Als der junge Unternehmer Amir Roughani 2008 im Fernsehen einen Bericht über einen Fahrservice für Senioren in Köln sah, fasste er den Entschluss, dies auch in München anzubieten. Um die Senioren zu den Gräbern ihrer Angehörigen fahren zu können, stellt er die Mitarbeiter seines Unternehmens VISPIRON für die Dauer der Fahrten frei. Jetzt hat der Friedhofservice München seinen Radius erweitert: Wurden bisher nur Ost-, West- und Nordfriedhof angefahren, kommen jetzt auch Waldfriedhof, Neuer Südfriedhof und der Friedhof am Perlacher Forst hinzu.
Der gebürtige Iraner Amir Roughani kam im Alter von 11 Jahren nach Berlin und wuchs dort in einem Kinderheim auf. Hart und steinig sei der Weg gewesen, aber mit viel Fleiß und Engagement hat er auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur nachgeholt, studiert und ist heute mit 38 Jahren selbständiger Unternehmer in München. 350 Mitarbeiter beschäftigt er in der VISPIRON AG, einem Technologieunternehmen mit dem Schwerpunkt Mechatronik. Der junge Roughani hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen für sein Unternehmenswachstum und die Unternehmenskultur erhalten: den Bayerischen Gründerpreis, den Industriepreis in der Kategorie Automotive, die vom Handelsblatt ausgeschriebene Karriere des Jahres, den Wirtschaftspreis Phönix der Stadt München, zweimal bereits das Siegel „Great Place to Work – Deutschlands beste Arbeitgeber“. Auch unter den Finalisten des Entrepreneur des Jahres war Roughani bereits zweimal zu finden. „Ich habe nicht vergessen, dass auch ich Hilfe und Unterstützung von Menschen erhalten habe, ohne die ich heute nicht da wäre wo ich bin. Ein bisschen etwas davon will ich zurück geben. Ganz davon abgesehen, sollten wir uns alle für unsere Gesellschaft verantwortlich fühlen“, begründet Amir Roughani sein Engagement.
Die Senioren rufen in der Zentrale der VISPIRON AG am Frankfurter Ring in München an. Die beiden Assistentinnen am Empfang nehmen sich Zeit für die oft einsamen Menschen. Geduldig hören sie sich die Geschichten an, die sie zu erzählen haben, bevor sie die Details für die nächste Friedhofsfahrt aufnehmen. „Oft hören die Anrufer nur sehr schlecht, so dass man laut in den Hörer sprechen muss, damit die wichtigsten Informationen überhaupt ankommen. Sitzen dann gegenüber des Empfangs Geschäftspartner und warten auf ihren nächsten Termin, reagieren diese meist mit einem sympathischen Schmunzeln“, erzählt eine der beiden Mitarbeiterinnen aus dem Office Management. Dann schnüren sie für den Fahrer, der an der Reihe ist, ein kleines Paket: Mit dem Autoschlüssel für den Poolwagen des Unternehmens erhalten sie den Grabplan des betreffenden Friedhofs, ein paar Grabkerzen, ein Feuerzeug und die Fahrtdetails. Meist warten die alten Damen und Herren bereits vor dem Haus auf den Fahrservice. Es ist ihr Highlight, sie freuen sich darauf, deshalb sind Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit auch besonders wichtig. Vorsichtig helfen die Mitarbeiter ihren Fahrgästen ins Auto, verstauen Rollator oder Rollstuhl im Kofferraum. Mit der von der Friedhofsverwaltung ausgegebenen Einfahrvignette, können sie direkt bis vor die jeweiligen Gräber fahren, so dass die Laufwege nur kurz sind. Auf dem Weg zum Friedhof hören sie den Menschen einfach nur zu, muntern sie etwas auf, lachen mit ihnen. Auf dem Friedhof holen sie Wasser, befreien die Gräber von Laub und Unrat, zünden die Kerze an. Manchmal halten sie auf dem Weg noch kurz bei einer Gärtnerei, um den Mitfahrern Gelegenheit zu geben, frische Blumen für das Grab zu kaufen. Zwei bis drei Stunden dauert eine Fahrt durchschnittlich. Das Unternehmen achtet sehr auf Kontinuität bei den Fahrern. Die Senioren sollen sich an ein Gesicht gewöhnen können.
Zu erreichen ist der Friedhofservice unter der
Telefonnummer: (089) 55 29 70 00
E-Mail: info@friedhofservice-muenchen.de
Website: www.friedhofservice-muenchen.de
Die städtische Friedhofverwaltung unterstützt das Projekt der VISPIRON AG als ein hervorragendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Der „Friedhofservice München“ begegnet älteren und betagten Menschen in der Münchner Stadtgesellschaft mit Aufmerksamkeit und Zuwendung“, so die Friedhofsverwaltung.