Allerdings springt die Fokussierung der dena-Netzstudie II auf eine nationale Betrachtung viel zu kurz. "Netzausbau ist heute keine rein nationale Aufgabe mehr, sondern eine europäische Verpflichtung. Seit letzter Woche kennen wir die Vorstellungen der EU-Kommission einer künftigen europäischen Energieversorgung", sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands WindEnergie. "Diese Anforderungen aus Brüssel müssen in ein strategisches Konzept für die Weiterentwicklung des Stromnetzes in Deutschland einfließen. Deutschland braucht eine schlüssige, EU-konforme Strategie für den Ausbau der inländischen Netze, der Speicher und der Grenzkuppelstellen, die über den Tag hinaus Bestand hat."
Der notwendige Netzumbau ist bereits seit der dena-Netzstudie I (2005) bekannt. Nicht nur der verstärkte Ausbau der Windenergie, sondern im gleichen Maße auch neue Kohlekraftwerke in Küstennähe machen neue Stromtrassen vom Norden Deutschlands in die Ballungszentren notwendig. Die Liberalisierung der Energiemärkte 1998 hatte nicht dazu geführt, dass in die Netzinfrastruktur in Deutschland investiert wurde. Ganz im Gegenteil: Seit nunmehr fast 30 Jahren wurde der Netzausbau von Politik und Energiewirtschaft vernachlässigt. Umso größer ist die Herausforderung heute.
Für die Windenergie kommt es darauf an, neben dem zweifellos notwendigen Ausbau der Stromnetze auch die heute bereits verfügbaren Netztechnologien wie Hochtemperaturleiterseile und Netzmanagementmaßnahmen (Temperaturmonitoring von Freileitungstrassen) zu nutzen. "Gerade der technologische Fortschritt muss in einem Industrieland wie Deutschland berücksichtigt werden und würde die Bevölkerung von Baumaßnahmen entlasten. Wenn die bestehenden Freileitungen mit Hochtemperaturseilen und Temperaturmonitoring optimiert werden, brauchen wir nur halb so viel neue Stromtrassen. Das erhöht die Akzeptanz für den Netzumbau bei den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort", betonte Albers.