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Farbsymphonien im ehemaligen Gefängnisareal

Kocherquartier in Schwäbisch Hall beeindruckt durch seine Architektur

(PresseBox) (Ober-Ramstadt, )
Wo einst schwere Jungs hinter Gittern, dicken Mauern und Stacheldraht einsaßen, pulsiert heute das Leben. Im idyllischen Städtchen Schwäbisch Hall entstand auf dem Gelände einer ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA) ein lebendiger Stadtteil mit Kultur, Handel und Wohnen. Das neue Kocherquartier besticht durch seine Architektur und das beeindruckende Farbkonzept.

Lage mit viel Potential

Die Lage ist großartig, vorne fließt das Flüsschen Kocher vorbei, hinten begrenzt die historische Stadtmauer das ca. 15 Hektar große ehemalige JVA-Gelände. Ein Potenzial, das es für die ehemalige freie Reichsstadt Schwäbisch Hall zu nutzen galt. Die alte Salzsiederstadt ist unter anderem für ihre Freilichtspiele bekannt: Wenn es in den Sommermonaten „Vorsicht Stufen“ heißt, verwandelt sich der Marktplatz mit der St. Michaelskirche in ein Open-Air-Theater. Das Besondere ist, dass nicht der Platz, sondern die Freitreppe vor der Kirche zur Bühne wird: Auf den steilen Stufen singen, tanzen und rezitieren die Schauspieler.

Unweit des Marktplatzes mit dem Altstadtkern befanden sich nahezu 170 Jahre lang die von hohen Mauern umgebenen Gefängnisgebäude, von der Haller Bevölkerung auch „Kocherhotel“ genannt. Bereits in den 1960er Jahren erwarb die Stadt Schwäbisch Hall das Areal vom Land Baden-Württemberg mit der Absicht, die Vollzugsanstalt nach draußen zu verlagern, was jedoch erst 1998 geschah. Die Stadt schrieb einen Planungswettbewerb aus. Das Ziel lautete, auf dem JVA-Gelände ein neues Stadtquartier entstehen zu lassen, das sich von der Struktur her in den historischen Stadtkern einfügt und eine Erweiterung der Innenstadt mit Angeboten aus Handel, Dienstleistungen und Wohnen darstellt.

Gelungene Mischung aus Alt und Neu

In einer Bauzeit von 20 Monaten mit Baukosten von rund 100 Millionen Euro ist Mitte 2011 eine überaus gelungene, architektonisch bemerkenswerte Mischung aus Alt und Neu entstanden. Es ist das wohl größte Bauprojekt Schwäbisch Halls seit dem Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von 1728. Insgesamt wurden 13.300 Quadratmeter neue Handels- und Dienstleistungsflächen geschaffen sowie 1750 Quadratmeter Wohnfläche. Neu sind auch die Tiefgarage und der zentrale Omnibusbahnhof sowie weitere oberirdische Stellplätze.

Bestehenblieben die denkmalgeschützten ehemaligen Gefängnisgebäude nahe des Kochers in ihrer Außenhülle – nur innen wurde behutsam umgebaut. Heute herrscht hinter den dicken Mauern, die einst den Kontakt zur Außenwelt abschnitten, reger Publikumsverkehr. Im neuen „Haus der Bildung“ sind auf 4000 Quadratmeter Fläche verschiedene Einrichtungen wie die Musikschule, die Volkshochschule, das Jugendstadtorchester und eine Beratungsstelle von Pro Familia untergebracht. Die JVA-Altbauten bilden zusammen mit der Stadtmauer auf der gegenüberliegenden Seite des einstigen Gefängnisareals eine Klammer aus historischer Bausubstanz, die bewirkt, dass die neu errichteten, hochmodernen Baukörper mit Ladengeschäften, Büros und Wohnungen sich gelungen in das historische Stadtbild einfügen.

Einkaufen, Bummeln und Wohnen

Das Neubauviertel wird von einem zusammenhängenden, langgestreckten Gebäudekomplex dominiert, in dem auf zwei Ebenen Dienstleistungsgeschäfte bekannter Filialisten und aus dem Einzelhandel untergebracht sind. Auf dem Flachdach dieses Neubaukomplex wurden 20 moderne Wohnungen in lockerer Anordnung mit Innenhöfen nach dem neuesten Energiestandart errichtet. Die Lage über den Dächern ist einmalig, und man hat von dort aus einen schönen Ausblick auf die nahe Altstadt mit der St. Michaelskirche. Zwischen diesem Gebäudekomplex und den JVA-Altgebäuden sind drei kleinere Neubauten aufgereiht. Das vorderste, in dem sich ein Café befindet, läuft spitz zu und weist auf die Rundung eines neuen Bankgebäudes, das das Gelände im Norden abschließt. Das größte der drei Gebäude beherbergt mehrere Arztpraxen, während das mittlere Gebäude ein gläserner Erschließungsturm ist, in dem man mittels Aufzug oder über ein Treppenhaus von der Tiefgarage an die Oberfläche gelangt.

Licht und Farbe bieten Sicherheit und Orientierung in der Tiefgarage

Was beim Betreten der Neubauten sofort ins Auge fällt, ist die Farbgestaltung in der Tiefgarage und in den Treppenhäusern. Das Farbkonzept stammt vom Architekturbüro Kraft + Kraft aus Schwäbisch Hall und ist auf zwei Farbspektren reduziert: „Rotviolett“ und „Blaugrün“. Zu Rotviolett gehören die Farbtöne RAL 3017 Rose, RAL 3020 Verkehrsrot, RAL 3015 Hellrosa, RAL 4002 Rotviolett, RAL 4006 Verkehrspurpur sowie ein RAL 4033 Erikaviolett. Zum blaugrünen Spektrum zählen die Farbtöne RAL 6018 Maigrün, RAL 6027 Lichtgrün, RAL 6029 Minzgrün, RAL 6019 Weißgrün, RAL 6018 Gelbgrün sowie RAL 5021 Wasserblau.

Das komplette Farbkonzept mit den beiden Farbreihen wurde in der Tiefgarage unter dem Kocherquartier umgesetzt. Dort sind 307 Stellplätze auf zwei Ebenen verteilt, wobei es im 1. Untergeschoss weniger sind, da sich hier noch ein Supermarkt befindet. Die beiden Decks sind so konstruiert, dass kein einziger Pfeiler das Ein- und Ausparken erschwert. Prämisse war von Anfang an, dass die Tiefgarage hell und freundlich sein und ein Sicherheitsgefühl vermitteln sollte. „Das international renommierte Lichtlabor Bartenbach hat eine wirkungsvolle Beleuchtung inszeniert. Mit handelsüblichen Langfeldleuchten, die entlang der Stellplätze angeordnet sind, werden die wenigen Stützen ins ‚rechte Licht´ gerückt. In Verbindung mit dem Farbkonzept erscheinen die Stützen als Gestaltungselemente“, erläutert Architekt Lorenz Kraft sein Konzept.

Die eindeutige Farbkonzeption für jedes Deck erleichtert die Orientierung: Während das 1. Untergeschoss in der kühlen Blaugrün-Farbreihe des Farbkonzeptes gestaltet ist, hebt sich das 2. Utergeschoss in warmen Rotviolett ab. Ein freches Rosé markiert die Zufahrtsrampen. Der Bodenbelag ist hellgrau in den Fahrbereichen, mit einem dunkleren Grau in den Parkflächen. Die Laufflächen sind mit farbigen Streifen aus dem gesamten Spektrum der entsprechenden Farbreihe gekennzeichnet. Die Außenwände und Decken des Parkhauses sind hellweiß beschichtet, was für eine hohe Reflexion und gute Helligkeit sorgt. „Wir haben kräftige Farben an Stützen, Treppenhäusern und Rampen eingesetzt, die Weißtöne an den Außenwänden und Decken weisen einen sehr hohen Reflektionsgrad auf. Dies war ein entscheidendes Kriterium, weshalb die Wahl auf die Kunststoffdispersion Amphibolin fiel“, berichtet Lorenz Kraft. Die emissions- und lösemittelfreie Fassaden- und Innenfarbe von Caparol verfügt über außergewöhnlich gute Reflektionseigenschaften: „Amphibolin in Weiß nutzt das vorhandene Licht in der Tiefgarage optimal aus, da es einen sehr hohen Weißgrad (Hellbezugswert 92) hat, wodurch das Licht sehr gut reflektiert wird“, erläutert Martin Wißmann, Caparol Planer- und Objektbetreuer. Ein Prüfbericht bestätigt, dass Amphibolin in einem Testraum eine um 20 Prozent höhere Helligkeit aufweist, als herkömmliche weiße Objektwandfarben.

Doch nicht nur bei Weiß konnte Amphibolin überzeugen, die intensiven Farbtöne des anspruchsvollen Farbkonzepts ließen sich ganz einfach abtönen und erscheinen brillant. Ein weiterer Pluspunkt der vielseitigen Innenraumfarbe ist die außergewöhnlich gute Haftfähigkeit auf fast jedem Untergrund. Ampbibolin ist außerdem aufgrund seiner sehr gute Reinigungsfähigkeit in der Nassabriebsklasse 1 für die Verwendung in stark frequentierten Bereichen prädestiniert. Davon machten sich Bauherr und Architekt in einer Demonstration selbst ein Bild: „Die gute Reinigungsfähigkeit hat uns absolut überzeugt. Verschmutzungen auf den Musterflächen ließen sich entfernen, ohne dass es zu Farbabrieb kam“, bestätigt Lorenz Kraft.

Farbsymphonie in den Treppenhäusern

Im lichtdurchfluteten gläsernen Treppenhaus des zentralen Erschließungsturm setzen hohe Säulen aus der blaugrünen Farbreihe in Lichtgrün, Petrol und Weiß schöne Akzente. Richtig peppig wird es jedoch in den Treppenhäusern, die die beiden Verkaufsetagen und die Wohnanlage auf dem Dach des langgestreckten Neubaus erschließen. Eine wunderbar mutige, zugleich elegante und spannende Farbsymphonie in Verkehrsrot und Verkehrspurpur empfängt hier die Besucher. Was sich zunächst gewagt anhört, passt jedoch sehr schön zusammen, denn der Farbgestalter wählte zwei Farbtöne von Rot und Purpur, die wegen ihrer ähnlichen Sättigung sehr gut harmonieren und dennoch eine Spannung erzeugen und ein tolles Flair ergeben.

Betritt man das Treppenhaus über die gläserne Eingangsfront, fallen als erstes die in leuchtendem Rot gehaltenen Untersichten, Wangen und Geländerverstrebungen der Freitreppe auf. Dahinter hebt sich in schönem Kontrast die in Purpur getauchte Rückwand ab, die dem turmartigen Raum Weite verleiht. Die beiden Farbtöne aus der rotvioletten Farbreihe werden durch Silber, Grau und Weiß begleitet: Das Stahlgrau der Aufzugstüren setzt sich edel von den kräftigen Farben ab, während die grau-gesprenkelten Granitstufen und das Silbergrau des Edelstahlhandlaufs mit dem Rot der Treppe harmonieren. Die seitlichen Wandflächen sind in Weiß gehalten, wie auch die Decke. Die weißen Deckenlampen und die in Weiß applizierten Etagenzahlen, die auf einer feinen roten Linie balancieren, bilden eindeutige Kontraste. Je nach Tageslichteinfall und ganz besonders in der Dämmerung mit elektrischer Beleuchtung weist das Treppenhaus ein eigenes Farbenspiel auf. Die Materialität des Sichtbetons an Wänden, Decke und Treppe bringt Amphibolin gut zur Geltung. „Dass sich die intensiven Farbtöne in der Mischanlage des Großhandels rasch und unkompliziert herstellen ließen, überzeugte die Bauherrn sofort“, berichtet Martin Wißmann. Und auch die gute Reinigungsfähigkeit von Amphibolin sprach für die Verwendung in den stark frequentierten Treppenhäusern.

Moderne Wohnungen mit Wärmedämm-Verbundsystem

Bei den neuen Wohnungen auf dem Dach des Handelszentrums ist das Farbkonzept zurückhaltender, aber nicht minder reizvoll: Das dezente Beige, das die Fassaden der kubischen Wohneinheiten einhüllt, wird von kräftigen Rotnuancen an Türen- und Fensterbereichen begleitet, die frische Akzente setzen. Aber nicht nur die Farbgestaltung wirkt an der Fassade: Ein hoch modernes Wärmedämm-Verbundsystem sorgt bei den 19 Wohnungen mit insgesamt 1750 Quadratmeter für beste Energieeinsparung nach dem neuesten Energiestandard. Dahinter steckt eine hocheffiziente grau-gesprenkelte Polystyrol-Dämmplatte. Die „Capatect Dalmatiner-Fassadendämmplatte“ von Caparol in 16 cm Dicke hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(m²K) nach DIN 4108. Der weitere Aufbau der Fassadenbeschichtung ist mineralisch, von der Armierung über den mineralischen Putz in Kratzputzstruktur mit drei Millimeter Korn. Die Siliconharz-Fassadenfarbe Muresko als Schlussbeschichtung ist diffusionsoffen, wasserabweisend und wetterbeständig. Durch die Ausrüstung mit einer Filmkonservierung sind die wärmegedämmten Fassaden vor Algen- und Pilzbefall geschützt.
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