Damit sich die Vorteile für alle Beteiligten entfalten können, reicht die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte als solche nicht aus. Der Expertenbericht empfiehlt deshalb die verbindliche Einführung einer so genannten Telematik-Architektur. Das ist eine übergeordnete „Sprache“, die alle vorhandenen - und bislang nicht kompatiblen - Informationssysteme im Gesundheitswesen miteinander vernetzt. Diese Rahmenarchitektur sorgt dafür, dass alles Systeme – ähnlich der Straßenverkehrsordnung im Autoverkehr – nach den gleichen Regeln und Anforderungen arbeiten. Erst dieser einheitliche Informations- und Kommunikations-Standard ermöglicht, dass Daten elektronisch ausgetauscht und von unterschiedlichen Systemen gelesen und verarbeitet werden können. Steht diese Architektur, können konkrete Anwendungen wie das elektronische Rezept, der elektronische Arztbrief oder die elektronische Patientenakte innerhalb kürzester Zeit eingeführt werden. Die notwendigen Technologien sind bereits verfügbar und erprobt.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt nahm die Empfehlungen der Industrie am heutigen Montag gerne entgegen und bezeichnete sie als wichtigen Beitrag für die Zukunftssicherung des Standortes Deutschland.
Die Gesundheitskarte soll für alle gesetzlich Versicherten bis zum 1. Januar 2006 eingeführt werden. Die Experten der Industrie empfehlen außerdem im Vorfeld zusätzlich einen elektronischen Heilberufe-Ausweis mit digitaler Signatur einzuführen. Dieser Ausweis soll den Schutz der sensiblen Patientendaten auf einem hohen Niveau gewährleisten.
Eine weitere Empfehlung in der Expertise ist, dass der Gesetzgeber lediglich die Rahmenbedingungen dafür schaffen soll, um die Telematik-Architektur aufzubauen. Der tatsächliche Aufbau muss nach Ansicht der Experten im freien Wettbewerb über transaktionsorientierte und leistungsbezogenen Entgeltsysteme erfolgen.
Zum Hintergrund: Im elektronischen Gesundheitspass wird ein Chip integriert, der allen Berechtigten (also Ärzten, Krankenhäuser, Apotheken, Krankenkassen, etc.) den Zugang zu den Daten ermöglicht und auf dem eine Auswahl von Notfall- und Behandlungsinformationen gespeichert werden. Erstmals verfügen Patienten damit völlig frei über ihre Daten, erhalten Einblick in ihren Therapieverlauf und werden im Notfall schneller und wirksamer behandelt. Durch die elektronische Verarbeitung von Rezepten, Arztbriefen oder Röntgenbildern lassen sich belastende und kostenträchtige Mehrfachuntersuchungen vermeiden. Zugleich steigt die Transparenz im Gesundheitswesen und es werden eventuelle Unverträglichkeiten bei Medikamenten rechtzeitig erkannt.