solche Allianzen eignen könnten.
BioSc: Erste ungewöhliche Allianz
Hinsichtlich solch neuartiger Allianzen ist in Nordrhein-Westfalen ohnehin bereits einiges in Bewegung geraten. So wurde im Herbst 2010 der strategische Forscherverbund "Bioeconomy Science Center" (BioSC) gegründet. Die gemeinsame Arbeit im Verbund von Forschungseinrichtungen in Düsseldorf, Jülich, Bonn und Aachen hat mittlerweile Fahrt aufgenommen. Der Geschäftsführende Direktor des BioSC, Ulrich Schurr, berichtete in Düsseldorf, wie sich das BioSC künftig aufstellen will. Mit dem in Deutschland in seiner thematischen Breite einmaligen Zusammenschluss hoffen die BioSC-Forscher gerade auch an jene Fördermittel zu gelangen, wie sie kürzlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschrieben wurde. Wissenschaftsministerin Svenja Schulze unterstrich, es sei bei einem großen und komplexen Thema wie der Umsetzung der Bioökonomie ohnehin nötig, in internationalen Dimensionen zu denken: "Es ist wichtig, dass wir hierzu an europäische Fördertöpfe kommen, mit Landesmitteln allein bekommen wir das nicht hin", betonte Schulze. Christian Patermann, NRW-Berater für die wissensbasierte Bioökonomie im Forschungszentrum Jülich, berichtete über die neuesten Entwicklungen auf europäischer Ebene. Im Mai erst sei ein europaweites Konsulationsverfahren zur biobasierten Wirtschaft abgeschlossen worden, auf dessen Grundlage die EU-Komission im November 2011 eine europäische Strategie und einen Aktionsplan zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft 2020 auf den Weg bringen werde.
Die englischsprachige Capgemini Studie: Roadmap zur Errichtung einer Knowledge-based Bio Economy erhalten Sie hier: www.bio.nrw.de