Die Eventreihe „Marktdialog@BWI“ richtet sich an Partner und Lieferanten sowie Unternehmen, die Interesse an einer Kooperation mit der BWI haben. „Mit dem Format, das wir vor drei Jahren aufgesetzt haben, möchten wir den Dialog mit Unternehmen am Markt pflegen und als primärer Digitalisierungspartner der Bundeswehr informieren“, sagt Peter Scaruppe, Leiter Procurement bei der BWI, in seiner Begrüßung. „Sie sollen sich frühzeitig einstellen und entscheiden können, ob und wann Sie uns und unseren Kunden bei Vorhaben unterstützen“. Neben kommerziellen Themen, wie zum Beispiel der Vorstellung der jeweils aktuellen Vergabe-Roadmap der BWI, geht es bei den Marktdialogen um technolgische Themen.
Künstliche Intelligenz für die Bundeswehr
Letzteres war Thema der neunten Ausgabe des „Marktdialog@BWI“ am Dienstag. Im Zentrum der Veranstaltung stand eine Kerntechnologie der digitalen Transformation der Bundeswehr: Künstliche Intelligenz (KI). Referenten von Bundeswehr und BWI gaben einen Einblick in derzeitige Handlungsfelder, Chancen und Herausforderungen, aktuelle Projekte und die Entwicklung der kommenden Jahre. Die Themen reichten von Large-Language-Modellen bis zu Mensch-Maschine-Schnittstellen. Den Auftakt machte Jürgen Löffler, aus der CS „Geoinformation, Analytics & Simulation“. Er gab einen Einblick in die aktuelle Arbeit der BWI in diesem Bereich, die sich in vier Handlungsfelder einteilen lässt: KI-Lösungen für das Gefechtsfeld wie etwa Systeme zur Lagebilderstellung, Systeme für die Stabs- und Verwaltungsarbeit, zu denen unter anderem KI-gestützte Suchmaschinen oder große Sprachmodelle gehören, Tools zur Analyse großer Datenmengen, aus denen sich Prognosen ableiten lassen, sowie die Erstellung von Modellen und Simulationen mittels KI. Besonders große Potentiale sehe man derzeit beim Einsatz generativer KI, insbesondere großer Sprachmodelle, sogenannter Large Language Models (LLM). Mit diesen können Informationen aus einer Vielzahl von Dokumenten extrahiert, zusammengefasst und über einen ChatBot leicht zugänglich gemacht werden.
Neben Chancen und Handlungsfeldern ging Jürgen Löffler auf wesentliche Anforderungen für den Einsatz von KI bei der Bundeswehr ein. Abseits von technologischen und ethischen Aspekten seien das insbesondere Informationssicherheit und Datenschutz beziehungsweise Datensouveränität. „Sämtliche KI-Systeme, die die BWI für die Bundeswehr einsetzt, müssen auf der eigenen Infrastruktur laufen, damit unerwünschter Datenabfluss wirksam unterbunden werden kann“, so Jürgen Löffler. Kontrolle, Sicherheit, Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der eigenen Daten sei Handlungsmaxime.
Von der Stabsarbeit bis auf das Gefechtsfeld
Ob Automation von Prozessen, Schutz vor Cyberbedrohungen oder Entlastung des eigenen Personals – KI bietet der Bundeswehr viele Vorteile. Deshalb identifiziert sie zusammen mit der BWI seit Längerem schon Anwendungsbereiche und entwickelt Lösungen. Oberstleutnant Tobias Brennenstuhl aus dem Bundesministerium der Verteidigung stellte in seinem Vortrag zwei künftige Einsatzgebiete künstlicher Intelligenz bei der Bundeswehr vor. Da wären zum einen die bereits genannten Large Language Models, also KI-Modelle, die in der Verwaltungsarbeit zum Beispiel Texte generieren oder Fragen beantworten können und so Personal entlasten. Eine solche generative KI soll Mitarbeitende des BMVg künftig etwa dabei unterstützen, kleine Anfragen aus dem Bundestag zu beantworten.
Aber nicht nur in den Dienstzimmern, auch auf dem Gefechtsfeld soll KI in Zukunft unterstützen, etwa bei der taktischen Aufklärung. So sollen nach den Plänen der Bundeswehr intelligente Systeme Lagebilder erstellen, auf dessen Basis militärisches Führungspersonal eigener und verbündeter Kräfte Entscheidungen schneller und fundierter treffen kann.
KI-Agenten im militärischen Umfeld
Als Technologiepartner der deutschen Streitkräfte richtet die BWI ihren Blick auch in die weitere Zukunft. Um Entwicklungen der kommenden Jahre im Bereich der Künstlichen Intelligenz ging es im dritten und letzten Vortrag. Am Beispiel der Verwundetenversorgung im Gefecht erläuterte Dennis Maier, Technology Lead für KI bei der BWI, wie in Zukunft Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine gestaltet werden könnten. So könnten KI-Agenten, also intelligente autonome Systeme, die etwa auf einer Smartwatch eines Soldaten installiert sind, und die auf Microservices wie Navigation, Chat oder medizinische Daten zugreifen können, Verwundete und medizinisches Personal bei der Versorgung unterstützen. „Die Möglichkeiten reichen vom Monitoring des Patienten, über die Dokumentation ergriffener Maßnahmen und Geoinformationen, bis Entscheidungsunterstützung bei der Behandlung“, sagt Dennis Maier.
Die Technologie-Früherkennung und -vorausschau gehört zu den Aufgaben von Maier und seinen Kolleg*innen im Technology Center AI & Cloud der BWI, eines von vier solcher Zentren. Und dazu zählen auch die Voraussetzungen, die den Einsatz von KI in der Bundeswehr überhaupt erst möglich machen: verlässliche Datenquellen, Modelle und deren Training, ethische Vorgabe wie die Erklärbarkeit von KI oder den Technologieaustausch mit nationalen und internationalen Partner und Verbündeten, etwa auf EU- und NATO-Ebene.
In ihrer Arbeit setzt die BWI als primärere Digitalisierungspartner der Bundeswehr neben eigenem Know-how und Leistungen auf ein Ökosystem aus Dienstleistern, Start-ups, Lieferanten, Forschungseinrichtungen und Behörden. Das gemeinsame Ziel: die Führungs- und Einsatzfähigkeit sowie die Kampfkraft der Streitkräfte kontinuierlich zu erhöhen.