Seit 2010 bringt der CCeV seinen jährlichen Marktbericht heraus. Darin werden einerseits die Mengen an produziertem Werkstoff, andererseits die Pläne und der Verbrauch von CFK in den verschiedenen Industriebranchen betrachtet. Auch nationale und internationale Schwerpunkte beobachtet der Marktbericht.
So ist in diesem Jahr zu berichten, dass internationale Carbon „Hot Spots“ bzw. Cluster aufgrund von großen staatlichen Förderprogrammen und privatwirtschaftlicher Unterstützung an Fahrt aufnehmen – vor allem in den USA und in Südkorea. Mit beiden Regionen ist der CCeV im Rahmen von Kooperationen bzw. Projekten in engem Kontakt.
Weiteres Ergebnis des CCeV-Marktberichtes: Im Bereich Automobilbau ist Carbon dabei, seinen Platz im hybriden Leichtbau neben z.B. Stahl und Aluminium zu finden (z.B. in der neuen BMW 7er-Serie). „Dies entspricht der seit Jahren verfolgten Strategie des Vereins, Lösungen für hybride Bauteile in allen Branchen zu finden“, erläutert Michael Kühnel, Projektverantwortlicher für den CCeV-Marktbericht. Im Bereich Luftfahrt stehen im Flugzeugbau derzeit eher „Single aisle“-Programme an (wie z.B. die A320-, B737- und B757-Nachfolger). Hier muss sich CFK gegenüber den metallischen oder hybriden Alternativwerkstoffen (z.B. neue Legierungen oder Fasermetalllaminate) einer deutlich stärkeren Preiskonkurrenz unterziehen als bei den Langstreckenfliegern und Technologiepionieren A350 oder B787. Aufgrund der deutlich höheren Produktionsraten der „Single aisle“-Flugzeuge können hier bereits kleine „Bauteilzugewinne“ einen positiven Einfluss auf den CFK-Absatz haben.
Im Bereich Windenergie ist gerade in Europa das Wachstum aufgrund politischer Entscheidungen und geografischer Gegebenheiten limitiert. Zudem bestehen selbst bei großen Windkraftanlagen Alternativen zu Carbonverstärkungen (vgl. Siemens B75 Rotorblatt), weshalb Carbon nicht 1:1 am Marktwachstum partizipieren wird. Im Maschinenbau und im Medizin-Bereich bleibt CFK ein Werkstoff, der gerade aufgrund verschiedener Funktionalitäten bzw. spezieller Anforderungen an den Werkstoff eingesetzt wird. „Daher wird hier in naher Zukunft vor allem die Funktionsintegration eine wichtige Rolle spielen“, weiß Michael Kühnel.
Für die Baubranche gilt: Einem bisher sehr zurückhaltenden Einsatz von Carbon stehen potentiell hohe Absatzzahlen gegenüber. Um diese realisieren zu können gilt es, Zulassungshürden zu überwinden, sowie die bisher übliche, technologisch bedingt etwas traditionellere „Konstruktionskultur“ mit neuen Werkstoffen, Bauweisen sowie Auslegungsmethoden aufzufrischen.
In seiner Präsentation des CCeV-Marktberichts zog Michael Kühnel das Fazit: „Das Verhalten des Carbonfaser- wie des Carbon Composites-Marktes läßt sich für das aktuelle und die kommenden Jahre in einem Satz zusammenfassen: weder Hype noch Stagnation zeichnen die Entwicklung aus.“ Dies, so der Fachmann, sei ein typisches Verhalten für einen Markt, der sich über die Jahre von einem „sprunghaften Anfangstechnologiemarkt“ hin zu einem „etablierten Hochtechnologiemarkt“ mit konstant hohen Wachstumsraten weiterentwickelt.
Dies bestätigt auch eine Befragung der CCeV-Regionalabteilung in der Schweiz. Die Composites-Branche in der Schweiz ist in den vergangenen drei Jahren gewachsen und sie wird es auch weiterhin tun, so die Marktumfrage, die Carbon Composites Schweiz nach 2012 in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgeführt hat. Überaus erfreulich ist dabei, dass 80 Prozent der teilnehmenden Unternehmen ihr Wachstumspotenzial in ihren Hauptabsatzmärkten positiv (50%) oder eher positiv (30%) einschätzen.
Alleine die Arbeitsplätze haben bei den teilnehmenden Schweizer Unternehmen seit der letzten Umfrage um 17,5% zugenommen, was im Vergleich zur gesamtschweizerischen Arbeitsplatzentwicklung im selben Zeitraum (+ 2.5 %) beachtlich ist. Vor allem die Industriesegmente mit hoher Innovationskraft und Wertschöpfung gewinnen an Bedeutung, darunter die Medizintechnik, der Automotive- und der Maschinenbausektor. Für diese Absatzmärkte arbeiten inzwischen auch rund 40 % der Mitarbeitenden der Komponentenhersteller, die an der Umfrage teilgenommen haben.
Der wichtigste Absatzmarkt ist neben der Schweiz Deutschland. Die sehr rege Forschungstätigkeit und die hohe Innovationskraft sieht Stève Mérillat vom CC Schweiz als wesentliche Treiber für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Branche. „Insgesamt ist die Branche gut aufgestellt. Rund vier von fünf Firmen blicken positiv in die Zukunft.“
Der gesamte Marktbericht 2016 des Carbon Composites e.V. (CCeV) ist im Internet unter www.carbon-composites.eu in der Rubrik „Branchen“ zu finden. Die gesamte Marktumfrage von CC Schweiz ist im Internet unter www.cc-schweiz.ch zu finden.