Die beiden zurückliegenden Rennen belegen: Auch die steilste Formkurve nützt nur bedingt, wenn man nicht mit beiden Autos ins Ziel kommt. Durch einen Unfall und einen Ausfall wurde das BMW Sauber F1 Team unter Wert geschlagen. Anknüpfen an die Leistungsfähigkeit der zurückliegenden Rennen und mit beiden Autos Punkte sammeln - das wünscht sich das BMW Sauber F1 Team für Magny-Cours. Ob Robert Kubica ins Cockpit zurückkehrt, entscheidet eine ärztliche Untersuchung vor dem Rennen.
Nick Heidfeld:
"Die Strecke in Magny-Cours bietet viel - zwei schwierige Schikanen, eine Hochgeschwindigkeitspassage und langsame Kurven. Ich freue mich auf Magny-Cours, weil der Kurs anspruchsvoll ist, weil ich die Landschaft schön finde, und weil man in Frankreich gut essen kann. In Magny-Cours ist nichts los, das kritisieren viele, aber ich mag diese Ruhe ab und zu. Ich denke auch, dass sie unserem Team nach der Aufregung gut tun wird. Auch wenn in den USA letztlich nur ein Punkt herausgekommen ist, sieht man doch, dass sich unser Aufwärtstrend fortsetzt. Von der reinen Performance her war unser Auto das zweitbeste in Indianapolis, ich hätte Dritter im Qualifying und auch Dritter im Rennen werden können."
Robert Kubica:
"Ich kann es kaum abwarten, wieder im Auto zu sitzen. Nachdem ich in den USA kein grünes Licht bekommen habe, hoffe ich, dass die medizinische Untersuchung in Magny-Cours eine Formsache wird. Der Grund, dass ich in Indianapolis nicht fahren durfte, war ja nicht mein Befinden, sondern das Risiko, das ein zweiter Unfall innerhalb so kurzer Zeit dargestellt hätte. Deshalb durfte ich auch nicht testen. Ich habe die Zeit genutzt, um mich konzentriert auf das nächste Rennen vorzubereiten.
Der Rennstrecke von Magny-Cours stehe ich neutral gegenüber. Sie ist keine meiner Lieblingsstrecken, aber ich habe nichts an ihr auszusetzen. Mit einem Formel-1-Rennwagen macht Magny-Cours viel mehr Spaß als mit den kleineren Autos, die ich vorher aus anderen Kategorien dort gefahren bin. Vor allem in den Schikanen sieht man das Potenzial eines F1-Autos."
Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
"Nach dem Grand-Prix-Doppelpack in Übersee-Großstädten bildet die ländliche und nicht ganz einfach zu erreichende Idylle in Magny-Cours einen willkommenen Kontrast. Man konzentriert sich auf den Sport und die anspruchsvolle Rennstrecke.
Im vergangenen Jahr waren wir dort nicht besonders gut aufgestellt, haben aber trotz der Startpositionen elf und 16 im Rennen noch einen Punkt geholt. Mittlerweile sind gute Startplätze unter den ersten Zehn für unser Team schon Usus geworden. Dies hat auch Sebastian Vettel bei seinem allerersten Qualifying in Indianapolis geschafft. Genau wie Robert selbst hofft auch das Team, dass Robert in Frankreich wieder am Start sein wird. Das letzte Wort haben allerdings die Rennärzte in Magny-Cours.
Wir sind in den ersten sieben Rennen der Saison immer in die Punkteränge gefahren, haben aber in den vergangenen zwei GP jeweils nur ein Fahrzeug ins Ziel gebracht. Nick hätte in den USA Chancen auf Platz drei gehabt, sein Ausfall war ärgerlich. Um unseren dritten WM-Rang auszubauen, wollen wir in Magny-Cours mit beiden Autos Punkte einfahren.
Man muss in Frankreich mit einem weiteren Hitzerennen rechnen. In den Fahrzeugen verbleiben die Motoren von Indianapolis. Das gilt auch für Nicks Auto, in dem wir den Motor laut Reglement hätten austauschen dürfen. Dazu besteht aber keine Notwendigkeit. Wir hatten 2007 bislang noch keinen außerplanmäßigen Motorwechsel.
Nach dem Großen Preis von Frankreich geht es gleich weiter nach England. Erneut zwei GP in acht Tagen sind eine große Belastung. Viele Teammitglieder kommen gar nicht nach Hause. Auf- und Abbau sowie die Rennvorbereitungen stehen unter großem Zeitdruck."
Willy Rampf, Technischer Direktor:
"Nach den beiden Nordamerika-Grands Prix, die beide mit mittlerem Abtrieb gefahren wurden, folgt nun eine Serie von Rennen, die hohen Anpressdruck erfordern. Magny-Cours bietet eine interessante Mischung aus langsamen und schnellen Kurven. Eine Besonderheit ist dabei der Belag, der extrem auf Temperaturschwankungen reagiert. Eine Abstimmung, die am Morgen passt, muss nicht auch zwangsläufig am Nachmittag gut sein. Diese Tatsache gilt es zu berücksichtigen, wenn man Veränderungen am Auto vornimmt.
Eine echte Herausforderung stellt zudem die letzte Kurvenkombination dar, wo die Piloten sehr aggressiv über die hohen Randsteine fahren müssen, um eine gute Rundenzeit zu erzielen. Das setzt eine entsprechende Fahrwerkseinstellung voraus. In dieser Passage ist überdies eine optimale Traktion sehr wichtig. Stark beansprucht werden in Magny-Cours die Hinterreifen, was bei der Wahl der optimalen Rennstrategie eine Rolle spielt."
Historie und Hintergrund:
Magny-Cours liegt in der West-Bourgogne etwa auf halbem Weg zwischen Paris und Lyon. Die nur wenige Kilometer entfernte Stadt Nevers verfügt über einen kleinen Flughafen, auf dem viele Teams mit Charter- oder Privatmaschinen landen.
Bereits 1959 wurde hier mit dem Bau einer Rennstrecke begonnen, 1961 wurde sie eröffnet und zehn Jahre später erstmals umgestaltet. Seit 1991 trägt die Formel 1 den Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours aus. Der Umzug der Formel 1 von Le Castellet nach Magny-Cours wurde seinerzeit von Regierungsseite gefördert, um die strukturschwache Region wirtschaftlich zu stärken.
Nach der offiziellen Zeitrechnung der modernen Formel wird 2007 der 57. Große Preis von Frankreich ausgetragen. Er startet zum 17. Mal in Magny-Cours. Der erste GP Frankreich fand 1950 in Reims statt. 14 Mal startete die Formel 1 in Paul Ricard, elf Mal in Reims, je fünf Mal in Dijon und Rouen, vier Mal in Clermont-Ferrand und ein Mal in Le Mans.