Die AiCuris Anti-infective Cures AG aus Wuppertal, ein führendes Unternehmen in der Erforschung und Entwicklung von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten und das Biotechnologie-Unternehmen Lysando AG mit seiner Regensburger Tochtergesellschaft Lysando Innovations Lab GmbH haben sich 2019 zusammengeschlossen, um den Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen mit innovativen, auf der sog. Artilysin®-Technologieplattform von Lysando basierenden Ansätzen voranzutreiben. Dahinter verbirgt sich ein neuartiges Protein-Molekül, das gezielt die Hülle von an Infektionen beteiligten Bakterien destabilisieren und diese letztendlich zerstören kann. Der entscheidende Vorteil des neuen Verfahrens ist seine hochspezifische Wirksamkeit und breite Anwendungsmöglichkeit gegen bakterielle Erreger. Erste Einsätze in der Veterinärmedizin und Medizintechnik haben gezeigt, dass diese Molekülklasse gegenüber einer Resistenzbildung stabiler ist als andere bekannte antimikrobielle Wirkstoffe. Artilysin®e können daher auch gegen multiresistente Keime eingesetzt werden, bei denen herkömmliche Antibiotika heute nicht mehr wirksam sind.
In dem neuen Projekt mit AiCuris, einem 2006 gegründetem Spin-Off der Bayer AG, soll die erste Anwendung des neuen Wirkstoffkandidaten bei Patienten vorangetrieben werden. Bakterielle Infektionen sind die wahrscheinlichste Einzelursache für die verzögerte Heilung sekundär auftretender, chronischer offener Wunden, wie z. B. einem diabetischen Fußsyndrom. Wird eine Infektion vernachlässigt, kann sie sich von einer Kontamination über eine Kolonisierung und lokale Infektion bis hin zu einer systemischen Infektion, Sepsis (Blutvergiftung) und multiplem Organversagen entwickeln und lebensbedrohlich sein. Die anhaltende Zunahme von Resistenzen und der Mangel an neuen wirksamen Antibiotika in den pharmazeutischen Forschungspipelines, erschweren zudem die notwendige Behandlung. Aktuell sind weltweit etwa 422 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, Tendenz steigend. Infektionen des diabetischen Fußes sind eine häufige, komplexe und kostspielige Komplikation bei Diabetes und geht mit einer erhöhten Häufigkeit und Dauer von Krankenhausaufenthalten, einem hohen Risiko einer Amputation der unteren Extremitäten und einer hohen Morbidität sowie einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität einher.
In dem neuen Projekt sollen Artilysin®e entwickelt werden die für die Behandlung von infizierten, chronischen Wunden eingesetzt werden können, die durch herkömmliche Antiseptika oder systemische Antibiotika nicht mehr zu behandeln sind. Bemerkenswert ist, dass die Artilysin®e durch eine topische Formulierung, d.h. lokale Verabreichung mit Salben, Cremes oder Tropfen im Gegensatz zu einer systemischen Anwendung, z.B. Tabletten, auch im Hinblick auf den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika (Antibiotic Stewardship) von Vorteil wäre. Darüber hinaus gewährleistet die Spezifität von Artilysin®en den Erhalt des natürlichen gesunden menschlichen Mikrobioms und verhindert die Wiederansiedlung von Krankheitserregern.
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