Zunächst wurden die beiden CU-Vertreter herzlichst von Prof. Anna Timofiejczuk an der Schlesischen Technischen Universität (Politechnika Śląska) in Gleiwitz (Gliwice) empfangen. Es gab die ausgiebige Gelegenheit, die Fakultäten für Maschinenbau und Materialwissenschaften kennenzulernen, wobei Themen wie Industry 4.0 und Metal-Matrix-Composites einen großen Stellenwert einnahmen. Durch die außerordentlich tiefe Vernetzung der Universität mit der Oberschlesischen Metropolregion war es im Rahmen des Termins außerdem möglich, in intensiven Austausch mit Vertretern und Vertreterinnen der Kattowitzer Sonderwirtschaftszone, des Schlesischen Automotive Clusters und des Schlesischen Luftfahrtclusters zu treten. Oberschlesien gilt als die wichtigste Industrieregion Polens und eine der größten Europas. Vergleichbar mit dem Ruhrgebiet Deutschlands, hat hier ein starker Wandel von Bergbau und Hüttenwesen hin zu industrieller Fertigung stattgefunden. So sind hier hunderte Automotive-Zulieferer und einige OEMs angesiedelt – aber auch Unternehmen in traditionellen Nischen, wie dem Leichtflugzeugbau.
Anschließend führte die Reise nach Krakau (Kraków), wo Prof. Tadeusz Uhl (Prof. an der AGH, Akademie für Bergbau und Hüttenwesen in Krakau), in seiner Funktion als Beirat des Polnischen Composite Technology Clusters (Polski Klaster Technologii Kompozytowych), in den Räumlichkeiten seiner Firma EC Engineering die CU-Mitarbeiter empfing. Herr Dr. Andrzej Czulak, Clustergründer und Geschäftsführer, gab einen ausführlichen Überblick über die Aktivitäten des polnischen Clusters, wobei hervorzuheben ist, dass dieser vor kurzem den prestigeträchtigen Status „Schlüsselcluster“ erlangt hat (vergleichbar mit Spitzencluster). In diesem Zuge wurden auch Möglichkeiten wechselseitiger Partizipation an Veranstaltungen sowie zukünftiger gemeinsamer Events besprochen. Ein Highlight auf polnischer Seite ist die Messe KOMPOZYT-EXPO (28./29. September 2022), welche vor der Pandemie jährlich mehrere Tausend Teilnehmende nach Krakau zog. Der CU ist eingeladen, an dieser Messe teilzuhaben – auch in Form von Vortrags- und Diskussionsbeiträgen im Rahmen der parallel stattfindenden Messekonferenz. Im Gegenzug lädt der CU zur diesjährigen LightCon ein und schlägt Polen als Partnerland für eine kommende Ausgabe im Jahr 2023 vor. Überdies wurden lukrative staatliche Investitionsförderungen thematisiert, welche in Verbindung mit der ausgezeichneten Verkehrsinfrastruktur lohnenswerte Anreize für Foreign Direct Investment schaffen.
Auf Initiative des Composite Technology Clusters konnten auf dem Rückweg über Schlesien noch zwei innovative Firmen besucht werden: Das Oberschlesische Wissenschaftlich-Technologische Zentrum der Luftfahrtindustrie, welches in enger Kooperation mit der Firma NOMA-Resins beginnend von der Harzentwicklung, über maßgeschneiderte Prepregs bis hin zu im Tapelege-Verfahren gefertigten Preforms, Sandwich-Komponenten für Luft- und Raumfahrtanwendungen im Autoklav-Verfahren herstellt.
Dr. Gunnar Merz und Martin Kretschmann bewerten den Besuch als äußerst positiv. „Polen beeindruckt mit einer enormen Offenheit für Digitalisierung, welche sich durch sämtliche Lebensbereiche zieht. Entlegenere Regionen des Landes werden durch den stetigen Ausbau der Infrastruktur problemfrei angebunden. Im Bereich der Leichtbautechnologien weist Polen branchenübergreifend innovative Akteure auf, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Textil- und Harzherstellung sowie Materialentwicklung, über Formenbau bis hin zu Komponenten- und Systemherstellung tätig sind. Megatrends wie erneuerbare Energien und Wasserstoff-Wirtschaft stehen selbstverständlich auch in Polen hoch im Kurs. Flankiert wird dies von einer hohen IT-Affinität und Erfahrungen im Automatisierungsbereich, welche eine starke Entwicklung der Industry 4.0 fördern. Das alles macht Polen zu einem sehr spannenden Partner, um den faserbasierten multimaterialen Leichtbau auch als eine Stärke für Europa und dessen Beitrag zur Erfüllung der Ziele des Green Deals zu platzieren,“ fasst Dr. Gunnar Merz seine Eindrücke zusammen.
Unser Mitarbeiter Martin Kretschmann, welcher selbst mehrere Jahre in der polnischen Faserverbundindustrie tätig war und Polnisch spricht, wird die CU-Aktivitäten in diesem Bereich koordinieren und steht Ihnen gerne für weitere Fragen zur Verfügung.