Drastische Einfuhrzölle haben deutschen Mittelstand aufgeschreckt
Dr. Harald Schönfeld führt aus: „Die von Trump angekündigten drastischen Erhöhungen bei den Einfuhrzöllen haben offenbar einen Teil der mittelständisch geprägten Fertigungsindustrie in Deutschland mit einem erklecklichen US-Geschäft aufgeschreckt. Verbunden mit den für die USA in Aussicht gestellten Steuererleichterungen für Ansiedlungen prüfen deutsche Firmen zusehends, ob sich eine Produktionsverlagerung in die USA rechnet. Die mit solchen Themen vertrauten Interim Manager sind rar und entsprechend hoch ist die Nachfrage.“
Der Management-Experte stellt klar: „Es geht zunächst vor allem darum, sich einen Überblick zu verschaffen und einen möglichen Aktionsplan zu erarbeiten. Mir ist noch kein Fall bekannt, in dem eine Produktionsverlagerung in die USA nach dem Trump-Sieg tatsächlich beschlossen worden ist.“ Allerdings hätten sich viele Industrieunternehmen angesichts der hohen Energiekosten in Deutschland schon seit über anderthalb Jahren häufig Interim Manager ins Haus geholt, um Produktionsverlagerungen ins Ausland zu prüfen. Bislang habe dabei allerdings vor allem Osteuropa wie beispielsweise Polen im Fokus gestanden.
Euphorische Stimmung bezüglich US-Geschäftsaussichten
Dr. Harald Schönfeld hat in zahlreichen Gesprächen mit Interim Managern im Einsatz festgestellt: „In den oberen Führungsetagen der deutschen Wirtschaft ist die Stimmung angesichts der US-Aussichten in den kommenden Jahren teilweise geradezu euphorisch. Von der wirtschaftlichen Lähmung in Deutschland schon länger verschreckt wittern sie jetzt die Chance auf einen Boom in den USA. Dabei scheint allen klar zu sein, dass man an diesem US-Boom nur teilhaben kann, wenn man sich dort als ‚good citizen‘ mit Produktion vor Ort präsentiert. Doch natürlich rechnen sich solche Modelle nur, wenn man über die Amtszeit eines einzigen US-Präsidenten zeitlich weit hinaus kalkuliert.“
Dem gegenüber stehen allerdings auch Unternehmen, die um ihr US-Geschäft bangen, weil sie vor dem Aufbau einer Produktionsstätte in Trump-Amerika zurückschrecken, weiß Dr. Harald Schönfeld aus diversen Gesprächen. Des Öfteren kämen aus dem Mittelstand Überlegungen zur Bildung von Produktionsgemeinschaften auf. Er erläutert: „Mittelständische Unternehmen, die in keinerlei Wettbewerbssituation stehen, spielen augenscheinlich Szenarien durch, sich gemeinsam auf den Weg in die USA zu machen. Interim Manager bieten sich dabei als firmenübergreifende Projektleiter geradezu an.“
Skepsis gegenüber ungehemmter globaler Logistik
Die US-spezifischen Überlegungen fallen nach Einschätzung von Dr. Harald Schönfeld in eine Zeit, in der viele Unternehmen einer „ungehemmten globalen Logistik“ ohnehin zusehends skeptisch gegenüberstehen. „Angesichts der Unsicherheiten in den Lieferketten schwenken immer mehr Firmen auf eine Strategie um, diejenigen Waren, die sie auf einem bestimmten Kontinent verkaufen wollen, dort auch zu produzieren“, weiß Dr. Harald Schönfeld aus den Erfahrungsberichten der Interim Manager. Er sagt: „In diesem Zusammenhang bietet es sich an, den Wahlsieg von Donald Trump als Anlass für den Produktionseinstieg in den USA zu nehmen.“