Thomas Hetz, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP), erklärt: „Trotz der konjunkturellen Flaute ist die Anzahl der Stellenangebote gegenüber der ersten Vorjahreshälfte 2018 insgesamt um über 4 Prozent gestiegen. Dies ist ein deutlicher Hinweis dafür, wie robust die deutsche Wirtschaft mittlerweile ist. Bei Betrachtung der einzelnen Tätigkeitsbereiche werden Unterschiede sichtbar. Doch der aktuelle Job-Navigator verdeutlicht insgesamt, dass in den meisten Branchen Fachkräfte weiterhin dringend gesucht werden.“
Stärkste Nachfrage in den Bereichen Handwerk und technische Berufe
Nach wie vor zählen Handwerker (mehr als 1,14 Millionen Jobs) und die technischen Berufe (940.930 Jobs) zu den gefragtesten Berufsprofilen. Mit über 2 Millionen Stellenangeboten machten sie fast ein Drittel aller ausgeschriebenen Stellen im ersten Halbjahr 2019 aus. Doch während sich das Jobangebot in den handwerklichen Berufen von 2017 auf 2018 noch um 12,3 Prozent erhöhte, sank die Nachfrage in der aktuellen Halbjahreshälfte um 5,3 Prozent. So ging in Sachsen das Stellenangebot im Bereich Handwerk besonders deutlich um knapp 21 Prozent zurück, in Thüringen fiel es um 13 Prozent. Im Saarland und Nordrhein-Westfalen stieg die Nachfrage dagegen um je 10 Prozent.
Stärkster Nachfrageanstieg im Bereich Gesundheit und Soziales
Der enorme Fachkräftemangel kommt besonders in den Gesundheitsberufen zum Ausdruck. Im ersten Halbjahr 2019 wurden 569.850 und somit rund 13 Prozent mehr Stellenangebote gegenüber der ersten Jahreshälfte 2018 veröffentlicht. Allein im Saarland stieg die Nachfrage um 48 Prozent und in Thüringen um 33 Prozent an. Nur in Bremen (-5 Prozent) und Hamburg (-1 Prozent) wurden weniger Stellen im Bereich Gesundheit und Soziales ausgeschrieben.
Ebenfalls intensiv gesucht werden Fachkräfte im Bereich Aus- und Weiterbildung. Das Stellenangebot für z.B. Lehrkräfte, Pädagogen und Trainer stieg um 13 Prozent auf über 83.900 Jobs.
Bei IT-Stellenangeboten werden Freelancer-Portale beliebter
Auch die Zahl der Stellenangebote in der IT- und Telekommunikationsbranche nahm in der ersten Jahreshälfte 2019 gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 um über 7 Prozent auf rund 347.800 Jobs spürbar zu. Die Suche nach geeignetem IT-Personal scheinen die Unternehmen dabei zunehmend selbst in die Hand zu nehmen (+18 Prozent). Ein möglicher Grund könnte in Freelancer-Portalen liegen, die sich hierzulande zunehmender Beliebtheit erfreuen. Auf diesen können sich Arbeitnehmer – von Supportern bis Web-Programmierern – mit einigen schnellen Einstellungen inklusive eigener Arbeitsproben direkt bei den Firmen vorstellen, austauschen und im besten Fall Aufträge generieren.
Gut standen die Chancen auch für Bewerber im Bereich Rechts- und Steuerwesen (73.100 Jobs, +9,3 Prozent), genauso wie in beratenden Tätigkeiten (127.700 Jobs, +9,1 Prozent).
Sinkende Nachfrage für Einkauf, Transport und Logistik
Rückläufig ist die Nachfrage hingegen in den Bereichen Einkauf, Transport und Logistik. Insgesamt 474.500 Stellenangebote, und somit rund 7 Prozent weniger als in der Vorjahreshälfte, wurden für Einkäufer und Mitarbeiter in der Materialwirtschaft ausgeschrieben. Damit standen Logistikern knapp 4.000 Jobs weniger zur Verfügung.
Deutlich mehr Praktikumsstellen
Mit Blick auf das Berufslevel der Stellenangebote wird deutlich, dass insbesondere Praktikanten ein deutlich größeres Angebot zur Auswahl stand. Mit 171.696 Jobs wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum über ein Drittel mehr Praktikumsstellen veröffentlicht.
Wer auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz war, dem boten sich 2019 knapp 18 Prozent mehr Stellen als in der ersten Jahreshälfte 2018.
Über den BAP Job-Navigator
Der BAP Job-Navigator wertet monatlich die Stellenangebote aus 194 Printmedien, 164 Online Jobbörsen, mehr als 30.000 Firmenwebsites und der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit aus. Im Zeitraum Januar bis Juni 2019 wurden insgesamt 4.982.271 Stellenanzeigen von 364.031 Unternehmen analysiert. Wenn mehrere Anzeigen für eine Stelle geschaltet wurden, wurden diese zusammengefasst und nicht mehrfach gezählt.