Das Positionspapier umfasst als weitere Eckpunkte die Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen und des Marktzugangs, Internetregulierung, Softwarepatente, Patentverletzungsverfahren und offene Standards, Gütesiegel „Software Made in Germany“, eigene Forschungs- und Innovationsaktivitäten, Bildungsreform und Fachkräftemangel sowie öffentliche und industrielle Auftragsvergabe. Nur mit Hilfe des IT-Mittelstandes könne laut BITMi die deutsche IT-Industrie international weiter nach vorne kommen. „Zur Stärkung des IT-Standortes Deutschland muss die Politik die hiesigen mittelständischen IT-Unternehmen mehr und gezielter fördern“, betont Dr. Oliver Grün, BITMi-Präsident und Vorstand der GRÜN Software AG. In diesem Zusammenhang fordert der Verbandschef die Bundesregierung auf, das BITMi-Gütesiegel „Software made in Germany“ offiziell zu unterstützen.
„Es muss doch nachdenklich stimmen, dass praktisch alle IT-Aufsteiger, die sich in den letzten Jahren vom Mittelständler zum Global Player entwickelt haben – also Firmen wie eBay, Google, Twitter oder Facebook – aus den USA stammen. Der deutsche Mittelstand birgt dasselbe Potenzial, aber er braucht eine wachstumsfördernde Umgebung“, erklärt Grün. Hier müsse die Politik handeln. „Von den rund 66.000 IT-Unternehmen in Deutschland zählen nur etwa 80 Firmen nicht zum Mittelstand. 85 Prozent aller Auszubildenden der deutschen IT-Branche arbeiten in mittelständischen Unternehmen. Der Mittelstand bildet also nicht nur heute das Herzstück der heimischen IT-Branche, sondern schafft auch die Zukunft für die technologisch orientierte Jugend“, verdeutlicht der BITMi-Präsident.
„Die in der Politik weit verbreitete Meinung, dass die IT-Mittelständler sozusagen als ‚Beiboote der Tanker sprich der Großunternehmen segeln’, prägt ein Bild, das schon im Ansatz falsch ist und in den Auswirkungen fatal sein kann. Vielmehr ist es die Vielzahl mittelständischer IT-Firmen, die den größten Teil der Innovationskraft und Arbeitsleistung erbringen und die die Position Deutschlands im globalen IT-Markt bestimmen“, ergänzt BITMi-Präsidiumsmitglied und Vorsitzender der CAS Software AG Martin Hubschneider. Er verweist beispielhaft auf den Markt für betriebswirtschaftliche Software (sog. ERP-Software für Enterprise Resource Planning), in dem der IT-Mittelstand mit rund 50 Prozent Marktanteil die Führungsrolle innehat.
„Bisher steht die falsche Forschungsförderung für den IT-Mittelstand beispielhaft für das Versagen der hiesigen Institutionen. Aufgrund der bürokratischen Hürden landen die für den Mittelstand vorgesehenen Forschungsmittel all zu oft bei Konzernen und Forschungseinrichtungen“, gibt Hubschneider ein Beispiel für „Innovationshemmnisse made in Germany“. Der BITMi, der die Interessen von mehr als 600 mittelständischen IT-Unternehmen in Deutschland mit einem Umsatzvolumen von mehr als einer Milliarde Euro repräsentiert, fordert daher in seinem Positionspapier die Förderung von freier Forschung und Entwicklung mit einer steuerlichen Gutschrift in Höhe von 10 Prozent.
Um „Senkrechtstarter“ à la Facebook & Co auch in Deutschland zu ermöglichen, hält der BITMi die Schaffung finanzieller Anreize für Investoren und vor allem Risikokapitalgeber für unerlässlich. Der Verband regt ein mittelständisch geprägtes Private-Equity-Gesetz sowie die Schaffung eines IT-Fonds Deutschland an, um mittelständische Wachstumsfirmen und Neugründungen zu fördern. „Kein Unternehmen kann ein Facebook-ähnliches Wachstum aus eigener Kraft finanzieren. Wenn wir solche Senkrechtstarter made in Germany haben wollen, müssen wir massive Anreize schaffen, um deutsche IT-Mittelständler für internationale Investoren interessant zu machen, ohne dass die hiesigen Unternehmer die Kontrolle über ihre Firmen verlieren“, sagt Grün.