In ausgewählten Fachvorträgen stellten Referenten von einschlägigen Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet des Systemleichtbaus vor. Effiziente Leichtbaulösungen bestehen in den seltensten Fällen aus nur einer Werkstoffgruppe, sondern vielmehr aus einer intelligenten Verknüpfung verschiedener Materialien. Die Schwerpunkte der Vorträge lagen deshalb auf Multi-Material-Design, angepassten Fügetechniken und Funktionsintegration. "Jedes Material muss genau da hin, wo es hingehört", erklärte Prof. Jens Ridzewski, Vorstandsmitglied des CC Ost und Leiter Faserverbunde der IMA GmbH. In seinem Vortrag gab er einen umfassenden Überblick über die Herausforderungen an Klebeverbindungen von hochbeanspruchten CFK (kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff)-Stahl-Verbindungen. In einem weiteren Vortrag stellte Dr. Niels Modler, Geschäftsführer des Sonderforschungsbereiches 639 der Deutschen Forschungsgemeinschaft das immense Potential der Funktionsintegration an praktischen Beispielen vor.
Der Leichtbau mit Faser-Kunststoff-Verbunden (FKV) hat in den letzten Jahren seinen Weg von der Luftfahrt in den serienmäßigen Automobilbau sowie in den Maschinen- und Anlagenbau weiter fortgesetzt. In seinem Vortrag "Konstruktionsphilosophien geklebter Luftfahrtbauteile" lenkte Prof. Karl Reiling vom Kompetenzzentrum Leichtbau der Hochschule Landshut die Aufmerksamkeit auf die Ursprünge des hybriden Leichtbaus und brach eine Lanze für die Grundlagenforschung. "Ausbildung ist Grundlage für richtiges Kleben." Prof. Werner Hufenbach, Direktor des ILK, sprach sich ebenfalls für eine stärkere Einbindung von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung aus. "Für die Arbeit im Multi-Material-Design bietet sich Kleben an. Aber es gibt in der technologischen Umsetzung auf ingenieur- und naturwissenschaftlicher Ebene noch viele weiße Felder, die auszufüllen sind."
Um die Entwicklungen auf dem Gebiet des "Funktionsintegrativen Systemleichtbaus im Multi-Material-Design" und die industrielle Anwendung von Hochleistungsfaserverbundwerkstoffen voranzutreiben, erklärten die Teilnehmer der Tagung ihre Zustimmung zur Gründung einer eigenständigen Arbeitsgruppe im CCeV zum Thema "Multi-Material-Design".
Dr. Christoph Klotzbach, Direktor des TechCenters Carbon Composites der ThyssenKrupp AG bezeichnete das Multi-Material-Design als internationalen Megatrend und daher für die Industrie sehr interessant. Die Fügetechnik stelle dabei ein wesentliches Thema dar. Deshalb unterstütze ThyssenKrupp die Bildung einer Arbeitsgruppe zum Thema Multi-Material-Design.
Zum Leiter der Arbeitsgruppe wurde Dr. Thomas Heber, Geschäftsführer des CC Ost gewählt. "Dass die Arbeitsgruppe 'Multi-Material-Design' ausgerechnet in Dresden gegründet wird, ist folgerichtig", erklärt Dr. Heber. "Am ILK wird bereits seit 1995 das von Prof. Hufenbach entwickelte Dresdner Modell des 'Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in Multi-Material-Design' verfolgt und technologisch umgesetzt." Um diese Erfolgsgeschichte weiter voranzutreiben und den industriellen Durchbruch der noch jungen Gruppe der Hochleistungsfaserverbundwerkstoffe zu beschleunigen, ist unter anderem eine gezielte Strukturierung der Faserverbund-Landschaft in Deutschland notwendig. Ein bedeutender Schritt in diese Richtung war die Gründung der Abteilung CC Ost des Carbon Composites e.V. (CCeV) mit Sitz am Leichtbau-Campus Dresden. Die Gründung der Arbeitsgruppe "Multi-Material-Design" stellt dabei einen wichtigen Meilenstein zur Kompetenzerweiterung des CCeV dar.