Eine der großen Herausforderungen der Zukunft besteht darin, immer mehr Menschen zu ernähren und dabei gleichzeitig regenerative Ressourcen für eine dauerhafte Energieversorgung und für vielfältige industrielle Prozesse bereitzustellen. Das erfordert Wertschöpfungsnetze, die eine nachhaltige Nutzung der regenerativen Ressourcen, insbesondere von Biomasse, ermöglichen.
Wie solch ein Bioökonomie-Netz aufgebaut sein könnte, zeigt der Gemeinschaftsstand, an dem auch die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) und für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beteiligt sind.
Fünf vernetzte Wertschöpfungsketten
Jede Wertschöpfungskette im Bioökonomie-Netz beginnt mit einem nachwachsenden Rohstoff. Wie dieser kostengünstig und effektiv in die benötigten Zwischenstufen umgesetzt werden kann, zeigen die Rohstoffkonzepte, die die wissenschaftliche Nachwuchsgruppe der Universität Kaiserslautern mit Förderung durch das BMEL entwickelt hat. An fünf exemplarischen Wertschöpfungsketten werden aktuelle Ansätze für eine biobasierte Wirtschaft vorgestellt.
Werkstoffe aus Buchenholz für Leichtbau, 3D-Druck und Carbonfasern
Eine zentrale Rolle in der Bioökonomie spielt der nachwachsende Rohstoff Holz. Mit seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten beschäftigen sich die Industrie- und Forschungspartner des BioEconomy Clusters aus Sachsen-Anhalt und knüpfen ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wertschöpfungsketten: Buchenholz statt Stahl oder Beton in der Bauwirtschaft sowie innovative Materialien aus Aufschlussprodukten von Holzstoffresten für moderne Kunststoffe, die beispielsweise in der Automobilbranche Anwendung finden.
Cellulose als Aufschlussprodukt kann auch als Ausgangsmaterial für die Entwicklung biobasierter Kunststoffe für den 3D-Druck genutzt werden. Wie dieses ganz verbrauchernahe Beispiel für Bioökonomie funktioniert, zeigt das Projekt „BioFabNet“, das von der BIOPRO initiiert wurde.
Ganz neuen Einsatzmöglichkeiten für Lignin ist ein BMEL-gefördertes Forschungsprojekt auf der Spur. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP wollen daraus Carbonfasern herstellen, die in Zukunft im (automobilen) Leichtbau eine große Rolle spielen werden.
Um aus diesen biobasierten Hochleistungsfasern auch nachhaltige Verbundwerkstoffe herzustellen, werden biobasierte Harze benötigt. Mit der Entwicklung haben sich Arbeitsgruppen der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus und des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung, AG Polymermaterialien und Composites in einem BMEL-geförderten Projekt beschäftigt.
Mobilität mit Biogas: Projekt der BIOPRO belegt Praxistauglichkeit
Dass Bioökonomie auch CO2-neutrale, biobasierte Mobilität bedeutet, zeigt die BIOPRO. Biogas aus pflanzlichen Reststoffen wird zu Biomethan aufgearbeitet und in das Erdgasnetz eingespeist. So steht es an Erdgastankstellen als Treibstoff für PKW zur Verfügung.
Beim Knüpfen der Wertschöpfungsnetze müssen aber auch Faktoren wie regionale, nationale und internationale Rohstoffverfügbarkeiten und -bedarfe bedacht werden. Und diese müssen mit den verschiedenen Nutzungsformen für die Rohstoffe in Beziehung gesetzt werden. Damit hat sich das „Kompetenznetz Modellierung der Bioökonomie“ innerhalb der Bioökonomie-Forschungsstrategie Baden-Württemberg beschäftigt und präsentiert seinen Ansatz als großflächige Projektion auf dem Gemeinschaftsstand.
Bioökonomie führt zu neuen Produkten
Die wichtigste Rohstoffquelle für die Bioökonomie ist aber die menschliche Kreativität. Und so werden auf dem Stand auch ausgewählte Ergebnisse aus dem BMBF-Wettbewerb „Neue Produkte für die Bioökonomie“ vorgestellt: Die Projekte „BioDuroZell“, „Sens-o-Spheres“ und „Mizellenkleber“ zeigen innovativen Produktideen mit diversen Exponaten und Präsentationen. Der Projektträger Jülich setzt den Wettbewerb im Auftrag des BMBF um.
Bioökonomie-Wissen muss an die Industrie weitergegeben werden
Noch besteht seitens der verarbeitenden Industrie oft eine gewisse Hemmschwelle beim Einsatz von biobasierten Werkstoffen. Hier setzt das vom BMEL geförderte Kompetenznetzwerk „Verarbeitung von Biokunststoffen“ an. Das Kompetenznetzwerk, das sind vier Partner: Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe der Hochschule Hannover IFBB, Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung IAP, Kunststoff-Zentrum SKZ und Professur für Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz SLK. Sie haben eine umfangreiche Datensammlung zu den Verarbeitungseigenschaften von Biokunststoffen speziell für die Anforderungen der Industrie in einer Datenbank zusammen getragen und werden diese vorstellen.