Alexander Kubsch von TechConsult bezifferte das Gesamtvolumen des IT-Markts in Deutschland auf über 70 Mrd. Euro. 44 Prozent der Investitionen im IT-Bereich, rund 31 Mrd. Euro, werden davon von mittelständischen Unternehmen getätigt.
„Von den 70. Mrd. Euro, die in 2006 ausgegeben werden, entfallen über 62 Prozent auf die mittelständischen IT-Unternehmen in Deutschland“, so Dr. Oliver Grün, Vorsitzender des VDEB. „Der IT-Mittelstand in Deutschland ist nach wie vor die stärkste Kraft in der IT-Branche, was aber nicht als Signal zum Ausruhen zu verstehen ist, – im Gegenteil.“ Hinter dem Erfolg des IT-Mittelstands stehen vor allem die rund 4.600 mittelständischen IT-Unternehmen, die 82 Prozent des Mittelstandsumsatzes erwirtschaften. Dies sind Unternehmen, die mehr als 1 Mio. Euro Umsatz im Jahr erreichen. „Tatsächlich muß man sich vor Augen halten, daß die anderen 38 Prozent des IT-Marktes allein von etwa 100 Unternehmen der IT-Industrie abgedeckt werden und diese auch weiter wachsen wollen“, so Dr. Grün weiter.
Die Analysen von TechConsult zeigen, daß in einzelnen Marktsegmenten die mittelständischen Unternehmen zusehens unter Druck geraten. Die Konkurrenz nimmt gerade auch um die mittelständischen Anwender zu, wie es derzeit etwa im ERP-Markt zu beobachten ist. Dort stehen rund 200 Softwareanbieter den sechs Großen der Branche gegenüber, darunter etwa SAP und Microsoft.
Der Kampf um die mittelständischen Branchenkunden ist schon seit längerem im Gange. So kann SAP bei den Großanwendern kaum neue Kunden gewinnen. Entsprechend wird der mittelständische Anwender massiv umworben, um ein weiteres Wachstum zu erreichen. Hier will SAP nach eigener Aussage bis 2010 seine Kundenbasis vervierfacht haben.
Um der Marketingmacht der IT-Industrie ein sichtbares Zeichen entgegenzusetzen, hat der VDEB ein Gütesiegel für unabhängige Softwarehersteller entwickelt. Auf dem 9. VDEB-Infotag wurde das VDEB-Gütesiegel nun offiziell vorgestellt. Das VDEB-Gütesiegel macht die Stärken und Vorteile des IT-Mittelstands deutlich, die gleichzeitig die Schwächen der IT-Industrie und ihrer Partner sind. So garantiert das VDEB-Gütesiegel dem Anwender eine dreifache Investitionssicherheit. Ein Softwarehersteller, der das VDEB-Gütesiegel führt, muß nachweisen, daß er den Quellcode seiner Software beim TÜV Süd hinterlegt hat. Weiter muß eine IT-Vermögensschadenhaftpflicht-Versicherung mit einer Mindesdeckung von 1 Mio. Euro vorhanden sein. Schließlich muß der Softwarehersteller seinem Kunden einen Basis-Update- und -Wartungsvertrag anbieten, der im Durchschnitt 25 Prozent pro Jahr nicht übersteigen darf – und dies garantiert auf fünf Jahre.
Gerade die Zusicherungen der Softwarehinterlegung und der Preisgarantie beim Update- und Wartungsvertrag kann kein Partner der IT-Industrie erfüllen.
Neben seiner eigenen Qualität und Unabhängigkeit kann sich ein Softwarehersteller aber auch die Funktionalität seiner Software zertifizieren lassen. Hierzu haben der VDEB und der TÜV Süd ein eigenes VDEB-TÜV-Zertifikat für zertifizierte Software entwickelt. Jens Drobek vom TÜV Süd stellte das Zertifikat und die Prüfkriterien erstmals auf dem 9. VDEB-Infotag vor. Als erstes Softwareunternehmen darf die FibuNet GmbH nach erfolgreich bestandener Prüfung das VDEB-TÜV-Zertifikat führen.
Als Stärke des IT-Mittelstands erweist sich neben der hervorragenden Branchenkenntnis, der eigenen Flexibilität und der gleichen Augenhöhe zum Kunden vor allem seine Innovationsfähigkeit. Dies zeigt sich besonders bei einem Thema wie RFID.
Helmut Kloiber von NXP Semiconductors skizzierte die deutlichen Wachstumserwartungen aus Sicht eines Chipherstellers an Bereiche wie Handel, Pharma und Bekleidung sowie an Event-Ticketing und Fahrkarten im öffentlichen Nahverkehr.
Bei der Umsetzung von RFID-Projekten ist man in der Regel auf das Know-how und Zusammenspiel verschiedener Partner angewiesen. Hier kommen entsprechend mittelständische IT-Unternehmen zum Zuge, die sich beispielsweise auf die Systemintegration von RFID, die Prozessanalyse und Beratung, als Middleware-Hersteller oder Komponentenlieferanten spezialisiert haben. Michael Wockenfuß von SoftM machte an dieser Stelle deutlich, daß das RFID-Geschäft durchaus auch Anreize für einen großen mittelständischen ERP-Hersteller bietet. Aus seiner Sicht besteht die Notwendigkeit, das RFID-Angebot gegenüber dem Kunden bündeln zu müssen. SoftM will sich entsprechend in diesem Bereich zum Systemintegrator weiterentwickeln.
Eine ähnliche Strategie verfolgt das RFID Konsortium, das im Bereich Frische RFID-Lösungen für mittelständische Zulieferanten der großen Handelsketten wie Metro und Rewe anbietet. Das RFID Konsortium ist aus einer Initiative des VDEB und seiner RFID-Fachgruppe entstanden. Insgesamt haben sich hier neun spezialisierte IT-Unternehmen zusammengeschlossen.
Alle Vorträge, die auf dem 9. VDEB-Infotag gehalten wurden, können frei über die Internetseite des VDEB (www.vdeb.de) abgerufen werden.
Marc Houben (5.464 Zeichen inkl. Leerzeichen)