Unmittelbar im Anschluss an die diesjährige Composites Europe-Messe fand am Nachmittag des 12. September 2019 die konstituierende Mitgliederversammlung des neu gegründeten Composites United e.V. (CUeV) statt. Darin waren Carbon Composites e.V. und CFK Valley e.V. aufgegangen. Ersterer nutzte die große Bühne für letztmalige Festakte in der Vereinsgeschichte als CCeV.
So wurde an diesem Nachmittag in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen zum sechsten und letzten Mal die CCeV-Studienpreise für herausragende Bachelor- und Masterarbeiten im Composites-Bereich verliehen. Insbesondere dankte Moderator Dr. Lars Herbeck von Voith Composites den „jungen Talenten, die mit Einsatz und Einfallsreichtum zur Verbesserung von Verfahren und Produkten beitragen“.
Qual der Wahl
Mit jeweils 1000 Euro sind die Studienpreise dotiert. 2019 waren dafür 15 aktuelle Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten zu Faserverbundwerkstoffen oder -technologien eingereicht worden. Deren Innovationsgehalt, Zusammenspiel von Theorie und Praxis sowie Industrierelevanz bewertete eine fünfköpfige Fachjury. Ihr gehörten diesmal Prof. Dr.-Ing. André Baeten (Hochschule Augsburg) an, Günter Deinzer (Audi AG), Dr. Tilo Hauke (SGL Group), Dr. Christoph Irmler (Leichtbauzentrum Sachsen) sowie Gregor Peikert (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften).
‚Recycling‘ eines alten Industrieverfahrens
Den Preis für die beste Bachelorarbeit erhielt Amon Krichel. Der 23-jährige Wirtschaftsingenieur der Universität Augsburg hatte am benachbarten Institut für Textiltechnik (ITA) an Vliesen aus rezyklierten Carbonfasern beispielhaft untersucht, inwieweit Nadelstabverstreckung die Orientierung verbessert.
Sechs Monate tüftelte er insgesamt an seinem Ansatz, für den er einen „sehr alten Prozess aus der Wollerzeugung“ nutzte. Besonders freut es Krichel, dass er auf einer „Maschine von 1962 zum heute absolut wichtigen Thema Recycling beitragen“ konnte. Ein Industriepartner griff die Idee bereits zur Weiterentwicklung auf. Zurzeit absolviert der junge Wirtschaftsingenieur ein Erasmus-Semester in Grenoble, will aber in seiner Fachrichtung weiterstudieren und später auch beruflich der Composites-Welt treu bleiben.
Verbesserung eines bestehenden Prozesses
Der CCeV-Studienpreis 2019 für die beste Masterarbeit ging an Michael Gnädinger, der an der Universität Stuttgart Luft- und Raumfahrt studierte und dessen Arbeit vom Institut für Flugzeugbau (IFB) betreut wurde. Er hatte am Fraunhofer IGCV das „Konsolidierungsverhalten von im thermoplastischen Automated Fiber Placement Prozess hergestellten Fiber Steering Preforms“ unter die Lupe genommen. Es gelang Gnädinger, prozessbedingte Laminatdefekte zu identifizieren. Nun können sie vermieden und dadurch der Verfahrensprozess optimiert werden. Sein Rat zu größeren Bahnradien und höheren Ablegetemperaturen kann das Auftreten sog. Gaps um bis zu 50 Prozent reduzieren.
Trotz des Erfolgs seiner preisgekrönten Studie will der 27-jährige Masterabsolvent künftig doch seiner ursprünglichen Sehnsucht folgen – und fliegen. Das „Preisgeld fließt direkt in meine Ausbildung zum Hubschrauber-Pilot“, verrät Gnädinger. Was noch fehlt, möchte sich der findige ‚Überflieger‘ als Leichtbau-Profi verdienen. Bestätigt u.a. durch den CCeV-Studienpreis ist er hier ein gefragter Mann.
Nach dem Preis ist vor dem Preis
Wie bislang der CCeV will künftig auch der CUeV den Nachwuchs im wissenschaftlichen und industriellen Composites-Bereich fördern. Daher gilt nach wie vor der Aufruf, sich mit einschlägigen Bachelor- und Masterarbeiten um den Studienpreis zu bewerben.