Eine erfolgreiche Bioökonomie setzt ein großes Maß an Vernetzung und Interaktion voraus. Viele Vorhaben stehen zu Beginn vor der klassischen „Henne-Ei-Frage“. Müssen zuerst politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Bioökonomie in einzelnen Firmen, Gemeinden oder Institutionen zu ermöglichen, oder braucht es zuerst diese Firmen, Gemeinden und Institutionen, um Anreize für entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen? Dieser Frage stellte sich auch das EU-Projekt „GoDanuBio“ in den vergangenen zwei Jahren und konnte mit einem zweigleisigen Ansatz erfolgreich modellhafte Antworten liefern.
Das Interreg-Donauraumprojekt „GoDanuBio” unterstützte den Aufbau politischer Rahmenbedingungen und partizipativer Regierungsformen in den beteiligten Regionen und Ländern entlang der Donau vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Die Hauptthemen waren der Ausbau der Bioökonomie, eine nachhaltige ländliche Entwicklung und Interaktionen zwischen Stadt und Land.
Das GoDanuBio-Projektkonsortium bestand hauptsächlich aus einem langjährigen Netzwerk von Ministerien, staatlichen Stellen und Wirtschaftsförderungsorganisationen aus dem Donauraum. Es waren einige Partner aus dem Vorgängerprojekt „DanuBioValNet“ (2017-2019) beteiligt, aber es kamen auch neue dazu, darunter z. B. eine Gemeinde (Rumänien), eine Kreisverwaltung (Slowakei) und ein Forschungsinstitut (Baden-Württemberg). Aufgabe der BIOPRO Baden-Württemberg war es, Strategieprozesse zu begleiten und das Netzwerk zu stärken sowie auszubauen. Dabei profitierten die Projektpartner nicht nur von der langjährigen Erfahrung der Landesagentur, sondern auch von ihrer tatkräftigen Unterstützung in der Koordination und Öffentlichkeitsarbeit. Das Projekt endete offiziell am 31. Dezember 2022.
Wichtigste Ergebnisse
Fortschritte bei der Einführung von politischen Rahmenbedingungen und Infrastruktur
Das Projekt unterstützte die Entwicklung politischer Ansätze zur Kreislaufwirtschaft in Kroatien, Tschechien, Ungarn und Rumänien. In einigen dieser Fälle bestand der Ansatz darin, das Konzept der Bioökonomie in die bereits bestehende Kreislaufwirtschaftspolitik einzubetten. Die GoDanuBio-Abschlusskonferenz wurde in Serbien organisiert und setzte einen Impuls zur Stärkung jüngster Initiativen, wie der Gründung eines Bioökonomie-Clusters.
Effektive Gestaltung der Bioökonomisierung des Donauraums
Die Einbeziehung unterschiedlicher Akteure der Bioökonomie entlang der Wertschöpfungsketten wurde beschleunigt. Es wurde ein Integrationsplan veröffentlicht, der als Leitfaden dienen kann, um die Interaktionen zwischen Stadt und Land von Seiten der Politik zu stärken. Die Erstellung einer "Best-Practice-Broschüre über die Mobilisierung von Akteuren für die zirkuläre Bioökonomie", in der 26 Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen teilnehmenden Regionen und Ländern gesammelt wurden, diente als Basis für Inspiration und Austausch für alle Partner und über das Projekt hinaus.
Stärkung der Kultur der partizipativen Regierungsführung
Zwischen Mai 2021 und November 2022 organisierte das Konsortium 44 Trainings und Co-Creation Workshops mit den Hauptthemen „Bioökonomie" und „Zusammenarbeit und Vernetzung". Mit den die Co-Creation-Workshops in zehn Ländern wurden rund 500 Einzelorganisationen und 800 Teilnehmer erreicht. Mit dem Wissen, dass Österreich, Kroatien, Deutschland, Ungarn und Slowenien in der Vergangenheit bereits Erfahrungen mit partizipativen Regierungsformen gemacht haben, trug das Projekt dazu bei, neue Formen der demokratischen Politikgestaltung in einigen der anderen teilnehmenden Regionen zu fördern oder zumindest Schritte in diese Richtung einzuleiten.
Fahrplan für ein Expertengremium
Die Gründung eines Expertengremiums war eine der Ideen, die aus dem DanuBioValNet-Projekt hervorgingen. In GoDanuBio wurde diese Idee umgesetzt. Die Experten im Gremium können mit ihrem Fachwissen über die Bioökonomie und die Entwicklung von Clustern und Innovationen in der Wertschöpfungskette als nationale Ansprechpartner fungieren, um den Prozess der Transformation zu begleiten. Darunter zählen beispielsweise weitere EUSDR PA8 Flagships, Interreg oder Horizon Europe Projekte. Der Fahrplan für das Expertengremium wurde über den Projektzeitraum hinaus bis 2023 aufgestellt.
Mehr Sichtbarkeit für Interreg
BIOPRO Baden-Württemberg hat als federführender Partner insbesondere mit der BIOEAST-Initiative kooperiert, mit welcher gemeinsam ein Entwurf für eine Mitteilung an verschiedene Generaldirektionen der Europäischen Kommission (RTD, AGRI, GROW, REGIO) und andere europäische Akteure erstellt wurde. Dieses Dokument sowie die Teilnahme von Prof. Dr. Kindervater und dem Staatssekretär im Ministerium für regionale Entwicklung und EU-Fonds (Kroatien) an der EU-Bioökonomie-Konferenz in Brüssel (Oktober 2022) waren ein lebendiger Beweis dafür, wie das Projekt auf den Ergebnissen des Vorgängerprojekts aufbaute und mit anderen Initiativen interagierte.
Weiterführende Schritte
Eine interne Umfrage innerhalb des Konsortiums ergab, dass die Ergebnisse von GoDanuBio in den kommenden Jahren eine mittlere bis hohe Wirkung in den verschiedenen teilnehmenden Ländern erzielen werden. Weitere EU-finanzierte Folgeprojekte oder die Art und Weise, wie der Europäische Green Deal in den einzelnen Ländern verwaltet wird, könnte in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Sicherlich werden einige der Ergebnisse des Projekts durch zwei kürzlich gestartete Horizon Europe Projekte weitergetragen: CEE2ACT und ROBIN, letzteres mit Baden-Württemberg und Žilina (Slowakei) als teilnehmende Regionen.