Der amtierende Weltmeister Andy Priaulx (BMW Team UK, GBR) und Müllers Teamkollege Augusto Farfus (BRA) machten mit den Plätzen zwei und drei den perfekten Saisonstart für BMW perfekt. Im zweiten Rennen auf der 3,695 Kilometer langen Strecke triumphierte ebenfalls ein BMW Fahrer: Diesmal war es Farfus, der unter dem Jubel seiner begeisterten Landsleute den Sieg feierte. Zweiter wurde erneut Priaulx, Müller kam als Dritter ins Ziel. Zum ersten Mal in der WM-Geschichte gingen damit alle sechs zu vergebenen Podestplätze eines WTCC-Wochenendes an BMW.
Das Trio Farfus, Müller Priaulx führt die Fahrerwertung nach den ersten beiden Läufen mit jeweils 16 Punkten an. BMW liegt mit 36 Zählern auch in der Herstellerwertung an der Spitze. Der erste Lauf begann mit einer Premiere: Erstmals wurde ein WTCC-Rennen mit einem "fliegenden" Start eröffnet. Während sich in der ersten Kurve weiter hinten im Feld ein Unfall ereignete, der gleich vier Piloten aus dem Rennen warf, kamen die BMW Fahrer gut mit der neuen Herausforderung zurecht. Von Platz zwei gestartet, übernahm Farfus auf der folgenden Gerade kurzzeitig die Spitze von Müller. Allerdings gelang dem 37-Jährigen der Konter, und er überholte den Lokalmatador noch vor Kurve 1.
Auch Priaulx schlüpfte an Farfus vorbei und übernahm den zweiten Platz. Zanardi zeigte ebenfalls einen sehr guten Start. Er verbesserte sich vom zehnten auf den siebten Platz. Sein Teamkollege Félix Porteiro (ESP) verlor hingegen vier Positionen und kam als Achter aus der ersten Kurve. Damit die an der Startkollision beteiligten Autos beseitigt werden konnten, war bis Ende der fünften Runde das Safety-Car auf der Strecke. Nach dem Re-Start lieferten sich die drei BMW Piloten einen packenden Kampf um die Spitze. Zunächst gelang es Müller, sich von Priaulx abzusetzen. Der Titelverteidiger musste sich seinerseits der Angriffe von Farfus erwehren.
Im Verlauf des Rennens wendete sich hingegen das Blatt. Priaulx rückte immer näher an Müller heran, während Farfus das Führungsduo ziehen lassen musste. An der Reihenfolge änderte sich dennoch nichts mehr, so dass sich Müller über seinen achten WTCC-Erfolg freuen konnte. Neuling Porteiro trieb es in der zwölften Runde nach einem Schaltfehler von der Strecke, so dass er im Kies stecken blieb und ausschied. Zanardi verteidigte den am Start gewonnen siebten Rang - und sicherte sich so einen Platz in der ersten Startreihe für den zweiten Lauf.
Der 40-Jährige hatte allerdings beim "stehenden" Start Pech. Während der Anfahrt auf die erste Kurve drängte Chevrolet-Pilot Robert Huff (GBR) Zanardi ab, so dass der ehemalige Formel-1-Pilot auf Platz fünf zurückfiel. Zanardi reihte sich direkt vor Priaulx und Müller wieder ein, die je einen Rang gewonnen hatten. Farfus startete noch besser: Von Platz sechs schob sich der 23-Jährige auf die zweite Position. In der dritten Runde wagte der Rennfahrer aus Curitiba auch noch den Angriff auf den Führenden Yvan Muller (SEAT, FRA) - und hatte Erfolg.
Hinter Farfus arbeitete sich das Duo Priaulx/Müller eindrucksvoll durch das Feld. Erst passierten beide Piloten in der zweiten Runde Zanardi, dann folgten Tom Coronel (SEAT, NLD), Gabriele Tarquini (SEAT, ITA) und Muller. Gegen Ende des Rennens lieferte sich die beiden BMW Piloten wie schon im ersten Rennen ein spannendes Duell. Schließlich behielt diesmal Priaulx die Oberhand und überquerte als Zweiter die Ziellinie. Jörg Müller wurde Dritter. An der Spitze war Farfus nicht zu halten: Nach 14 Runden sah er mit 4,378 Sekunden Vorsprung auf Priaulx die Zielflagge.
Trotz des Pechs am Start konnte sich auch Zanardi als Sechster noch über drei WM-Zähler freuen. Sein Teamkollege Porteiro verließ Curitiba hingegen mit leeren Händen. Nach der Einführungsrunde musste er mit Getriebeproblemen in Folge seines Ausritts im ersten Rennen die Box ansteuern und konnte nicht starten.
Reaktionen:
Augusto Farfus (BMW Team Germany): "Ich bin sprachlos. Mein Ziel war es, bei meinem ersten Renneinsatz für BMW Punkte zu gewinnen. Das ist mir schon im ersten Rennen mit dem Podestplatz gelungen. Und nun stehe ich als Gewinner des zweiten Laufs hier. Das ist kaum zu glauben. Wir haben zwar im Winter intensiv getestet. Allerdings kann man kein wirkliches Rennen simulieren. Deshalb war es für wichtig, den BMW 320si unter diesen Bedingungen kennen zu lernen. Ich lerne immer mehr über das Auto. Die Begeisterung der brasilianischen Fans hat mich ungemein motiviert. Eine ,La Ola Welle' vor dem Start eines WTCC-Rennens sieht man nicht alle Tage. Das war ein Auftakt nach Maß. Ich möchte mich bei BMW und Schnitzer Motorsport bedanken, insbesondere bei Charly Lamm und meinen Mechanikern. Sie haben mich toll aufgenommen und unterstützen mich enorm."
Jörg Müller (BMW Team Germany): "Im vergangenen Jahr lief es bei mir zu Beginn der Saison noch nicht so gut, und ich habe viele Punkte im WM-Kampf liegen lassen. Diesmal ist mir ein fantastischer Start in die Saison gelungen. In den ersten Runden von Rennen 1 konnte ich mir einen Vorsprung auf Andy erarbeiten. Allerdings kam er gegen Ende des Rennens immer näher und hat mich unter Druck gesetzt. Umso glücklicher bin ich, dass ich als Sieger die Ziellinie überqueren konnte. Das ist ein großartiges Ergebnis für das BMW Team Germany. Im zweiten Lauf habe ich mir wieder einen fairen Zweikampf mit Andy geliefert. Für ihn, Augusto und mich geht die Saison in Zandvoort wieder bei Null los."
Andy Priaulx (BMW Team UK): "Zu Anfang war mein Auto im ersten Rennen nicht so schnell wie das von Jörg. Dann konnte ich jedoch Boden gut machen, und wir haben uns ein schönes Duell geliefert. Im zweiten Lauf war es genauso. Ich bin sehr froh über das Resultat, denn im Verlauf des Wochenendes lief nicht alles nach Plan. Ich habe in den Rennen das Maximum aus unserem Auto herausgeholt. Uns erwartet 2007 ganz sicher ein extrem spannender Kampf um den Titel. Ich freue mich auf die Herausforderung."
Fahrerwertung:
1. Müller (16 Punkte), 1. Farfus (16), 3. Priaulx (16), 4. Tarquini (9), 5. Muller (6), 6. Zanardi (5), 7. Huff (4), 8. Coronel (4), 9. Rangoni (1).
Herstellerwertung:
1. BMW (36), 2. SEAT (21), 3. Chevrolet (9), 4. Alfa Romeo (5).
Rennkalender:
11. März - Curitiba (BRA), 6. Mai - Zandvoort (NLD), 20. Mai - Valencia (ESP), 3. Juni - Pau (FRA), 17. Juni - Brno (CZE), 8. Juli - Porto (POR), 29. Juli - Anderstorp (SWE), 26. August - Oschersleben (DEU), 23. September - Brands Hatch (GBR), 7. Oktober - Monza (ITA), 18. November - Macau (CHN).