Das Handwerk steht in den nächsten Jahren vor grundlegenden Herausforderungen: Um qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen und die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern, müssen ungenutzte Potenziale von Frauen in den Blick genommen werden. Die Fachtagung "Gründerinnen im Handwerk: Potenziale erkennen - Zukunft sichern" widmet sich dieser Thematik.
Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Ernst Burgbacher: "Gründungen sind Motor für Wachstum und Beschäftigung. Gerade im Handwerk werden durch Gründungen wichtige Impulse für Wettbewerb und Strukturwandel gegeben. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zur betrieblichen Nachfolge."
Nach der Begrüßung durch Ernst Burgbacher, Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, unterstrich Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Bedeutung des Projekts. "Existenzgründerinnen im Handwerk sind Rollenvorbilder und motivieren andere Frauen, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Die Wirtschaft benötigt innovative Unternehmen. Mit dem Meister- Bafög erhalten Frauen Chancen für diese berufliche Weiterentwicklung."
Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks betonte: "Unsere Berater in der Handwerksorganisation sind eine wichtige Anlaufstelle für Gründungswillige. Sie unterstützen Frauen gezielt beim Schritt in die Selbständigkeit. Das Forschungsprojekt 'Gründerinnen im Handwerk' hilft uns dieses Serviceangebot der Handwerkskammern und Fachverbände weiter zu optimieren." Eva Maria Welskop-Deffaa, Ministerialdirektorin des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sprach ebenfalls ein Grußwort.
Prof. Dr. Richard Merk, Geschäftsführer der Fachhochschule des Mittelstands, dankte dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds für die Förderung des Projekts. Die Fachhochschule des Mittelstands untersuchte im Rahmen des Forschungsprojekts die Situation von Gründerinnen im Handwerk. Im Mittelpunkt standen sowohl Befragungen von Gründerinnen als auch von Gründungsberaterinnen und beratern. Ziel ist es, Frauen den Zugang zur Existenzgründung im Handwerk zu erleichtern und das Gründungsverhalten von Frauen im Handwerk nachhaltig positiv zu beeinflussen. Als Fazit der Studie betonte Merk, dass die Potenziale von Gründerinnen im Handwerk noch nicht ausgeschöpft sind.
Frau Prof. Dr. Astrid Kruse, wissenschaftliche Projektleiterin der Fachhochschule des Mittelstands, stellte die Ergebnisse der ersten bundesweiten Befragung zur Gründungssituation von Frauen im Handwerk vor: Bei der Selbständigkeit von Frauen dominieren frauentypische Berufe wie das Friseurhandwerk oder der Bereich Kosmetik. Als größte Herausforderungen beurteilen die befragten Gründerinnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Kreditbewilligung. Die Studie belegt, dass Gründerinnen einen umfassenden Beratungsbedarf haben: Die überwiegende Mehrheit wünscht sich eine Beratung, die bereits in der Orientierungsphase beginnt und auch nach der Gründung fortgesetzt wird. Die weitere Befragung der Beraterinnen und Berater der Handwerkskammern ergab, dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Beratungsgespräch gibt.
Als Hindernis für die Selbständigkeit sehen die Beraterinnen und Berater das Image des Handwerks als "Männerdomäne" und die körperlichen Anforderungen. Der aktuelle Gründungsanteil der Frauen im Handwerk beträgt 24 Prozent. Um diesen zu steigern, "müssen Unternehmerinnen im Handwerk mehr in das öffentliche Interesse gerückt und die Qualität der Gründungsberatung für diese spezielle Zielgruppe nachhaltig gesteigert werden", so Prof. Dr. Astrid Kruse.
Staatssekretär Ernst Burgbacher: "Mit unserem Programm "Gründercoaching Deutschland" ermöglichen wir Gründerinnen professionelle Beratung in der Startphase. Jährlich fördern wir rund 8.000 Coachings von jungen Unternehmerinnen im Gründungsprozess und beim Unternehmensaufbau."
Annette Albinus, Handwerkerin aus Hamburg, stellte als Best Practice ihre Handwerkerinnenagentur "Perle" vor, die frauengeführte Handwerksbetriebe an Endkunden vermittelt. Iris Kronenbitter, Leiterin der Bundesgründerinnenagentur, fokussierte in ihrem anschließenden Vortrag Frauen als Zielgruppe der Existenzgründungsberatung. Prof. Dr. Reinhard Schulte von der Leuphana Universität in Lüneburg analysierte auf Basis des Gründungspanels NRW die Besonderheiten, Probleme und Perspektiven von Existenzgründerinnen im Handwerk. Dr. Sandra Gottschalk vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung sprach über die Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Handwerk sowie über Bedeutung und Potenziale von Frauen. Prof. Dr. Wolfgang Krüger, Fachhochschule des Mittelstands, referierte über Frauen als Unternehmensnachfolgerinnen im Handwerk.
"Frauen müssen im Handwerk sichtbar gemacht und als Zielgruppe wahrgenommen werden. Ein wichtiger Schritt ist dabei die Qualifizierung der Beraterinnen und Berater", resümierte Prof. Dr. Astrid Kruse. So wird der im Rahmen des Projekts entwickelte Qualifizierungsworkshop zur zielgruppenspezifischen Gründungsförderung und beratung auch im kommenden Jahr im Weiterbildungskatalog des Zentralverbands des Deutschen Handwerks angeboten.
Das Projekt der FHM wird im Rahmen der Initiative "Power für Gründerinnen - Maßnahmen zur Mobilisierung des Gründungspotenzials von Frauen" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Europäischen Sozialfonds gefördert. Weitere Informationen sind online unter www.gruenderinnen-im-handwerk.de verfügbar."