Für die Digitale Wirtschaft ginge es vor allem darum, einerseits die gut 60 Prozent Onliner noch stärker an das Medium zu binden und andererseits durch zunehmend einfachere Endgeräte und alternative Wege auch den Rest der Bevölkerung von den Vorteilen des Internets zu überzeugen. „Hier ist auch die Hardware-Industrie aufgefordert, die Zugangsmöglichkeiten durch eine einfache, statt immer komplexer werdende Hardware den Wünschen insbesondere der älteren Generation Rechnung zu tragen“ so Groth.
Die wichtigsten Trends im E-Commerce
Die herausragende Stellung des Internets als Kommunikations- und Verkaufskanal hat sich laut Roland Fesenmayr, gleichzeitig auch Vorsitzender der Fachgruppe E-Commerce, auch sehr positiv auf die Absatzzahlen des Online-Handels ausgewirkt. Hier mache sich bereits die Eroberung der „Generation 50+“ bemerkbar. Auch würden neue Produktkategorien, etwa aufgrund veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen Medikamente/Pharma, aber auch Nahrungsmittel und Bekleidung, 2006 ihren Platz im Sortiment der Online-Händler finden. Bei diesen seien vor allem zwei Strategien zu beobachten: Einerseits tendierten sie zu mehr Beratung und Serviceleistungen bei gleichzeitig spezialisiertem Angebot, andererseits gebe es den Trend zur Sortimentserweiterung. „Wichtig ist, dass die jeweilige Strategie vor allem auch in der Vermarktung konsequent verfolgt wird“, so der Geschäftsführer des Freiburger Shopsysteme-Anbieters OXID eSales. Dann würde Ende 2006 eine ähnlich große Zufriedenheit bei den Online-Händlern herrschen wie es der hauseigene Marktcheck Ende 2005 gezeigt habe.
Interessant sei vor allem, dass auch viele kleinere Online-Shops am boomenden E-Commerce partizipieren würden. Dieser Einschätzung widersprach Holger Schmidt (FAZ), da seiner Auffassung nach der Kapitalisierungsbedarf der Unternehmen zu einer Marktkonzentrierung einiger, weniger großer Player führen werde. Fesenmayr setzte dem entgegen, dass Software und Infrastrukturen heute weitaus günstiger zu haben seien als noch vor wenigen Jahren. Auch böte sich durch die verschiedenen erfolgsbasierten Marketinginstrumente und das Geo-Marketing ein kostengünstiger, gleichwohl aber effizienter Vermarktungsweg für die Shops.
Die Mainstreams aus Sicht der Agenturen
Ravin Mehta zeigte sich ebenfalls erfreut über die Entwicklung in den letzten Monaten: „Die Tatsache, dass neben dem allgemeinen Renovierungsbedarf bei einigen Webseiten, seitens der Auftraggeber aus der Wirtschaft wieder verstärkt neue Technologien wie UMTS oder auch interaktives Fernsehen nachgefragt werden, zeigt dass viele Konzepte, die in den letzten Jahren erarbeitet wurden, nun erst langsam greifen.“ Gleichwohl könne niemand erwarten, dass sich mit diesen Themen 2006 schon wirklich Geld verdienen lasse. Und das sei letztlich immer noch das entscheidende Motiv für Investitionen. „Neben dem direkten Geldfluss geht es bei den meisten Projekten darum, bestehende Prozesse zu optimieren. Komplett neue Infrastrukturen, wie sie Ende der Neunziger mit enormen Investitionen aufgesetzt wurden, sind heute meist nicht erforderlich. Das zeigt, dass die Branche inzwischen in der Normalität angekommen ist“, so der Geschäftsführer der Pixelpark AG.
Thomas Knüwer (Handelsblatt) warnte hingegen vor einer neuen Internet-Blase. Seiner Ansicht nach würden derzeit wieder Dinge aus der „Mottenkiste“ gekramt, die immer noch zum Scheitern verurteilt seien. Diese Meinung mochte keiner der Podiumsteilnehmer so recht teilen. Mehta entgegnete, dass der erste Crash sowohl bei Dienstleistern als auch bei Kunden die Grenzen aufgezeigt hätten. Zum Einen hätten heute nur nachhaltige Konzepte bei den Internet-Unternehmen der „neuen Gründergeneration“ eine Chance, zum Anderen sitzen heute auf Kundenseite viele Entscheider, die zum Teil selbst aus der Agenturen- und Dienstleisterszene kommen. „Auf Kundenseite ist das Wissen, um die Dinge, die angeboten, gekauft und eingesetzt werden, heute viel größer. Die wissen sehr genau, was sie tun.“
Die Entwicklung im Online-Marketing
Im Bereich Online-Marketing freut sich die Branche derzeit über deutliche Umsatzzuwächse. So lag das Gesamtvolumen der Online-Werbung (inklusive Suchmaschinen- und Affiliate-Marketing) 2005 bei rund 750 Millionen Euro. Für 2006 haben die Online-Vermarkter die Schallmauer von einer Milliarde Euro im Visier. Hauptgrund für die steigende Beliebtheit bei den Werbetreibenden ist nach Aussage vor allem die Tatsache, dass dank moderner Mess- und Kontrollverfahren, das Versprechen nach einer „maximalen Minimierung“ von Streuverlusten heute wirklich eingelöst werden könne. Die Ansteuerung von sehr unterschiedlichen Zielgruppen (Targeting), die sich nach Alter, Interessensschwerpunkten und Nutzungsverhalten diversifizieren lassen wie auch die Regionalisierung der Online-Werbung seien zweifelsohne die wichtigsten Entwicklungen im Jahr 2006.
Der BVDW: Elf Themen und elf Jahre
Mit der Preview, dem Ausblick auf die wichtigsten Trends 2006, hat der BVDW das Jahr 2006 eingeläutet, das unter dem Motto „Elf Themen und elf Jahre“ stehen wird. So erhält jeder Monat einen eigenen Schwerpunkt, mit Ausnahme des Novembers. Im elften Monat wird der BVDW seinen elften Geburtstag feiern und damit dokumentieren, dass er in der Verbandslandschaft nicht nur einen historisch gewachsenen Platz, sondern auch ein ganz eigenes Profil hat. Die elf Themen des BVDW für 2006 sind:
Januar: Preview 2006
Februar: Arbeitsmarktpolitik
März: Lösungen für den Mittelstand
April: Erfolgsbasiertes Online-Marketing
Mai: Digitale Visionen – Konvergenz
Juni:: Vertrauen im E-Commerce
Juli: Digitale Innovationen gestern und heute
August: Internationale Trends
September: Online-Marketing
Oktober: Software-Mittelstand
November: Elf Jahre BVDW
Dezember: Zukunftstrends der Digitalen Wirtschaft