Während in der Luft- und Raumfahrt die Werkstoffklasse der carbonfaserverstärkten Kunststoffe seit Langem etabliert ist, führt sie in anderen Branchen derzeit eher ein Schattendasein. Und dies, obwohl herausragende Eigenschaften eine breite Anwendung nahe legen. Hat der Werkstoff das ihm zugeschriebene Potential, wie etwa die "Rettung der Batterieautos", oder bringt man ihn durch überzogene Erwartungen in Misskredit? Bleibt er für immer ein Werkstoff der Zukunft oder findet er Eingang in unser tägliches Leben? Darüber diskutierten Experten aus Wissenschaft und Industrie im Dornier Museum Friedrichshafen. Die Veranstaltung richtete sich an diesem Abend nicht nur an die Fachwelt, sondern vor allem an Studierende, potentielle Anwender und die interessierte Öffentlichkeit.
Nach einem Grußwort von Peter D. Dornier, Geschäftsführungsvorsitzender der Lindauer Dornier GmbH, sowie einführenden Worten vom Museumsdirektor Berthold Porath sprach Prof. Dr.-Ing. Klaus Drechsler, Vorstandsvorsitzender des Spitzenclusters MAI Carbon und Inhaber des Lehrstuhls für Carbon Composites an der Technischen Universität München in einem Impulsvortrag darüber, was den Werkstoff ausmacht und wie er heutzutage verwendet wird. Direkt im Anschluss nahmen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion Stellung zur Hauptfrage des Abends, ob es sich bei Carbon nur um einen aktuellen Hype oder einen zukunftsträchtigen Trend handelt. Zahlreiche Fragen und Beiträge aus dem Publikum ließen das große Interesse an diesem Werkstoff spürbar werden.
Mit über 230 Besuchern waren alle Sitzplätze im Hangar des Dorniermuseums belegt und die Veranstalter mehr als zufrieden. Alfred Küchle, stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreis Dornier Museum, freute sich über den gelungenen Abend: "Diese Präsenz von Sachverstand in einer so hochkarätig mit Fachleuten besetzten Podiumsdiskussion gab der Veranstaltung die besondere Auszeichnung. Das Auditorium honorierte dies mit absoluter Aufmerksamkeit und fundierten Fragestellungen. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion luden die Veranstalter zu einem rege genutzten Networking mit Imbiss und einem Besuch der aktuellen Sonderausstellung "Mit Carbonfaser in die Zukunft" ein.
Dr. Hans-Wolfgang Schröder vom Carbon Composites e.V. (CCeV) resümierte die Hauptfrage des Abends so: "Blickt man zurück, so erscheint der Einsatz von Carbon im Flugzeugbau als ein Trend, der aber immer wieder von einzelnen Hypes überlagert wurde. Seine besonderen Eigenschaften ließen Carbon inzwischen auch in andere Bereiche, wie Fahrzeug- und Maschinenbau, Bauwesen, Energie und Umwelt oder Lifestyle Eingang finden und so zu einem zukunftsträchtigen Trend werden. Eventuelle Hypes in einzelnen Anwendungsbereichen werden diesen Trend nicht stoppen." Egon Wirth, ehemaliger Marketingleiter bei dem Webmaschinenhersteller Lindauer Dornier GmbH, fügte hinzu: "Und wenn es gelingt, die Fertigungsschritte in der Prozesskette auf ein bis zwei Minuten zu verringern, wird es mit Sicherheit ein langfristiger Trend."
Programm
17.00 Uhr Begrüßung und Impulsvortrag
18.00 Uhr Podiumsdiskussion mit Fragen aus dem Publikum
ab 20.15 Uhr Networking mit Imbiss und Besuch der Sonderausstellung "Mit Carbonfaser in die Zukunft. Ein Leichtbaumaterial und seine gesellschaftliche Bedeutung"
Impulsvortrag: Prof. Dr.-Ing. Klaus Drechsler, Lehrstuhl für Carbon Composites an der Technischen Universität München
Moderator: Prof. Dr.-Ing. Horst Baier, Lehrstuhl für Leichtbau an der Technischen Universität München
Teilnehmer Podium:
Prof. Dr.-Ing. Horst Baier, TU München
Prof. Dr.-Ing. Klaus Drechsler, TU München
Dr. Lars Herbeck, Voith GmbH
Dr. Hubert Jäger, SGL Carbon, Vorstandsvorsitzender CCeV
Thomas Stute, Raumfahrt
Heinrich Timm, ehemaliger Leiter des Leichtbauzentrums der Audi AG
Dr. Wolfgang Schröder, Geschäftsführer CCeV