Stationäre Klinikaufenthalte sind teuer. Für derartige Behandlungen in Krankenhäusern zahlten die gesetzlichen Krankenversicherungen 68,6 Milliarden Euro im Jahr 2014. Das entspricht 33 Prozent der gesamten Leistungskosten – Tendenz steigend.1 Grund dafür sind zum einen der Einsatz von teuren Materialien und zum anderen lange Liegezeiten nach aufwendigen Operationen.
Ein häufiges Beispiel: Knieprothesen. Mit etwa 150.000 Operationen die in Deutschland pro Jahr durchgeführt werden, ist das übliche Verfahren meist: Erst eine technisch aufwendige Diagnose, dann die Operation und schließlich eine langwierige Rehabilitation. Schnell liegen die Kosten für die Behandlung im fünfstelligen Bereich, gerade auch bei jüngeren Patienten, bei denen die erste Prothese im weiteren Leben häufig wieder ausgetauscht werden muss. Anstatt das Kniegelenk im Falle einer bereits eingetretenen Arthrose frühzeitig ersetzen zu müssen, kann selbst ein größerer Knorpelschaden, der später im Gelenkverschleiß endet, mit einem innovativen Verfahren behoben werden. Diese als Tissue Engineering bezeichnete Technologie basiert auf der Verwendung von körpereigenem Gewebe: Dem Patienten wird ein kleiner Teil der vorhandenen Knorpelzellen entnommen, die sich unter Laborbedingungen innerhalb von etwa drei Wochen vermehren. Anschließend werden sie in ein Hydrogel überführt, das in den Knorpelschaden injiziert wird und an Ort und Stelle aushärtet. Die gezüchteten Zellen sind in der Lage, das zerstörte Knorpelgewebe zu regenerieren. Der Operationsaufwand ist gering, da es sich um einen minimalinvasiven Eingriff handelt. Dadurch sinken auch die angrenzenden Behandlungskosten: Der Patient kann in der Regel nach nur 3 Tagen das Krankhaus verlassen, und auch die anschließende Rehabilitation ist meist deutlich verkürzt. Außerdem wird erwartet, dass hierdurch die Zahl der erforderlichen Prothesenversorgungen künftig erheblich reduziert werden kann.
Diese spezielle Methode – genannt NOVOCART® Inject – der Firma TETEC AG wird von den Kassen vergütet und kann in einigen Fällen eine Alternative zum Knieersatz darstellen. Bislang wird diese Behandlung europaweit etwa 2.000 Mal pro Jahr durchgeführt. „In der Zukunft hoffen wir, die Technologie auch auf weitere Indikationen wie zum Beispiel Bandscheibenvorfälle auszudehnen“, erklärt Dr. Klaus Maleck, Vorstand des Unternehmens.
Kleiner Markt – große Wirkung bei der Lebensqualität von Verbrennungsopfern
Doch auch bei deutlich geringeren Fallzahlen als im Bereich der Knieprothesen hat die Industrie Methoden entwickelt, die als hochmodern hinsichtlich der bestmöglichen Patientenbehandlung gelten. Und die zusätzlich unsere Krankenkassen entlasten. So etwa im Falle von schweren Verbrennungen und Verbrühungen. Mit circa 4.000 Betroffenen pro Jahr handelt es sich um eine Randgruppe, doch die Behandlung ist aufgrund des oft wochenlangen Klinikaufenthalts, der häufigen Verbandwechsel und nicht zuletzt der hohen Dosierung von Schmerzmitteln sehr kostenintensiv.
Bereits seit 2004 gibt es eine Behandlungsmethode für schwerste Verbrennungen und Abschürfungen in Form eines synthetischen Hautersatzes. Die Membran aus Polymilchsäure schützt die geschädigten Flächen und ermöglicht darunter eine narbenfreie Abheilung. Und: Die synthetische Membran muss nur ein einziges Mal aufgelegt werden. Aufwendige und vor allem auch schmerzhafte Verbandwechsel entfallen. Dadurch sinken die Behandlungskosten um bis zu 67 Prozent. Die Methode der PolyMedics Innovations GmbH ist erfolgreich. Inzwischen hat die nur 18 Mitarbeiter starke Firma eine Niederlassung in den USA und der Vertrieb erstreckt sich auf 30 Länder. „SUPRATHEL® hat sich in Deutschland als Marktführer durchgesetzt. Wir konnten weit über 20.000 Patienten mit unserer Technologie helfen. Darauf sind wir sehr stolz“, verdeutlicht Prof. Dr. Heinrich Planck, Geschäftsführer des Unternehmens. „Das Produkt ist als erster künstlicher Hautersatz voll erstattungsfähig. Und die von uns erzielten Gewinne reinvestieren wir in unsere eigene Forschung.“ Denn die Technologie könnte künftig auch bei anderen Indikationen wie etwa chronischen Wunden eingesetzt werden.
Dieses Ziel wird der gelernte Maschinenbauer aus Rottenburg am Neckar nicht aus den Augen verlieren. „Gemeinsam planen wir, alle drei Jahre ein neues Produkt auf den Markt zu bringen.“ Dabei geht es dem Gründer jedoch nicht nur um Profit. Denn die Märkte für die entwickelten Produkte sind meist nicht groß. Viel wichtiger ist es für Prof. Planck, die moralische Verpflichtung, die er gegenüber den Patienten empfindet, zu erfüllen, und für die Betroffenen eine optimale Therapie anzubieten.
1 Pressemitteilung: Finanzergebnisse der GKV 2014: Finanz-Reserven der gesetzlichen Krankenversicherung bei 28 Milliarden Euro.
Die TETEC AG wurde im Jahr 2000 aus dem NMI und der BG Klinik Tübingen gegründet. Mit dem Portfolio NOVOCART® Basic, NOVOCART® 3D und NOVOCART® Inject ist die TETEC europäischer Marktführer im Bereich der regenerativen Therapien für Knorpelschäden. Am Standort Reutlingen forschen rund 80 Mitarbeiter in einem interdisziplinären Team unter strengsten Qualitätsanforderungen an der Entwicklung neuer Verfahren zur Behandlung komplexer Schäden und Erkrankungen im Bereich des menschlichen Stütz- und Bewegungsapparates: hier wird auf hohem Niveau zell- und molekularbiologisches Wissen mit klinischem und pharmakologischem Know-how vereint, um auch andere Schädigungen, z.B. Bandscheibenvorfälle regenerativ kurieren zu können. Als Tochterunternehmen von B. Braun/Aesculap® kann die TETEC ein hervorragendes Vertriebsnetz garantieren und ihr Wissen durch professionelle Anwenderschulung und -betreuung vermitteln.
Die Polymedics Innovations GmbH (PMI) mit Sitz in Denkendorf ist ein führendes Medizintechnikunternehmen im Advanced Woundcare Bereich. Die Mission der Firma ist es, die Wunderversorgung für Patienten, Ärzte und die Gesellschaft durch Innovation und Zusammenarbeit voranzutreiben.
Das Unternehmen wurde 2001 von Prof. Dr. Heinrich Planck, einem der renommiertesten Pioniere der biomedizinischen Verfahrenstechnik, und den übrigen Erfindern der SUPRATHEL® Technologieplattform gegründet. SUPRATHEL® wurde im Rahmen des Kompetenzzentrums für Biomaterialien und Organersatz e.V. mit Mitteln des Bundes, des Landes und der Industrie am ITV Denkendorf entwickelt. SUPRATHEL® ist ein innovativer Hautersatz zur Behandlung oberflächiger dermaler Wunden. Insbesondere für die Versorgung von Verbrennungen, Schürfwunden, Spalthautentnahmestellen und chronischen Wunden trägt SUPRATHEL® zur wirkungsvollen Heilung bei. Seit der ersten Zulassung 2004 wurden über 20 000 Patienten mit dem Medizinprodukt behandelt.
Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte engagiert sich PMI aktiv für die Grundlagenforschung und die Entwicklung innovativer Medizinprodukte. PMI verfügt über ein validiertes Qualitätssicherungssystem und ist nach ISO EN 13 485 zertifiziert.