Der Cluster BioRegio Regensburg hat seit 1999 eine dynamische Entwicklung erlebt, die auf regelmäßige Standortanalysen fundiert. Gestartet mit der Kernkompetenz Biotechnologie (1999-2001), folgte die Erweiterung mit den Lebenswissenschaften Life Sciences (2002-2006). Hierauf schloss sich die Einbeziehung von Firmen anderer Branchen wie der Metall-, Textil-, Kunststoff und Glasindustrie an, welche interdisziplinär mit den Lebenswissenschaften interagieren (2006-2011). In der weiteren Konsequenz vernetzt sich der BioPark seit 2012 zunehmend mit Firmen aus der Gesundheitsbranche und hat hier bereits erste Gründer und Firmen im BioPark angesiedelt.
Im Zuge der seit 2015 laufenden Standortanalyse Gesundheitswirtschaft (siehe BioPark PR Nr. 157) ergab sich die Frage, ob der Gesundheitstourismus in der Region existent ist und wenn ja, wie dieser organisiert ist. Hierzu unterstützte die BioPark GmbH die Bachelorarbeit von Julia Kolbeck an der Technischen Hochschule in Degendorf. Frau Kolbeck studiert dort seit Oktober 2012 Tourismusmanagement und wurde bei der Arbeit von Prof. Horst Kunhardt betreut, der die Fakultät für Angewandte Gesundheitswissenschaften leitet. Im Studiengang Tourismusmanagement wird in Deggendorf u.a. das Modul „Medical and Health Tourism“ gelehrt.
Die Experten unterscheiden drei Ausprägungen beim Gesundheitstourismus; den Medizin-Tourismus, den Kur-Tourismus und den Wellness-Tourismus. In ihrer 100-seitigen Bachelorarbeit analysierte Frau Kolbeck diese Bereiche und führte Interviews mit den schon bei der Standortanalyse identifizierten Partnern durch. Zwar verfügt Regensburg über sein ausgedehntes Einzugsgebiet in Ostbayern über eine gute Versorgung mit Ärzten und Krankenhäusern, jedoch schätzten zweidrittel der Interviewpartner das Zukunftspotential des Gesundheitstourismus in der Region Regensburg als wenig lukrativ und extrem begrenzt ein. Daher bildet aktuell bei der Mehrzahl der befragten Institutionen der Gesundheitstourismus derzeit kein strategisches Ziel. Zwar verfügt die Region über eine gute flächendeckende medizinische Versorgung und Pflegeanstalten, jedoch ist die für einen Gesundheitstouristen notwendige attraktive Infrastruktur hinsichtlich sehr guter Verkehrsanbindungen, großer Fünf Sterne Hotels und ausgeprägter Shoppingmöglichkeiten im Luxusbereich nur begrenzt gegeben. Zudem genießt die Stadt München in relativer Nähe einen höheren Grad an Bekanntheit als die Region Regensburg, welche als ländlicher bzw. provinzieller beschrieben wird. Mehrheitlich raten die Interviewpartner auch davon ab, nachträglich ein Alleinstellungsmerkmal in diesem Bereich aufzubauen (negativer Kosten-Nutzeneffekt). Vielmehr sehen die Teilnehmer das Hauptziel der nächsten Jahre in der gesundheitlichen Versorgung der regionalen Bevölkerung. Hier erwarten alle Experten eine vermehrte Inanspruchnahme und damit erhöhte Auslastung der medizinischen Einrichtungen in den nächsten Jahren. „Die wissenschaftliche Arbeit von Frau Kolbeck bestätigt die Handlungsempfehlung der Standortanalyse zum Thema Gesundheitstourismus“ kommentiert Dr. Thomas Diefenthal, Geschäftsführer der BioPark Regensburg GmbH die Bachelorarbeit. Das Thema soll natürlich damit nicht zu den Akten gelegt werden, vielmehr könnte man es als Synergieeffekt über den generellen Tourismus oder das in Planung befindliche Projekt Gesundheitsregion PLUS weiter verfolgen.
Weitere Informationen
• Bachelorarbeit “Gesundheitstourismus in der Region Regensburg – Analyse zur Etablierung eines gesundheitstouristischen Clusters” (2016)