Den störenden Nachhall in Räumen zu verringern, ist ein Ziel von Schallschutz-Maßnahmen. Für diesen Zweck stehen inzwischen viele neue Elemente zur Verfügung, die sich zudem für innenarchitektonisch kreative Gestaltungen mit Formen- und Farbenreichtum geradezu empfehlen. Es muss demnach durchaus nicht mehr nur die altbekannte Rasterdecke (Lochplattendecke) sein, wenn Schallschutz angesagt ist. Über die vielen neuen Möglichkeiten, die fortschrittliche Schalldämm-Programme anbieten, informierten wir uns in einem Gespräch mit Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Eberhard, Key Account Manager Akustik bei Caparol Farben Lacke Bautenschutz.
Frage: Warum braucht es Schallschutzmaßnahmen?
Eberhard: Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, daß sich die allgemeine Leistungs-, Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit spürbar erhöht, wenn das Raum-Ambiente ein problemloses Miteinander-Reden und -Verstehen ermöglicht. Eine optimale Akustik steigert das individuelle Wohlbefinden und den als subjektiv empfundenen "Wellness"-Faktor eines Raumes.
Frage: Wo bieten sich Schalldämm-Maßnahmen an?
Eberhard: Gerade mittlere bis größere Räume wie in Kindergärten, Schulen oder der Gastronomie gibt es häufig Nachhall-Probleme. Diese Defizite erschweren massiv die Kommunikation. Beispielsweise kann eine schlechte Akustik in einem Klassenzimmer mit hoher Nachhallzeit bewirken, dass das Zuhören zur regelrechten Kraftanstrengung wird. Räume mit ungenügender Akustik sind aber nicht nur in Bildungsstätten und dem Gastro-Gewerbe anzutreffen. Auch Casinos und Kantinen, Friseur- und Beautysalons, Hallen und Ausstellungsräume, Hotels, Großraumbüros, Call-Center, Foyers, Korridore, Treppenhäuser sowie weitere geschäftliche oder private Arbeits- und Wohnbereiche sind betroffen. Amerikanische Studien registrieren selbst in Kliniken einen deutlichen Anstieg an akustischer Belastung – sowohl am Tag wie in der Nacht.
Frage: Mit welchen Mitteln lösen sie diese vielfältig auftretenden Schallschutz-Probleme?
Eberhard: Um schnell und wirkungsvoll Abhilfe zu schaffen, haben wir mit dem System CapaCoustic Melapor Lösungen entwickelt, die mit einem High-Tech-Kunststoff arbeiten, der ohne großen Montageaufwand überall dort eingesetzt werden kann, wo die Lärmbelastung besonders stört.
Frage: Welche Bestandteile prägen dieses System?
Eberhard: Es enthält Panels und Baffles zum Bekleben und Abhängen von Decken. Beide Elemente gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. So zum Beispiel liefern wir Panels glatt mit Fase in zwei Größen sowie als Welle in einer Größe. Zusätzlich stehen Brekkis zur Verfügung, die in etwa regelmäßig geformten Puzzleteilen ähneln und sowohl an Wänden als auch an Decken nach Wunsch angeordnet werden können. Auch Brekkis gibt es in zwei Größen. Die Baffles sind je nach Wunsch rund, elliptisch oder rechteckig ausgeformt. Sie werden mit Hilfe von T-Schienen oder Seilsystemen an Decken angebracht. Dabei entstehen interessant strukturierte Blickpunkte, wie sie bei einer modernen Raumgestaltung zunehmend gefragt sind.
Frage: Wie effizient sind solche Schallschutz-Elemente?
Eberhard: Die Melapor-Elemente sind besonders wirtschaftlich. Bereits bei geringer Belegung der Decken- oder Wandfläche – entsprechend etwa 30 bis 40 Prozent der Raumgrundfläche – erfüllen sie ihre Aufgabe, und es entsteht eine spürbare Verbesserung der Raumakustik. Es müssen nicht möglichst viele Innenflächen mit ihnen ausgestattet werden. Der High-Tech-Schaumstoff entspricht immerhin der Schallabsorber-Klasse A. Hinzu kommt, dass keine aufwendige Baustellen-Einrichtung erforderlich ist und die Räume deswegen auch nur kurze Zeit nicht benutzt werden können. Die schwer entflammbaren Baffles und Panels sind extrem leicht und können aus diesem Grunde nahezu überall angebracht werden. Sie unterliegen auch keiner antistatischen Aufladung und ziehen dementsprechend keinen Staub an. Für besonders interessant erachten wir auch die Möglichkeit, die Elemente im Spritzverfahren farbig zu beschichten. Dafür empfehlen wir die Innenfarbe CapaTrend, abtönbar über die Farbtonkarte Caparol 3D plus. Auf Kundenwunsch werden die Elemente auch werkseitig beschichtet .
Frage: Welche Hinweise zur Verarbeitung sind von Bedeutung?
Eberhard: Melapor-Elemente lassen sich leicht mit einem scharfen Messer oder einer Kreissäge zuschneiden. Freie Formen können mit Hilfe einer speziellen Schaumschneidemaschine entstehen. Auf einem trägfähigen Untergrund werden die Panels mit Melapor-Kleber angedrückt. Der Klebstoff kann entweder auf den Untergrund oder auf die Panels mit einer Lammfellwalze oder einer Zahnkelle aufgebracht werden. Auch im Verbund mit Kleber und Farbe bleibt bei CapaCoustic-Melapor die Baustoffklasse B 1 bestehen.
Frage: Hat die Schallschutz-Decke damit ausgedient?
Eberhard: Ganz und gar nicht. Auch hier gibt es sowohl technisch wie auch optisch attraktive Innovationen: So zum Beispiel steht eine Akustikdecke mit feiner Oberflächenstruktur zur Verfügung, die Planern und Architekten den Einsatz schallharter Materialien wie Glas, Stein oder Parkett erlaubt. Die anspruchsvolle feine 1-mm-Körnung dieser Akustikdecke – wir nennen sie CapaCoustic Structure – wird von einem hohen Lichtreflexionsgrad begleitet. Das Ergebnis sind hell wirkende, lichte Räume, die im privaten wie auch im geschäftlichen Umfeld eine angenehme Atmosphäre erzeugen.
Frage: Welche Vorteile bietet dieses Deckensystem noch?
Eberhard: Es erzielt gute Absorptionswerte bei einer fugenlosen Oberflächenstruktur. Und es ist wirtschaftlich, weil es eine Spritzbeschichtung von Räumen mit bis zu drei Metern Höhe ermöglicht, ohne dass dazu ein Gerüst aufgebaut werden müsste. Außerdem ist es langlebig, da es sich ohne Absorptionsverlust renovieren lässt.
Frage: Welche Bestandteilen kennzeichnen die Akustikdecke?
Eberhard: Das CapaCoustic Structure-System entsteht aus einer Unterkonstruktion aus CD-Profilen, einer nach Herstellerangaben verlegten gelochten Gipskartonplatte, einem bauseits vollflächig aufzubringenden Akustikvlies und einer feinen offenporigen Spritzputzbeschichtung. Das Akustiksystem wird vornehmlich im Deckenbereich eingesetzt. An den Innenwänden ist die Anwendung meist erst oberhalb der stark belasteten Teilflächen empfehlenswert – in der Regel oberhalb von zwei Metern. Das System kann auf allen tragfähigen Untergründen aufgebracht werden.
Frage: Welche Produkte muss der handwerkliche Fachbetrieb verarbeiten?
Eberhard: Das System besteht aus den vier Produkten CapaSol LF Tiefengrund, einem verarbeitungsfertigen unpigmentiertem Spezial-Grundiermittel auf Acryl-Basis, Capacoll GK Kleber, einem gebrauchsfertigen Dispersionsklebstoff zum Verkleben von CapaCoustic Premium Vlies auf Innenflächen, einem Spezial-Glasvlies mit weißer werkseitiger Beschichtung, abgestimmt auf die bauseitige Spritzputz-beschichtung, und einem verarbeitungsfertigen dispersionsgebundenen Spritzputz.
Frage: Gibt es auch Akustikdecken mit Glattputzbeschichtung?
Eberhard: Aufgrund einer gestiegenen Nachfrage wurden auch solche Akustiksysteme entwickelt. Sie werden vorwiegend im gehoben Innenausbau – sei es privat, gewerblich oder von der öffentlichen Hand finanziert – eingesetzt. Hinzu kommen Bauwerke mit besonderer Architektur. Herausragende Beispiele sind hier die Münchner Pinakothek der Moderne oder die Ausstellungshalle im Weltkulturerbe Völklingen.
Frage: Gibt es ein außergewöhnliches Gestaltungsmerkmal für diese Akustik-Systeme?
Eberhard: Ja. Das besondere Gestaltungsplus der Akustikdecken-Oberflächen: Sie sind elegant und glatt, so dass sie nicht als Schallschutzelemente zu erkennen sind. Dennoch wird eine angenehme Akustik durch die besonders guten Absorptionswerte sichergestellt. Hinzu kommt, dass solche Systeme – wie CapaCoustic Fine – auch in der Baustoffklasse A (nicht brennbar) ausgeführt werden können. Das ermöglicht eine problemlose Installation in brandtechnisch sensiblen Räumen ebenso wie im Fluchtwegebereich. Auch im Denkmalschutz sind solche Akustikflächen geschätzt, da ihre Oberfläche derjenigen von Gipsputzen optisch sehr nahe kommt. Die Glattputz-Beschichtung dieser Systeme ist übrigens patentiert.
Frage: Welche Bestandteile prägen dieses Akustik-System?
Eberhard: Das System besteht im Wesentlichen aus einer akustisch wirksamen vorbeschichteten Akustikputzträgerplatte, die mit einem offenporösen Putz beschichtet ist. Je nach Applikationstechnik der Putzbeschichtung lassen sich fugenlos verputzte, schallabsorbierende Flächen erstellen. Dabei kann die offenporöse innere Struktur optisch nicht erkannt werden. Zu dem System gehört eine dispersionsgebundene elastische Klebemasse mit mineralischen Füllstoffen zum Verkleben der Putzträgerplatten B1.
Frage: Das System eignet sich aber auch für die Brandschutzklasse A2?
Eberhard: Ja. Für das Verkleben der Putzträgerplatten A2 wird dann stattdessen ein mineralischer Werkstrockenmörtel eingesetzt. Außerdem steht ein leicht schleifbarer Fugenspachtel zum Ausspachteln im Bereich der Plattenstöße zur Verfügung. Als Grundschicht dient ein verarbeitungsfertiger dispersions-gebundener Akustikputz mit einer Körnung von 0,7 Millimetern. Zum Erzielen der sehr fein strukturierten Oberflächen gibt es einen ebenfalls verarbeitungsfertigen dispersionsgebundenen Akustikputz mit einer Körnung von 0,3 Millimetern. Komplettiert wird das System durch Abschlussprofile im Bereich von Bewegungs- und Dehnfugen, als Wandabschluss mit Schattenfuge sowie für kantenbündigen Putzabschluss.
Redaktion: Vielen Dank für das aufschlussreiche und informative Gespräch.