So stimmt Oliver Grün zu, wenn die Kanzlerin eine Gründungsoffensive für Deutschland fordert und unterstützt das Vorhaben der Bundesregierung für eine Gründungsdynamik. Der BITMi sieht ebenfalls ein hohes Potential der IKT für Hightech-Unternehmensgründungen und befürwortet die Förderung von IKT-Gründungen aus der Wissenschaft mit dem EXIST-Gründerstipendium und die Auflage des High-Tech Gründerfonds II in 2011. Auch das im Umfeld des IT-Gipfels gestartete BITKOM-Projekt „Junge IT-Unternehmen starten durch“, bei dem junge Firmen, die 3 bis 5 Jahre am Markt sind, in der Wachstumsphase unterstützt werden, ist begrüßenswert und hilft vor allem dem Mittelstand. Auf dem IT-Gipfel bestätigte sich die zukünftige Bedeutung der Technologie Cloud Computing. Das von der Bundesregierung beschlossene Aktionsprogramm Cloud Computing unterstützt diesen Trend in der richtigen Weise. Das Cloud Computing, so Oliver Grün, biete vor allem viele Ansätze für neue Geschäftsideen von mittelständischen IT-Unternehmen.
Mittelständische Nachwuchsförderung
Hinsichtlich des Themas Nachwuchsförderung unterbreitete August-Wilhelm Scheer, Präsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM), die Idee eines Softwarecampus, auf dem im Sinne einer Eliteförderung die Top-Nachwuchskräfte der Zukunft ausgebildet werden. So sollen 100 Spitzenkräfte pro Jahr finanziell gefördert werden und in einem BITKOM-Management-Club jährlich 17 Ausnahmetalente von 17 Betreuern zu jungen Führungskräften herangebildet werden. Wenn der BITMi dem auch nicht prinzipiell widerspricht, verfolgt er doch eine andere, mittelständische Zielsetzung. Zunächst werden die hier ausgebildeten Top-Kräfte im Wesentlichen von der IT-Industrie beschäftigt werden und nicht vom IT-Mittelstand. Zudem brauchen die Mitarbeiter des IT-Mittelstands insbesondere praktische Anwendungsfertigkeiten und ein hohes Transferwissen. Dies wird nicht durch den von Herrn Scheer vorgeschlagenen Softwarecampus erreicht, sondern durch eine Verknüpfung von betrieblicher Ausbildung und Hochschulbildung, offenen Fortbildungsmöglichkeiten und lebenslanges Lernen.
Besonders hinsichtlich des lebenslangen Lernens stimmen die Meinung der Bundeskanzlerin und des Vorsitzenden des BITMi überein: "Lebenslanges Lernen in der IT müssen wir verankern, wenn mit 40 Jahren die Menschen in der IT nicht mehr lernen wollen würden, wäre das eine Katastrophe für Deutschland", sagte die Kanzlerin auf dem IT-Gipfel 2011. Der IT-Mittelstand möchte ebenso wie die Kanzlerin Beschäftigung in Deutschland erhalten und beschränkt sich nicht auf Programme zur Ausbildung von 117 Top-Führungskräften.
Weitere Forderungen des BITKOM sind verbesserte steuerliche Anreize für Forschung und Entwicklung und die Beschränkung der Regulierung auf das Notwendige. Diese Forderungen werden auch vom BITMi seit Langem vertreten. Die Zuwanderung von Fachkräften orientiert sich an der Frage des jährlich nachzuweisenden Mindesteinkommens. Bei inzwischen 30.000 fehlenden Fachkräften sieht der BITMi die Notwendigkeit, die Verdienstgrenze auf 35.000 Euro zu senken, um auch dem IT-Mittestand die Anwerbung bezahlbarer Fachkräfte zu ermöglichen.
Breitbandstrategie erfolgreich
Das Monitoring zur Realisierung der Breitbandstrategie beurteilt die erreichten Leistungen insgesamt positiv. So meint Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, dass bis Ende diesen Jahres 98,5 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte das Internet mit einer Geschwindigkeit von mindestens 1 MBit/s nutzen können. Die sogenannten "weißen Flecken" werden im kommenden Jahr geschlossen. Bei der Breitbandnutzung konnte Deutschland innerhalb der G7-Staaten zwischenzeitlich den zweiten Platz erreichen. Die Breitbandstrategie soll im Rahmen von Deutschland Digital 2015 weiter vorangetrieben werden. Der Auf- und Ausbau flächendeckender Hochleistungsnetze durch infrastrukturübergreifende Nutzung von Synergien steht auf der Tagesordnung. So sollen bis 2015 drei Viertel aller Haushalte einen Zugang mit mindestens 50 MBit/s erhalten. Daneben ist die Realisierung von Modellprojekten für Hochleistungsnetze außerhalb von Ballungszentren und die Stärkung von KMU beim Ausbauprozess geplant. Die Erfolge beim Breitbandausbau finden große Anerkennung beim Bundesverband IT-Mittelstand in Person von Dr. Oliver Grün und die weitere Umsetzung bis 2015 sieht er als eine wichtige Maßnahme zur Stärkung des Technologiestandorts Deutschland. Die für den IT-Mittelstand wichtigen Themen Cloud Computing und Software as a Service brauchen eine effiziente digitale Infrastruktur.
International nur Mittelfeld
Im Rahmen des IKT-Monitoring Reports "Deutschland Digital 2010" wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ein internationaler Vergleich der IKT-Standorte vorgelegt. Deutschland belegt unverändert den 7. Platz, Spitzenreiter ist Südkorea, gefolgt von den U.S.A. und Japan. Ein Schlüssel zur Verbesserung dieser Position liegt nach Auffassung des BITMi im starken IT-Mittelstand in Deutschland. Es darf neben der berechtigten Förderung von Startups nicht die Förderung von mittelständischen Unternehmen zwischen 25 und 250 Mitarbeitern vergessen werden, die bereits die Gründungsphase abgeschlossen und sich nun am Markt etabliert haben: „Durch eine solche echte Mittelstandsförderung besteht die Chance global erfolgreiche, größere Mittelstandsunternehmen zu schaffen, um den Mittelfeldplatz Nr. 7 der Deutschen Informationstechnologie im internationalen Vergleich in Richtung Top 5 zu verlassen.", so Oliver Grün, „dann haben wir die Chance, dass aus Nümmerchen mit Potenzial echte Nummern werden“.