Das beginnt schon bei den Grundlagen, die den Ausgangspunkt für die Diskussion um den Handlungsbedarf bezüglich H5N1 bildeten: So bemängelte Prof. Josef Reichholf, Ornithologe der Zoologischen Staatssammlung München, dass die Diskussion um die Infektion von Zugvögeln nicht nur vor dem Hintergrund der bisher gefundenen Fälle fragwürdig erscheint. Sondern er stellte außerdem fest, dass bereits beim Studium der H5N1-Fachliteratur Fehler dahingehend gemacht wurden, dass das englische Wort „Wildfowl“ fälschlich mit „Wildvogel“ statt „jagbarer Wasservogel“ übersetzt wurde. Ungeklärt ist scheinbar nach wie vor, auf welchem Weg der Virus zum Nutzgeflügel überspringen konnte. So scheinen Enten und Schwäne, aber nicht Zugvögel Hauptwirt des H5N1-Virus zu sein.
Prof. Matthias Büttner, Veterinärmediziner des Bayerischen LGL (Gesundheitsamt), belegte diese Annahme durch umfangreiche Untersuchungen toter Vögel. Außerdem klagte auch er in seinem Vortrag über ungenaue Begrifflichkeiten: So sei Vogelgrippe ein irreführender Begriff, da es sich eigentlich um die klassische Geflügelpest handele.
Einigkeit besteht allerdings darüber, dass die systematische Untersuchung von wildlebenden Wasservögeln mit Hilfe einer schnellen, zuverlässigen Analytik unerlässlich ist. Außerdem sollten auch alle anderen Tiere mit Verdacht auf H5N1-Infektion, aber auch z.B. Futtermittel analysiert werden. Diese Ergebnisse müssten dann an zentraler Stelle gesammelt und ausgewertet werden, um damit die Grundlage für das künftige medizinische und politische Handeln zur Eindämmung von H5N1-Infektionen zu bilden.
Die Firma AJ Roboscreen hat bereits einen Diagnostik-Kit auf den Markt gebracht, mit dem auf PCR-Basis die Viren, auch in geringer Konzentration, sicher nachzuweisen sind. Chris Melancon von Applied Biosystems kündigte an, dass an einem tragbaren Gerät gearbeitet werde, mit dem vor Ort Kot von Wasservögeln oder Nutzgeflügel auf H5N1 untersucht werden kann.
Peer Stähler von der febit biotech gmbh geht mit seiner Entwicklungsarbeit sogar noch weiter: Auf Basis der febit-eigenen Technologieplattform GENIOMÒ wäre bei drohenden Pandemien ein Zukunftsszenario denkbar, in dem mit Hilfe flexibler DNA-Analysen auf Microarray-Basis Pathogene schnell identifiziert und charakterisiert werden könnten. Die Charakterisierung würde dann über ein Netz solcher Geräte, praktisch per E-Mail, weltweit innerhalb kürzester Zeit für die Diagnostik und einem nächsten Schritt für die Vakzinierung zur Verfügung stehen.
Bereits heute ist es dem Entwicklungsteam der febit gelungen, mit dem DNA-Analysegerät GENIOMÒ, dem Anwender völlig neue Möglichkeiten zu eröffnen. Er kann seinen individuellen Biochip im eigenen Labor entwerfen, produzieren und einsetzen. Und das alles in einem Gerät: schnell, flexibel und mit absoluter Vertraulichkeit bezüglich der Daten, da diese das Labor nicht verlassen müssen. In nur einem Tag können beispielsweise DNA-Sequenzinformationen eines beliebigen Bakteriums oder Virus in der Microarray-Analyse eingesetzt und in Ergebnisse umgesetzt werden. Dieses System ist derzeit einzigartig im Markt. Zurzeit wird GENIOMÒ vor allem in der molekularbiologischen und medizinischen Grundlagenforschung eingesetzt.