Im Juli 2004 sprachen sich die Braunschweiger Stadtväter erneut mit hauchdünner Mehrheit dafür aus, im Zusammenhang mit der Errichtung eines Einkaufszentrums die Schlossfassaden wieder aufleben zu lassen, nachdem die Immobilie von der Credit Suise Asset Management Immobilien KAG mbH erworben worden war. Planung, Realisierung und Management übernahm die Hamburger ECE, die in ganz Europa Shopping-Center etabliert und betreibt. Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann fasste die Argumente für das Projekt mit den Worten zusammen: "Durch das ECE-Vorhaben war es möglich, unser Schloss wieder zu errichten und in ihm wichtige Kultureinrichtungen der Stadt zu konzentrieren. Zugleich erhält die Stadtmitte wieder städtebauliche Qualität und identitätsstiftende Wirkung."
Beim Wiederaufbau der historischen Schlossfassaden konnten die Bauleute auf mehr als 600 Originalteile zurückgreifen, die beim Abriss geborgen und aufbewahrt worden waren. Auch die Reiterstandbilder der Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm kehrten an ihren angestammten Standort zurück. Unter dem neuen Dach des alten Schosses haben Standesamt, Stadtbibliothek und -archiv, Kulturamt und Schlossmuseum ihr Domizil gefunden, während die Einkaufsmall mit ihren Kolonnadengängen und Lichthöfen an die Sandsteinfassaden des Schlosses "andockt" und den Portikus des Schlosses als repräsentativen Eingang nutzt. Auf rund 30 000 m² und drei Ebenen unterbreiten 150 Shops, Cafes und Restaurants ihre Angebote.
Brückenschlag zwischen Alt und Neu
Der Bauherr legte die Planung und Ausführung der Schloss-Arkaden in die Hand eines Architektenteams, das vor der Herausforderung stand, alte mit neuer Bausubstanz ohne Brüche und funktionelle Abstriche zu verbinden. Während die Schlossfassaden weitgehend detailgetreu wieder aufgebaut wurden, tragen Kolonnaden und Lichthöfe des Einkaufszentrums mit ihrer Weitläufigkeit und Weiträumigkeit dem Charakter der ursprünglichen Bebauung Rechnung. So bleibt zum Beispiel der monumentale Längsblick entlang der Mittelhalle besonders im Gedächtnis der Besucher. Auch Säulen und Rundbögen weisen auf die Herkunft des Bauwerks hin.
Einkaufszentren werden heutzutage in erster Linie aus Beton, Stahl und Glas gemacht, und hinter den Schaufenstern regiert der Leichtbau. Als Vermittler spielt die Farbgebung eine wichtige Rolle.Um dabei die Kompetenz der Hersteller zu nutzen, wurde Caparol-Planer- und Objektberater Gerhard Kräuter frühzeitig mit ins Boot geholt. Innenarchitektin Claudia Felis zögerte nicht, sich vom Angebot des Unternehmens selbst ein Bild zu machen. Das Sortiment enthält neben einer Vielzahl bewährter Produkte Innovationen und neue Techniken, die sich vom Charakter her für die Beschichtung strapazierten Flächen an exponierten Stellen anbieten. Ihre Eignung wurde an Ort und Stelle überprüft. Dabei waren neben Anmutung und Strapazierfähigkeit vor allem gute Verarbeitbarkeit und ein akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis die entscheidenden Kriterien. Vom Caparol FarbDesign-Studio unterstützt, entstand ein Farbkonzept, das auf kräftige Töne verzichtete.
Bei der Ausschreibung der Maler- und Beschichtungsarbeiten hatte die Niederlassung Braunschweig der Hildesheimer GEBOtherm GmbH für mehr als 90 Prozent des Volumens den Zuschlag erhalten. Die Firma ist seit dreißig Jahren auf dem Markt und verfügt mit 200 Mitarbeitern über ein leistungsfähiges Facharbeiterpotential. Jährlich bringt sie rund 150 000 m² Wärmedämmung an die Wand. Den Zuschlag für die Schloss-Arkaden betrachtete sie angesichts der Dimension und Spezifik als besondere Herausforderung. Niederlassungsleiter Dieter Lambrecht entschied sich bei der Materialwahl für ein komplettes Caparol-Paket.
Akzente setzen - Emotionen erzeugen
Das Richtfest anlässlich der Fertigstellung der Schlossfassaden bot Gelegenheit, die komplette Farbpalette modellhaft zu präsentieren. Diese Präsentation bestätigte, dass insbesondere die innovativen Beschichtungen Akzente setzen und Emotionen erzeugen konnten. Als notwendig und sinnvoll erwies sich eine Einweisung von GEBOtherm-Mitarbeitern in die neuen Techniken und ihre Einarbeitung an Musterflächen. Die "Spezialisten" wurden in Trupps zusammengefasst, was Qualität und Arbeitstempo zustatten kam. Unterstützung in allen praktischen Fragen wurde ihnen durch Verkaufsberater Jörg Rust zuteil, der die Umsetzung des Farbprojekts von Anfang bis Ende begleitete. Gefragt war sein Rat besonders, wenn es um den Umgang mit Marktneuheiten wie Capadecor Metallocryl ging. Das Produkt gehört zu einer neuen Generationen von Spezialbeschichtungen, die zeitgemäßen Gestaltungsbedürfnissen Rechnung trägt. Mit seinem metallischen Glanz entfernt es sich von der konventionellen Farbgebung. In Anlehnung an den Natursteinsockel der Galerien in einem speziellen Grünton aufgetragen, verleiht es den Säulen in den Schloss-Arkaden eine besondere Note.
Metallocryl erwies sich nicht nur wegen des attraktiven Erscheinungsbildes, sondern auch wegen seiner Robustheit als gute Wahl. Nach den Intentionen des Bauherren sollte die großzügige Ausstattung nicht nur die Ladenzeilen, sondern auch die abseits gelegenen Räumlichkeiten und Flure erfassen. Zum Einsatz kam eine innovative Spachteltechnik, die Attraktivität und Effektivität vereint. Mit Arte Twin lassen sich hochwertige Oberflächen und anspruchsvolle Raumstimmungen erzeugen. Die Komponenten sind je nach gewünschter Optik beliebig miteinander kombinierbar. Im Falle der Schloss-Arkaden beschränkte sich die Untergrundvorbereitung auf einen Anstrich mit Indeko Plus, ehe die Lasur in nur zwei Spachtelgängen an die Wand gebracht wurde.
Hohe Deckkraft, rasches Arbeitstempo und Unempfindlichkeit bei Ausbesserungen, die zum Beispiel durch nachträgliche Einbauten von anderen Gewerken verursacht werden, gaben den Ausschlag für den Einsatz der hochwertigen Innenfarbe Indeko-Plus über den Köpfen der Besucher der Mall. Rund 20 000 m² Deckenfläche wurden mit der haftfesten und gut zu verarbeitenden Farbe gestrichen. Ausbesserungen nimmt auch der bis an den Fußboden heruntergezogene Capadecor Putz an den Umläufen und Eingängen des Parkhauses nicht übel, der durch seine unterschiedliche Farbgebung den Benutzern bei der Orientierung behilflich ist.
Die Entscheidung, bei einem Hersteller zu blieben, hat sich nach Dieter Lambrecht ausgezahlt. Das gelte sowohl für die Beratung vor Ort als auch für die Bereitstellung der benötigten Materialmengen, die bei einem Vorhaben dieser Dimension von vornherein problematisch ist. Unter diesen Umständen sei Vorausdenken die wichtigste Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit Hersteller und Großhändler gewesen.
Wolfram Strehlau