- Themenschwerpunkt der BWI bei AFCEA: wie digitale Innovationen die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr stärken
- Entwicklung von KI-Lösungen brauchen enge Zusammenarbeit von öffentlichen Institutionen, Forschung und Industrie
- Appell für strategische Autonomie und technische Wahlfreiheit
Unter dem Motto „(Künstliche) Intelligenz & Innovation – Chancen für Mensch und Technik“ stellten am 11. und 12. Mai knapp 200 Unternehmen im World Conference Center in Bonn ihre digitalen Projekte vor. Auch die BWI präsentierte dort ihre Leistungen als digitaler Innovationstreiber der deutschen Streitkräfte. Im Mittelpunkt standen drei Showcases sowie weitere Exponate der begleitenden Leistungsschau BWI innoXperience. Die Keynote zur Eröffnung der Fachausstellung sowie zur BWI Innovation Night am Vorabend hielt Martin Kaloudis, CEO und Vorsitzender der Geschäftsführung der BWI.
Dass es als IT-Systemhaus der Bundeswehr zum Selbstverständnis der BWI gehört, die Streitkräfte digital jederzeit einsatzfähig zu machen und dazu auch die technologischen Entwicklungen in Deutschland im Blick zu haben, machte Kaloudis auf der BWI Innovation Night deutlich. „IT und Digitalisierung sind zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor für die Resilienz und die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte geworden“, sagte er. Für die weitere technologische Entwicklung sei vor allem der Einsatz von künstlicher Intelligenz unabdingbar. Deshalb mache die BWI auf Herausforderungen in diesem IT-Teilbereich aufmerksam – und was Deutschland tun kann, um den europaweiten oder gar weltweiten Anschluss nicht zu verlieren. Denn offensichtlich ist: Deutschland gehört nicht zu den Big Playern. Die Nase vorn haben China, die USA und andere europäische Staaten. „Da muss mehr gehen“, forderte Kaloudis auf der AFCEA Fachausstellung. „Wenn wir nicht sofort beginnen, stärker in KI zu investieren, sie auf breiter Front auszuprobieren und marktfähig zu machen, werden wir unsere lebensnotwendige Chance auf digitale Souveränität bei der Nutzung von KI verspielen.“
Kürzere und schnellere Prozesse
Die Entwicklung von KI ist komplex, teuer und sehr zeitaufwendig. Im Alleingang sei diese daher nicht möglich. Deshalb rief Kaloudis dazu auf, gemeinsam daran zu arbeiten, Technologien wie künstliche Intelligenz für die Bundeswehr und insgesamt für die öffentliche Verwaltung nutzbar zu machen, Lösungen zu entwickeln und diese schnell in die Organisationen einzuführen.
Hardware und Datensätze seien zwar limitierende Faktoren, doch diese technischen Herausforderungen ließen sich seitens der Industrie lösen. Die größte Herausforderung im Bereich der KI sei das Tempo. „Wir können nicht in Zyklen von 70 Jahren denken, sondern eher in Zyklen von sieben Monaten“, mahnte Kaloudis. Ein umfassendes Echtzeitlagebild in einem Kriegsgeschehen über Sensoren und Effektoren bräuchte ab heute etwa fünf Jahre Entwicklungszeit. Selbst mit Produktverbesserungen einzelner Elemente und der Nutzung bestehender Projekte stehe eine Darstellung verschiedener Datenelemente frühestens in zwei Jahren zur Verfügung. Das zeige Kaloudis: „Wir benötigen kürzere und schnellere Wege und Prozesse, um für unsere Soldatinnen und Soldaten umfassende Lösungen zur Verfügung zu stellen.“
Strategische Autonomie und Wahlfreiheit in Technologien
Für ihren Kunden, die Bundeswehr, adaptiert die BWI immer wieder erfolgreiche Nutzungs- und Anwendungsbeispiele aus dem zivilen Bereich. Wie sinnvoll Domänen-übergreifende Expertise ist, zeigt eine Technologie, die ursprünglich aus der Medizin stammt: In der Krebsdiagnostik erkennt eine KI Krebsgeschwüre und färbt sie auf dem Bildschirm in Echtzeit ein. Im militärischen Kontext kann nach dem gleichen Prinzip gearbeitet werden, um zum Beispiel Fahrzeuge auf Satellitenbildern zu erkennen. Die Fahrzeuge werden ähnlich wie die Krebsgeschwüre pixelweise eingefärbt.
Erfolgreich implementiert, können KI-Systeme auf lange Sicht nicht nur ihren jeweiligen Einsatzfeldern dienen, sondern lassen sich auch als Blaupause für künftige Projekte nutzen und immer weiter ausbauen – auch außerhalb der Bundeswehr. Um Tempo in die Entwicklung zu bringen, plädierte der CEO der BWI in seiner Rede „für strategische Autonomie, Wahlfreiheit in Technologien und damit ein resilienteres, digital souveränes Management auch unseres IT SysBw”. Dies gelte insbesondere für die Schlüsseltechnologie KI.