95 Prozent des Transport-Volumens in der Chemie sind bereits outgesourced. Hier haben die Logistikdienstleister kaum Wachstum zu erwarten. Wenn es nicht um Transporte, sondern um das Outsourcing ganzer Prozesse geht, ist die Branche bisher zurückhaltender, besonders im Bereich Gefahrgut- und Gefahrstofflogistik. Bernd Nahler, Vice President bei Evonik Industries AG Business Line Logistics: "Evonik steht in der Verantwortung, auch wenn der Prozess ausgelagert ist."
Hohe Erwartungen an den Servicegrad
Globalisierung und steigende Kundenanforderungen sind in der chemischen Industrie die Komplexitätstreiber. Nachdem die Märkte in Europa nur noch begrenzt wachsen, standen die Supply-Chain-Manager in den letzten Jahren vor der Aufgabe, die Lieferketten in neuen Märkten aufzubauen und effizient zu gestalten. Geschwindigkeit, hoher Servicegrad und Transparenz sind dabei die Herausforderungen. "Wir werden heute gerne mit Amazon verglichen", so eine Einschätzung aus der Branche.
Komplexität entsteht durch diese neuen Kundenanforderungen, aber auch die Globalisierung der Lieferkette und staatliche Regulierung. Chemielogistik setzt auf zentrale Steuersysteme und standardisierte, automatisierte Prozesse, um diese Komplexität effizient zu beherrschen. Komplexitätsreduktion ist nur soweit möglich, wie sie nicht den Anforderungen des Kunden widerspricht. Ortwin Nast, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Hoyer GmbH: "Es geht um die hausgemachte Komplexität, die zu Folgekosten führt."
Outsourcing stößt Prozessoptimierung an
Aus der Zusammenarbeit zwischen den Supply-Chain-Managern bei den Herstellern und den Logistikdienstleistern ergeben sich Prozessoptimierungen. "Dienstleister müssen integrierte Wertschöpfungsketten abbilden können" stellt Michael Kriegel fest, der bei Dachser den Bereich Chemielogistik leitet. Beim Outsourcing werden die Prozesse neu durchdacht und die Komplexität reduziert - andersrum ist Komplexitätsreduktion kein Treiber für Outsourcing.
Die Industrie fordert von den Logistikdienstleistern nicht nur einen hohen Servicegrad, sondern auch mehr Transparenz. Die Dienstleister stellen sich auf die neuen Anforderungen ein. Sie liefern immer mehr KPI aus der Lieferkette an die Hersteller: Neben Daten zur Liefertreue erhalten die Kunden Einblick zum Beispiel zur Lagerverfügbarkeit. "Wir wollen wissen, dass es ein Problem gibt, bevor der Kunde anruft", fasst Detlef Stürcken, Head of Logistics Services bei der Altana AG, zusammen.