Nach einer Studie der medizinischen Selbstverwaltung von Ärzten, Krankenkassen, Apotheken und Kliniken lassen sich mit der Gesundheitskarte jährlich über 500 Millionen Euro einsparen. Missbrauch wird schwieriger, Abrechnungen erfolgen schneller, Doppelbehandlungen werden vermieden. Harms: „In einem Gesundheitssystem, das unter der Ausgabenlast leidet, müssen solche Potenziale konsequent genutzt werden.“ Die an dem Projekt beteiligten Unternehmen haben dafür inzwischen beachtliche Vorarbeiten geleistet. Ihre Entwicklungskosten für die Gesundheitskarte belaufen sich schon jetzt auf 170 Millionen Euro. Bei dem Vorhaben geht es letztlich auch um den Innovationsstandort Deutschland. Andere Länder entwickeln ebenfalls Telematikanwendungen für das Gesundheitswesen. „Wenn wir in Deutschland zu lange warten, werden wir bald nur noch Lösungen aus dem Ausland einkaufen. Drücken wir aber jetzt aufs Tempo, können wir hier zu Lande die Grundlagen für ein Vorzeigeprojekt mit Weltmarktpotenzial legen. Die beiden Testregionen spielen dabei eine wichtige Rolle“, sagte Harms.
Der Startschuss für den ersten Großtest war Anfang vergangener Woche im schleswig-holsteinischen Flensburg gefallen. Wie in Löbau-Zittau erhielten auch dort 10.000 Versicherte eine elektronische Gesundheitskarte, um sie in der Praxis auszuprobieren. Weitere Testregionen in anderen Bundesländern folgen 2007. Gleichzeitig werden die Funktionen der Gesundheitskarte schrittweise erweitert. Bisher sind auf ihr vor allem allgemeine Informationen zum Inhaber gespeichert – wie etwa Wohnort und Krankenkasse. 2007 kommt unter anderem das elektronische Rezept hinzu. Ein Ausdruck auf Papier ist damit nicht mehr nötig.