Welche Potenziale bestehen im Bereich Gesundheitswirtschaft für Regensburg und die Region? Um dies zu beleuchten, hatte die Stadt Regensburg über die BioPark Regensburg GmbH eine Standortanalyse in Auftrag gegeben. Im Rahmen dieser Standortanalyse führte Capgemini Consulting Interviews sowohl mit Vertretern von Kliniken und Krankenhäusern als auch mit Vertretern der niedergelassenen Ärzte, außerdem mit Vertretern von Hochschulen, Krankenkassen, Reha- und Pflegeeinrichtungen, von Politik und Verwaltung sowie von anderen Gesundheitsregionen und Clustern. Ergänzt wurden die Untersuchungen durch Recherchen zu aktuellen Trends und zukünftigen Entwicklungen im Bereich Gesundheitswirtschaft. Die Ergebnisse wurden nun im Rahmen einer Präsentationsveranstaltung am 11. Dezember in den Räumen des BioPark Regensburg vorgestellt.
Der BioPark Regensburg und die BioRegio Regensburg haben eine eindrucksvolle Entwicklung vorzuweisen. Gestartet mit der Kernkompetenz Biotechnologie (1999-2001), folgte zunächst die Erweiterung mit den "Life Sciences" um Medizintechnik, Pharma, Diagnostik und Analytik (2002-2006). Hierauf schloss sich die Einbeziehung von Firmen anderer Branchen wie der Metall-, Textil-, Kunststoffund Glasindustrie an, welche interdisziplinär mit den Lebenswissenschaften interagieren (2006-2011). In der weiteren Konsequenz vernetzt sich der BioPark seit 2012 zunehmend mit Firmen aus der Gesundheitsbranche und hat hier bereits erste Gründer und Firmen im BioPark angesiedelt.
"Wir sehen ganz klar den übergreifenden Trend einer weiteren Verknüpfung der Biotech- und Medtech-Branche mit der Gesundheitswirtschaft am Standort", so Dr. Thomas Diefenthal, Geschäftsführer der BioPark Regensburg GmbH, bei der Eröffnung der Veranstaltung. In seinem Grußwort betonte Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Joachim Wolbergs, dass der Gesundheitssektor mittlerweile der größte Wirtschaftszeig in Deutschland sei. "Mit einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate von 3,5 % jährlich werden hier laut Schätzungen für 2014 mittlerweile fast 280 Mrd. € umgesetzt, das entspricht 11,1 % der deutschen Bruttowertschöpfung", zitierte Wolbergs aus der Studie. Auch Dieter Daminger, Referent für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen der Stadt Regensburg und Mitglied der Geschäftsführung im BioPark fügte ergänzend hinzu, dass mit einer Summe von rund 360 Mrd. € für das Jahr 2014 heute fast 20% des Gesamtkonsums in Deutschland auf Gesundheitsgüter entfallen. Zudem arbeiten mittlerweile 6,2 Mio. Menschen, das ist jeder siebte Erwerbstätige, in diesem Wirtschaftszweig. Die Zahlen belegen eindrucksvoll die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Deutschland.
In seiner anschließenden Präsentation zeigte Dr. Oliver Müller, Head of Healthcare bei Capgemini Consulting, die Stärken und Chancen für die Region in diesem Bereich auf. Herausragend seien das Universitätsklinikum und die Fakultät für Medizin der Universität Regensburg sowie die exzellente Versorgung durch die modellhafte Vernetzung der Krankenhäuser in der Region. Keimzellen für zukünftige Leuchttürme der Kliniken und Hochschulen befinden sich bereits im BioPark, z.B. das Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie (RCI), die Fraunhofer Arbeitsgruppe (ITEM), das Tumorzentrum Regensburg oder das Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE). Die vielversprechendsten Themen und Kondensationspunkte für Regensburg sind "Alternde Gesellschaft" (vertreten durch das Zentrum für Altersmedizin der Barmherzigen Brüder), "Zelltherapie" (mit dem RCI des Uniklinikums), die "Verknüpfung von Medizintechnik, IT und E-Health" (mit dem RCBE der OTH) sowie "Onkologie" (mit dem Tumorzentrum, einem An-Institut der Universität und der Fraunhofer-Projektgruppe im BioPark).
Die Studie empfiehlt dem BioPark zu prüfen, inwieweit ein "Innovationszentrum Healthcare" als neuer Inkubator auf dem Campus möglich wäre. Sie empfiehlt ferner, am Standort geeignete Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel - insbesondere im Pflegebereich - zu ergreifen. Die Stadt Regensburg hat den BioPark beauftragt, die Ergebnisse der 150-seitigen Studien nun gemeinsam mit den Entscheidungsträgern der Region auf ihre Umsetzung hin zu überprüfen. Aus dieser Machbarkeitsanalyse wird ein "Masterplan Gesundheitswirtschaft für die Region Regensburg" erarbeitet, aus dem erste gemeinsame Projekte in 2016 für die weitere Entwicklung hervorgehen sollen.