Das Projekt untersucht diese Fragestellung zum ersten Mal im europäischen Raum. Für die USA hat der Ökonom Hunt Allcott im Jahre 2011 gezeigt, dass eine solche Sensibilisierung zum Erfolg führen kann. Eine Gruppe von Haushalten erhielt Infobriefe mit Einspartipps und einem Vergleich des persönlichen Stromverbrauchs mit Haushalten aus der Nachbarschaft. Der Verbrauch der Haushalte, die solche Briefe erhielten, sank dauerhaft um durchschnittlich zwei Prozent. Bei den Haushalten aus der Kontrollgruppe, die keine Briefe bekamen, war dagegen keine Änderung feststellbar.
"Wir sind gespannt, ob dieser Effekt auch bei Stromkunden in Deutschland eintreten wird. Das wollen wir bis Ende 2015 untersuchen", erklärt Prof. Dr. Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI und Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der gemeinsam mit Dr. Jörg Peters und Dr. Mark Andor die von der Stiftung Mercator geförderte Studie leitet. Über Kooperationspartner und ideelle Förderer wie beispielsweise die EnergieAgentur.NRW, die Innovation City Management GmbH sowie den Regionalverband Ruhr soll eine praxisnahe Umsetzung sichergestellt werden. Die Umsetzung des Projekts wird durch die Düsseldorfer Beratungsfirma brandseven unterstützt, die seit mehr als zehn Jahren Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Energieversorgern hat.
Derzeit, in der Startphase des Projekts, wählen die Forscher des RWI die Energieversorger aus, die an der Studie teilnehmen sollen. Interessierte Anbieter haben noch die Möglichkeit, sich zu melden und zu beteiligen. Im nächsten Schritt soll dann eine repräsentative Stichprobe der Stromkunden gezogen werden. 40 000 bis 80 000 Haushalte sollen es sein, die in drei Gruppen eingeteilt werden: Die erste Gruppe bekommt innerhalb eines Jahres mehrfach einen Brief mit Informationen zum Stromverbrauch und Tipps, wie man Strom sparen kann. Eine zweite Gruppe erhält ebenfalls Informationsbriefe, aber mit anderem Inhalt: In diesem Schreiben wird der Stromverbrauch des Haushalts mit dem anderer Haushalte verglichen und entsprechend bewertet. Die dritte Gruppe dient als Kontrollgruppe und erhält keine Briefe.
Nach einem Jahr geht es dann an die Auswertung: Ist der Stromverbrauch in den Gruppen, die durch die Briefe sensibilisiert wurden, gesunken? Wenn die Ergebnisse der amerikanischen Studie übertragbar sind, würde dies bedeuten, dass mit sehr geringen Kosten der Stromverbrauch um rund zwei Prozent gesenkt werden kann. Umgerechnet auf die aktuellen Kohlendioxidemissionen der deutschen Stromerzeugung entspräche dies einer jährlichen CO2-Emissionsreduktion von über 6 Millionen Tonnen.
Für interessierte EVUs, die zwischen 20 000 bis 500 000 Zählpunkte versorgen, bietet das Projekt eine interessante Möglichkeit, Kunden für das Thema Smart-Meter zu sensibilisieren. Daneben können zukünftige EU-Vorgaben bereits jetzt in die betriebliche Praxis integriert werden. Dr. Mark Andor: "Diese Themen werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. EVUs, die am Forschungsprojekt teilnehmen, können frühzeitig Vorsorge treffen und wichtige Einblicke gewinnen. Hinzu kommt, dass durch die Einbettung in das Forschungsprojekt für die EVUs so gut wie keine Kosten anfallen."
Das Forschungsprojekt und Möglichkeiten zum Gespräch auf der E-World: Halle 7 Stand 408 (brandseven) am Mittwoch, den 12. Februar 2014