Mit Ausnahme der Kapazitätsauslastung, die sogar leicht zulegen konnte, haben sämtliche Lageindikatoren der Logistikdienstleister merklich nachgegeben. Insbesondere der inländische Auftragseingang hat weniger kräftig zugelegt als im Vorquartal. Die weiterhin gute Auslastung dürfte der Grund dafür sein, dass die Anbieter ihre Investitionspläne noch nicht merklich geändert haben. Alle übrigen Erwartungskomponenten liegen indes deutlich hinter den vor drei Monaten ermittelten Werten zurück.
Die Lageeinschätzung der Logistikanwender in Industrie und Handel zeigt sich gegenüber dem Vorquartal kaum verändert. Hierzu trug bei, dass die nicht mehr ganz so kräftige Nachfrage durch eine relative Verteuerung für Logistikleistungen (als Indiz für eine konjunkturelle Anspannung im Markt) aufgefangen wurde. Bei den 12-Monats-Erwartungen haben sich mit Ausnahme der nahezu unverändert stark expansiv eingeschätzten grenzüberschreitenden Logistikbedarfe alle Indikatoren deutlich abgeschwächt. Dies deutet darauf hin, dass die Befragten den Dämpfer für die Logistikkonjunktur weniger als außenwirtschaftlich bedingt sehen als vielmehr binnenwirtschaftlich weniger starke Auftriebskräfte erwarten.
Der neuen Bundesregierung stellen die Befragten nahezu durchweg ein schlechtes Zeugnis aus, wenn es um die Bewertung der für die Logistikwirtschaft relevanten Politikfelder geht. Während die Stärkung des Wirtschaftsstandortes noch als knapp befriedigend beurteilt wird, kommen alle übrigen Bereiche nicht über ein ausreichend hinaus. Am schlechtesten schneiden mit einer Durchschnittsnote von 3,9 die Maßnahmen zur Verkehrsinfrastrukturbereitstellung ab. Aber auch die übrigen abgefragten Politikbereiche "Impulse für E-Mobilität und Citylogistik", "Digitale Infrastruktur" sowie "Energiewende und Energienetzausbau" schneiden kaum besser ab.
Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel für die Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) berechnet. Konstruktionsgemäß kann der Indikator Werte zwischen 0 und 200 annehmen, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnet (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung).
Diese Kommentierung fußt auf der bislang absehbaren Entwicklung der erhobenen Befragungskomponenten. Die Verdichtung zu den vorgestellten Gesamt- und Teilindikatoren ist auf der bisherigen Datengrundlage nur als erste Rechnung möglich. Das dem Indikatorkonzept zugrunde liegende Fragedesign zielt bei quartalsbezogenen Angaben auf eine Einschätzung der jahreszeitlich üblichen (um saisonale Effekte bereinigten) Werte ab. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass sich im Antwortverhalten noch Saisoneffekte niederschlagen. Diese können zukünftig (nach längerer Laufzeit des Indikators) statistisch herausgerechnet werden. Darüber hinaus sind zukünftig auch Untersuchungen zu den zeitlichen Vorlaufeigenschaften sowohl zur sektoralen als auch zur gesamtwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung möglich. Diese werden vom IfW durchgeführt, sobald die dazu notwendige Datengrundlage erreicht ist.