- Fast die Hälfte würde im Autobahnstau die Kontrolle an die Technik abgeben
- Für 85 Prozent der Befragten wird die Kompatibilität mit dem Smartphone beim Autokauf künftig wichtiger
- Große Bereitschaft, Fahrzeugdaten zur Aufklärung von Unfällen und Verbrechen bereitzustellen
Die Automobilbranche wird derzeit durch die Digitalisierung von Grund auf verändert. „Aus Fahrzeugen werden rollende Rechenzenten“, so Rodler. Diese könnten beispielsweise mit dem Smartphone aufgeschlossen werden und würden mit dem vernetzten Zuhause des Besitzers kommunizieren. „Der Pkw und der Lkw von morgen sind so intelligent, dass sie selbstständig mit Hilfe von Laserscannern, Minicomputern und Kameras durch den Verkehr navigieren. Dadurch wird das Autofahren so sicher, so effizient und so ressourcenschonend wie nie zuvor.“
Fast drei Viertel der Autofahrer (73 Prozent) wären grundsätzlich bereit, dem Auto in bestimmten Situationen die Kontrolle zu überlassen. Dabei ist die Bereitschaft in relativ ungefährlichen Momenten erwartungsgemäß am größten. 63 Prozent können sich vorstellen, ihr Auto automatisch in die Parklücke manövrieren zu lassen. 45 Prozent würden gerne im Autobahnstau auf Autopilot schalten. Immerhin 15 Prozent würde sogar im fließenden Verkehr auf der Autobahn und 9 Prozent im Stadtverkehr die Kontrolle an die Technik abgeben. 7 Prozent können sich das uneingeschränkt, also während der gesamten Fahrt auf allen Straßen, vorstellen. „Es ist absehbar, dass diese Werte schnell steigen, wenn die Autofahrer die Erfahrung machen, dass sie der Technik vertrauen können“, sagte Rodler.
Für das autonome bzw. hochautomatisierte Fahren spricht aus Sicht der Befragten vor allem, dass dadurch ein besserer Verkehrsfluss möglich wird. 36 Prozent der Befragten geben dies als Argument an. „Das Auto von morgen ist eingebunden in intelligente Verkehrsnetze, das heißt, es kommuniziert mit der Infrastruktur und mit anderen Autos. Dadurch können zum Beispiel weitaus mehr Fahrzeuge als bisher in einer Grünphase eine Ampel passieren, was Staus vermeiden hilft“, so Rodler. 30 Prozent versprechen sich vom intelligenten Auto einen geringeren Verbrauch. 28 Prozent sind der Ansicht, dass das Autofahren dadurch sicherer wird. „Das selbstfahrende Auto hat keine Schrecksekunde. Es lässt sich auch nicht von den Kindern auf der Rückbank ablenken. Und es steht garantiert nie unter Alkoholeinfluss“, so Rodler. „Durch die Einbindung in intelligente Verkehrsnetze wird das vernetzte Auto zudem in Echtzeit gewarnt, wenn eine Gefahr droht.“
Damit intelligente Autos mit der Infrastruktur kommunizieren können, muss diese aufgerüstet werden. 84 Prozent der Befragten wollen, dass Bund, Länder und Kommunen stärker in intelligente Verkehrssysteme investieren. Dabei sagen 55 Prozent, dass das Geld aus Lkw-Mautgebühren kommen soll. 47 Prozent können sich auch vorstellen, dass dafür Steuermittel bereitgestellt werden. 22 Prozent sprechen sich dafür aus, dass das Geld aus der Pkw-Maut kommt. Nur 11 Prozent sind gegen Investitionen in intelligente Verkehrssysteme.
Mit der zunehmenden Digitalisierung des Autos verändern sich auch die Kriterien, die Verbraucher beim Autokauf anlegen. Dabei zeigt die Umfrage, dass die Smartphone-Integration zum Muss wird. 85 Prozent der Deutschen werden in zehn Jahren beim Autokauf verstärkt darauf achten, dass die Benutzeroberfläche im Cockpit mit den gängigen Smartphone-Betriebssystemen kompatibel ist. So kann etwa die Routenplanung, die man zu Hause auf dem Smartphone gemacht hat, problemlos beim Einsteigen ins Fahrzeug übernommen werden. 82 Prozent erwarten, dass ihnen Umwelteigenschaften wie Verbrauch und Abgaswerte wichtiger werden. 81 Prozent werden gesteigerten Wert darauf legen, dass das Auto neue Fahrerassistenzsysteme wie die Einparkhilfe oder den Stauassistenten hat. Für 81 Prozent der Verbraucher wird zudem ein vernetztes Entertainmentsystem in zehn Jahren beim Autokauf wichtiger.
Die technologische Entwicklung rund um das vernetzte und autonome Fahren ist laut Bitkom bereits weit fortgeschritten. Offen sind dagegen noch viele rechtliche Fragen – etwa zum Datenschutz, zur Haftung und zur Zulassung. Dies treibt auch die Verbraucher um, wie die Umfrage zeigt. So fordern beispielsweise 86 Prozent der Befragten, dass die Politik offene Haftungsfragen klärt. „Die Politik muss jetzt einen Gang hochschalten und die Rahmenbedingungen für die Mobilität von morgen schaffen“, so Rodler.
Was den Umgang mit den Daten aus dem vernetzten Auto angeht, sind die Verbraucher schon in vielen Fällen prinzipiell aufgeschlossen, fordern aber Transparenz und Kontrollmöglichkeiten. Ein Drittel der Befragten (34 Prozent) wäre grundsätzlich damit einverstanden, dass Daten zu Fahrzeug, Fahrverhalten und Standort gesammelt und weiterverarbeitet werden. Noch höher ist die Zustimmung zu der zweckgebundenen Speicherung und Verarbeitung dieser Daten. 83 Prozent wären damit einverstanden, dass sie temporär gespeichert und auf richterlichen Beschluss bereitgestellt werden, wenn damit Verbrechen aufgeklärt werden können. 80 Prozent würden dem zustimmen, wenn damit Unfälle aufgeklärt werden können.
Zugleich sagen 98 Prozent, dass sie jederzeit die Möglichkeit haben wollen, all ihre Daten einzusehen. 97 Prozent wollen die Datenweitergabe in ihrem Fahrzeug jederzeit stoppen können. 89 Prozent fordern, dass Autohersteller und Mobilitätsanbieter offen legen, wie sie mit den gesammelten Daten ihrer Kunden umgehen wollen. „Daten sind der Treibstoff der vernetzten Mobilität. Nur mit Daten können wir die Chancen der vernetzten Mobilität nutzen“, sagte Rodler. „Deshalb brauchen wir jetzt eine sachliche und offene Debatte über dieses Thema.“
Die Mobilität der Zukunft ist auch ein Schwerpunkt der hub conference, die der Bitkom am 10. Dezember 2015 in Berlin veranstaltet. Weitere Informationen und Anmeldung: www.hub.berlin