Das Start-Up Captain Frank hat sich mittlerweile auf dem Markt der Legal-Tech-Plattformen etabliert. Das Geschäftsmodell, Kunden, die von Flugausfällen betroffen sind, mit juristischer Expertise zur Seite zu stehen, hat zu einigen Erfolgen geführt. So konnten Flugreisende die ihnen zustehenden Entschädigungen bekommen, ohne langwierige und komplizierte Verfahren mit Anwälten und Gerichten überstehen zu müssen. Und dieser Service hat gerade durch die Corona-bedingten Ausfälle im Flugverkehr an Relevanz gewonnen. Nun wagt das Unternehmen mit Sitz in München den nächsten großen Schritt. Mit seiner eigenen Software möchte es sich auch im B2B-Bereich etablieren und Anwaltskanzleien oder Reisebüros bei juristischen Streitfällen unterstützen.
Die Stärke der drei strategischen Entscheider von Captain Frank besteht dabei in ihrer Diversität. Auf den ersten Blick prallen bei ihnen Gegensätze aufeinander, dennoch schaffen es die drei ihre beruflichen Ambitionen miteinander zu vereinen. Ihr gemeinsames Streben besteht darin, die Legal-Tech-Branche zu revolutionieren. Denn das Team um Michael Hoesch (CEO), Constantin von Mutius (CTO) und Joshua Weber (COO) hat schnell erkannt, dass es besonders im Legal-Tech-Bereich an digitalen Strukturen fehlt, wie Hoesch offen gesteht: „Die Legal-Tech-Branche als solches ist vielleicht fünf Jahre hinter der finanzdigitalen Branche und wir – und auch andere – glauben, dass es einen riesigen Disruptive-Innovations-Schub geben wird“.
Im Dienst des Verbraucherschutzes
Investor Michael Hoesch hat bereits 2016 eines von vielen Problemen entdeckt: Verbraucher fürchten noch immer den Schritt zum Anwalt und verzichten somit lieber auf ihre Aufwandsentschädigung. Gemeinsam mit seinem Partner Constantin von Mutius entwickelte er eine Plattform, über die Verbraucher ganz einfach von zu Hause aus Kontakt zu Anwälten aufnehmen können und eine individuelle Ersteinschätzung zu ihrem Fall erhalten. „Unser Motivationsansatz bestand darin, eine Antwort auf folgendes Problem zu finden: Wie können Verbraucher auch kleine Forderungen, die ihnen zustehen, umsetzen, wofür ein Anwalt nicht bereit ist“, so Hoesch über die Geschichte der Gründung. Kurzerhand ging das Unternehmen mit seinem ersten Produkt an den Start: Kostenrückerstattung bei Airline-Streiks.
Sprungbrett trotz Pandemie
Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Während der Corona-Pandemie mussten viele Unternehmen kurzerhand ihre gewohnten Leitlinien ändern. Auch Captain Frank war gezwungen sein bisheriges Konzept zu überdenken. Ursprünglich ging das Start-Up als reines Fluggastportal ins Rennen. Durch die Corona-bedingten Flugstornierungen musste eine schnelle Lösung her. Kurzerhand erweiterten sie das Portfolio auf drei weitere Services. Neben Airline-Streiks können Verbraucher die Services zum Thema Kündigungsschutz, Corona-Flugstornierungen sowie für Entschädigungen bei geschlossenen Fitnessstudios nutzen.
Angetreten, um alte Strukturen aufzubrechen
Bislang verlaufen viele Prozesse sowohl in Kanzleien als auch Rechtsabteilungen von Unternehmen statisch und über altbewährte Methoden ab. Die Abwicklung ist dadurch nicht nur sehr kostenintensiv, sondern nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Auch hier bietet Captain Frank eine Lösung, die vielerlei Probleme löst. Denn die bisherige Software des Unternehmens lässt sich ganz einfach auf die Bedürfnisse von Kanzleien ausrichten. „Mein Partner hat ein tolles Tool entwickelt, sodass wir viele Rechtsfragen in kürzester Zeit umsetzen und lamentieren können. Was für den Verbraucher gut ist, kann natürlich auch gut für die Anwaltskanzlei sein“, erklärt Michael Hoesch bezüglich der neuen B2B-Ausrichtung. Auch COO Joshua Weber sieht hier das große Potenzial die Branche weiter voranzubringen: „In dem Bereich gab es entweder ganz wenig an Software oder die bereits Bestehende war ziemlich veraltet. Da sehe ich großes Potenzial für uns, eine sehr gute Basis für Kanzleien aufzustellen, vor allem weil u nsere Software sehr flexibel und anpassbar ist“. Und genau hier soll der Fokus liegen, auf neuen Produkten und Services, die erst durch die innovative Software möglich sind. Den denkbaren Einsatzgebieten sind dabei keine Grenzen gesetzt, die Technologie kann theoretisch überall zum Einsatz kommen und Herausforderungen, die vielleicht erst die Zukunft bringt, werden so heute schon mitgedacht.
Neben der Neuausrichtung in den B2B-Sektor ist ebenfalls ein Ambassador-Programm in Planung. Im Visier sind hierbei Reisebüros, die längst mehr bieten müssen als nur den Verkauf von Reisen und ihre Kunden bei Reiseschwierigkeiten an die Experten von Captain Frank weiterempfehlen. Dabei entsteht eine Win-Win-Situation für beide: Während Captain Frank sich um die Rechte der Verbraucher kümmern kann, können die Reisebüros dem normalen Betrieb nachkommen und gleichzeitig Zeit und Kosten sparen und dennoch zusätzliche Services anbieten.
Der Visionär, der Realist und der Unabhängige
Die Frage bezüglich der Zukunftsvisionen des Unternehmens zeigt neben den unterschiedlichen Charakteren des Führungstrios auch eins: Die drei haben noch Großes vor. Während der etwas Bescheidene und stets Unabhängige von Mutius seine Antwort metaphorisch mit einer langen, unendlichen Reise untermalt, geben sich seine beiden Partner, Hoesch und Weber, eher diplomatischer. Vor allem Michael Hoesch hat ein klares Bild vor Augen „Wir sind Marktführer in den nächsten 5 Jahren“. Ob der Vergleich mit „dem Amazon der Legal Tech Branche“ sich bewahrheitet oder weither gegriffen ist, zeigt sich in den nächsten Jahren. Sein junger Geschäftspartner Joshua Weber lässt ihm hinsichtlich der Zukunftsprognosen gerne den Vortritt und ergänzt lediglich: „Wir werden sicher in der ein oder anderen Strategie uns etabliert haben – eine sehr bedeutende Tech-Plattform sein“. Dennoch ist ein sicher: für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit sollte die gemeinsame Schrittrichtung bekannt sein.