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Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland Oktober 2012

(PresseBox) (Berlin, )
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- Die deutsche Wirtschaft steht zunehmend unter dem Einfluss des schwachen europäischen und weltwirtschaftlichen Umfelds. Sie erweist sich bislang allerdings als relativ widerstandsfähig, die Abwärtsrisiken sind jedoch hoch.
- Die Industrieerzeugung bleibt bei leichtem Rückgang im August im Trend stabil. Die Bauproduktion schwächt sich etwas ab. Die Industrieaufträge sind derzeit von Zurückhaltung geprägt. Von den Stimmungsindikatoren kamen im September gemischte Signale.
- Die Exporte expandierten im August kräftig. Insbesondere der Handel mit Ländern außerhalb des Euroraums zeigte sich rege.
- Die konjunkturelle Schwäche wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus. Weitere spürbare Zuwächse des aktuell hohen Beschäftigungsstands sind vorerst kaum zu erwarten.


Die deutsche Wirtschaft entwickelt sich mit merklich gedämpfter Dynamik. Gegenüber den rezessiven Tendenzen im Euroraum zeigt sie sich derzeit aber weiterhin vergleichsweise widerstandsfähig. Im zweiten Quartal hatte sich der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts auf eine Rate von preis-, kalender-, und saisonbereinigt +0,3 % verlangsamt. Den aktuellen Konjunkturindikatoren zufolge dürfte sich die Entwicklung im zweiten Halbjahr verlangsamen. Zwar verbesserten sich einzelne umfragebasierte Indikatoren im September nach teilweise deutlichen Eintrübungen in den vorangegangenen Monaten. Die Stimmung bei den Unternehmern hat sich jedoch weiter verschlechtert. Insgesamt bleiben erhebliche Abwärtsrisiken für die Konjunktur bestehen.

Trotz einiger positiver Nachrichten verläuft die wirtschaftliche Erholung in wichtigen Industriestaaten wie den USA und Japan schleppender als erwartet. Die OECD geht in ihrer Zwischenbewertung vom September davon aus, dass sich das schwache Wachstum in den G7-Staaten im weiteren Jahresverlauf fortsetzt. In großen Schwellenländern wie China kühlt sich die Konjunktur ebenfalls ab. Der Euroraum befindet sich in einer leichten Rezession, die neben den Peripheriestaaten zunehmend die Kernländer belastet. Das Umfeld für die deutsche Außenwirtschaft bleibt damit schwierig. Dennoch können sich die deutschen Ausfuhren in diesem Umfeld dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit behaupten und bleiben klar aufwärts gerichtet. Im August erhöhten sie sich um weitere 2,4 % gegenüber dem Vormonat. Die Nachfrage nach der deutschen Produktpalette blieb vor allem in Ländern außerhalb des Euroraums rege. Die nominalen Wareneinfuhren nahmen im August wie im Vormonat um 0,3 % zu.

Das Produzierende Gewerbe befindet sich weiterhin auf einem moderaten Wachstumspfad. Der leichte Rückgang der Erzeugung im August um 0,5 % dürfte durch Ferientagseffekte etwas negativ überzeichnet sein. Trotz dieses Rückgangs wird weiterhin über dem Niveau des zweiten Quartals produziert. Dazu trägt vor allem der konjunkturell bedeutsame Bereich der Industrie bei, während sich die Bauproduktion derzeit recht schwach entwickelt. Die Industrie profitierte bis zuletzt vom wachsenden Absatz in Länder außerhalb des Euroraums. Die Perspektiven der Industrieproduktion werden allerdings durch die gegenwärtig rückläufige Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen gedämpft. Inländische Unternehmen schränken dabei ihre Bestelltätigkeit derzeit stärker ein als ausländische Auftraggeber. Dies gilt vor allem für die Investitionsgüternachfrage. Von den Stimmungsindikatoren gaben der Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen und der Markit-Einkaufmanagerindex im September wieder positivere Signale; das ifo-Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe schwächte sich demgegenüber weiter ab. Insgesamt sprechen die Indikatoren dafür, dass sich die konjunkturellen Kernbereiche der Wirtschaft trotz des insgesamt schwierigen Umfeldes in der zweiten Jahreshälfte zumindest stabil entwickeln.

Die schwächere Konjunktur macht sich mehr und mehr in einer abnehmenden Dynamik am Arbeitsmarkt bemerkbar. So nimmt die Zahl der Arbeitslosen seit einem halben Jahr leicht zu. Der aktuelle Anstieg im September um saisonbereinigt 9.000 Personen entspricht dabei dem durchschnittlichen Zuwachs der letzten sechs Monate. Erstmals seit gut zweieinhalb Jahren kam der Anstieg der Erwerbstätigkeit nahezu zum Erliegen. Die Beschäftigung erhöhte sich im August saisonbereinigt um nur noch 4.000 Personen. Überraschend kräftig fiel dagegen der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Juli (+56.000) aus. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die endgültigen Daten dieses Ergebnis bestätigen.

Mit dem abnehmenden Beschäftigungswachstum am Arbeitsmarkt werden auch die Impulse für die Entwicklung der privaten Konsumausgaben kleiner. Stützend wirken aber weiterhin die steigenden Löhne und Gehälter bei einem nach wie vor ruhigen Preisklima in Deutschland. Das recht zuversichtliche Stimmungsbild der Verbraucher spricht ebenfalls dafür, dass der private Konsum auch in der zweiten Jahreshälfte die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland stützen wird.

Vor dem Hintergrund steigender Risiken für das Wirtschaftswachstum sind die derzeit zunehmenden Forderungen nach vermeintlich gut gemeinten staatlichen Wohltaten mit Sorge zu betrachten. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Mehrbelastungen für die Staatsfinanzen, sondern auch um ordnungspolitisch falsche Weichenstellungen. In seiner Vorbildfunktion als Stabilitätsanker in Europa sollte Deutschland das Verteilen nicht vor das Erwirtschaften stellen. Vielmehr sollte die wirtschaftspolitische Strategie gerade jetzt darauf abzielen, die Wettbewerbsfähigkeit und die Widerstandskraft der deutschen Wirtschaft weiter zu stärken. Dies ist der beste Weg, die Wohlfahrt aller Bürger in Zukunft weiter zu steigern.

Hinweis:

Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der November-Ausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Die November-Ausgabe wird voraussichtlich in der 43. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 8. Oktober 2012 vorlagen.
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