Solvency II hat sich laut Schneidemann bewährt, da es sich um ein risikobasiertes System handelt. Die Lebensversicherungs-Unternehmen nutzten sogar die Niedrigzinsphase seit der Umsetzung von Solvency II, um ihre Eigenmittel aufzubauen. Dadurch seien sie laut dem Aktuar in der Lage, eine längerfristige Niedrigzinssituation zu bewältigen.
Wagners Frage, ob es dafür die Regulierung brauchte, kann Schneidemann jedoch nicht klar bestätigen. „Das ist, wie wenn man eine Umgehung fährt und sich danach überlegt: War das nun kürzer, als wenn ich im Stau gewesen wäre, oder nicht?“ beschreibt er die Situation. Trotzdem hat Solvency II die Aktuare seiner Meinung nach durch die Regulatorik unterstützt.
Durch Solvency II und den Willen, das erforderliche Kapital zu reduzieren, wurde in den letzten Jahren stärker in langfriste Zinspapiere investiert. Die überarbeitete Version Solvency Review sieht er kritisch, u. a. da die Vorgaben noch mehr verschärft werden und die Versicherer mehr Kapital zurückhalten müssen. Die höheren Kapitalanforderungen könnten beispielsweise langfristige nachhaltige Investitionen ausbremsen.
Lebensversicherer haben laut Schneidemann durch die langen Laufzeiten jedoch per se ein Interesse an nachhaltigen Geschäftsmodellen. Es stellt sich für ihn nicht die Frage, ob die Versicherungsbranche einen aktiven Part in dem Transformationsprozess übernehmen sollte. Er geht davon aus, dass sie der Treiber sein muss. „Für den Green Deal, den die EU will, sind Versicherungsunternehmen wirklich der zentrale Partner“, antwortet Schneidermann auf Wagners Fragen zur Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche.
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