Auf dem RFID-Anbietertag kamen sowohl ERP-Hersteller und Systemintegratoren, Anbieter von Middleware-Lösungen, Hersteller und Lieferanten von RFID-Komponenten sowie IT-Berater zusammen. Auf der Veranstaltung wurde gemeinsam über die Entwicklung von RFID diskutiert, bestehende Markthemmnisse aufgezeigt und Wege für eine bessere Zusammenarbeit gefunden.
Die Teilnehmer kritisierten zunächst die falsche Fokussierung allein auf die RFID-Technik. Diese würde zu sehr in den Vordergrund gestellt, obwohl RFID nur eine weitere Auto-ID-Technik neben dem Barcode sei. Tatsächlich ist RFID keine Wundertechnik, auch keine völlig neue Technologie, wie oft in den Medien aber auch im Marketing mancher Anbieter dargestellt wird. Mit RFID alleine lassen sich nicht per se Rationalisierungseffekte oder Qualitätsverbesserungen erzielen. Im Gegenteil setzt der Einsatz von RFID eine gründliche Analyse bestehender Geschäftsprozesse voraus, um sinnvoll und gewinnbringend eingesetzt werden zu können.
Hier sind die IT-Berater und ERP-Hersteller gefordert. Gerade die Softwarehersteller sollten die RFID-Technik als wählbare Option in ihre Lösungen integrieren und aktiv anbieten. Die nachträgliche Implementierung von RFID durch Individualprojekte erfordert dagegen höhere Aufwendungen. ERP-Hersteller, die softwareseitig und prozessorientiert "RFID-ready" sind, könnten in Zukunft am Markt den entscheidenden Vorsprung haben.
Ist die Fokussierung auf die RFID-Technik statt auf Anwendungen schon problematisch, so erweist sich der undifferenzierte Gebrauch des Begriffs RFID ebenso als schädlich. Zunächst gelten für Anwendungen im Frequenzbereich von 125 kHz (LF), 13,56 MHz (HF) und 868 MHz (UHF) ganz unterschiedliche Bedingungen. Dies betrifft ebenso Lesereichweiten wie physikalische Bedingungen, aber auch die Entwicklungen der Technik und der Standardisierung. Je nach Verwendungszweck wird man eine der RFID-Techniken im jeweiligen Frequenzbereich wählen, die sich für die beabsichtigte Lösung am besten eignet. Mit seiner Wahl unterliegt man damit aber auch bestimmten Limitationen der Technik. Diese Limitationen müssen keineswegs pauschal für alle RFID-Anwendungen und Frequenzbereiche gelten.
Durch die undifferenzierte Darstellung der RFID-Technik und der Anwendungen schlägt die Preisdiskussion für einen RFID-Tag auf alle Bereiche durch. Ungeachtet ob es sich um geschlossene oder offene Anwendungssysteme handelt, werden vom Kunden immer niedrigere Preise gefordert. Dabei macht es durchaus einen Unterschied, ob ein Anwender einmalig 500 wiederverwendbare RFID-Tags oder jährlich 100.000 Einweg-UHF-Etiketten benötigt. Der Preisdruck im Markt führt auch dazu, so ein Teilnehmer, daß die Qualität der Tags beobachtbar schlechter wird. Offensichtlich würde herstellerseitig gespart, um preisgünstig liefern zu können. Jenseits der Preisdiskussion gibt es aber auch Lieferprobleme. So sind beispielsweise im Handel noch keine Chips verfügbar, die sowohl Gen-2-konform sind als auch über einen ausreichenden Speicher verfügen.
Schließlich kritisierten die Realisatoren im Handelsbereich die zusätzlichen Investitionskosten, die von den Zulieferanten verlangt würden. Gerade die Einstandsgebühren zur Nutzung des Electronic Product Code (EPC) lassen sich Pilotkunden kaum vermitteln. Im mittelständischen Bereich spielt sich dies in Größenordnungen von 6.750 bis 33.600 EUR ab. Hier wird ein Entgegenkommen der Standardisierungsorganisation gefordert, um eine RFID-Einführung nicht durch Investitionshürden schon im Vorfeld zu gefährden.
Schließlich verlangt man von den Forschern eine gewisse Zurückhaltung mit ihren RFID-Visionen, die nur noch wenig mit derzeit umsetzbaren Lösungen zu tun haben. Dies würde sowohl die Verbraucher als auch die Anwender verunsichern. Wichtig sei es jetzt, die RFID-Technik im UHF-Bereich zu konsolidieren und überzeugende Lösungen bereitzustellen.
Marc Houben (4.478 Zeichen inkl. Leerzeichen)