Vom exotischen Instrument hat sich die photonische Strahlung zu einem alltagstauglichen Werkzeug in praktisch allen Branchen entwickelt, wie es Günther Braun, CEO und Präsident der Rofin-Sinar Technologies Inc., im Vorfeld der Fachmesse für Laser-Materialbearbeitung Lasys plastisch darstellt. Die Fragen stellte der Chefredakteur des CNC-Arena eMagazines, Georg Dlugosch.
Welche Erwartungen verbinden Sie als Aussteller der Lasys mit dem Messeauftritt?
Braun: Für Rofin ist die Lasys eine wichtige Plattform, um direkt mit den Anwendern industrieller Lasertechnik ins Gespräch zu kommen und unsere Lösungen für die verschiedenen Fertigungsverfahren einem breiten Publikum präsentieren zu können. Daneben wollen wir die neuesten Trends in der Laserfertigungstechnik auf dem begleitenden Kongress sowie bei den ausstellenden Mitbewerbern kennenlernen und dies mit unseren Ansätzen vergleichen.
Die Lasermesse im Südwesten Deutschlands bietet den Zugang zu bestimmten Kunden- und Marktbereichen; wo überlappen sich die Stärken von Rofin und der Messe?
Industrielle Lasermaterialbearbeitung ist das Kernthema der Messe und dies reflektiert auch unsere Stärke, den Laser als Quelle oder integriert in einem System als Anwendungslösung dem Kunden anbieten zu können. Unsere Laser produzieren im Automobilbau, im Maschinenbau, in der Photovoltaik, in der Verpackungsindustrie und auch in der Schmuckindustrie sowie in der Medizintechnik. Hierbei ist die Praxisnähe ein wichtiger Aspekt in unserem Geschäft und ein Hauptanliegen der Messe.
Was bringt Rofin zur Lasys und speziell zur Sonderausstellung Megatrends mit?
Braun: Auf der Lasys werden wir eine Reihe innovativer Laserlösungen präsentieren, angefangen bei einem äußerst kompakten Beschriftungslaser, der in der bestehenden Konfiguration verschiedene Materialien bei hoher Qualität und Geschwindigkeit beschriftet, über einen vielseitigen, modularen Laserarbeitsplatz für eine umfassende Bandbreite von automatisierten Materialbearbeitungsprozessen bis hin zu einem äußerst kompakten Faserlaser, der speziell für die direkte Integration in bestehende Maschinenkonzepte entwickelt wurde. Zu der Sonderausstellung Megatrends werden wir ein Exponat aus dem Bereich Gesundheit mitbringen, um die Möglichkeiten der Laserfeinbearbeitung für die stetig wachsenden Anforderungen in der Medizin aufzuzeigen.
Kann das internationale Engagement von Besuchern und Ausstellern in Stuttgart noch gestärkt werden?
Braun: Die Lasys ist noch eine recht junge Messe, die sich sicherlich noch weiter- entwickeln kann, was die Attraktivität der Messe für Besucher aus aller Welt angeht. Von Seiten der Aussteller kann meines Erachtens der Fokus auf neueste Technologien und deren Anwendbarkeit in der Praxis bei den Besuchern ein gesteigertes Interesse generieren.
In welchen Applikationen sehen Sie gegenwärtig die größte Überraschung der technischen Entwicklung?
Braun: Hier ist sicherlich die so genannte kalte Materialbearbeitung mit Ultrakurzpulslasern wie Pico- und Femtosekundenlaser zu nennen, die hauptsächlich in der Medizintechnik und in der Photovoltaik neue Anwendungsfelder eröffnet, also dort, wo es ganz besonders auf höchste Präzision und geringe thermische Schädigung ankommt. In dieser Technologie steckt noch ein erhebliches Potenzial, insbesondere wenn diese Laser zukünftig noch mit höheren Ausgangsleistungen verfügbar sein sollten.
Gibt es eine so genannte Killerapplikation?
Braun: Eine richtige Killerapplikation gibt es meines Erachtens heute nicht mehr. Es sind vielmehr spezielle Einsatzgebiete, in denen der Laser rasant Einzug hält, wie wir es beispielsweise in der Konsumgüterindustrie sehen. Hier werden Laser für kosmetische Schweißpunkte wie auch zur Glasbearbeitung bei Smartphones eingesetzt. Eine zunehmende Miniaturisierung elektronischer Bauteile stellt höchste Anforderungen an die Fügetechnik, die der Laser aufgrund seiner Präzision und Geschwindigkeit bestens erfüllt.
Welche Entwicklung nimmt die Technologie bis in fünf Jahren?
Braun: Die Lasertechnologie hat sich über die letzten Jahrzehnte in der Evolution vom Besonderen zum Alltäglichen entwickelt. Das früher noch exotische Werkzeug Laser ist zu einem Standard-werkzeug geworden. Ein Laser muss heute robust, servicearm, modular aufgebaut sein und höchste Verfügbarkeit in der Produktion erreichen. Dennoch steigen die Anforderungen seitens der Industrie stetig und somit wird es auch in Zukunft eine Weiterentwicklung der Strahlquellen geben, sei es im Bereich der Energieeffizienz, in puncto Strahlqualität und auch im Bereich der Pulsarten oder Wellenlängen der Laser. Als ein Beispiel ist das Thema Verbundwerkstoffe zu nennen, mit dem sich die Laserindustrie derzeit stark beschäftigt, um Lösungen für die Bearbeitung dieser Werkstoffe bereitstellen zu können.
Was wird von den Kunden am stärksten nachgefragt?
Braun: Die Kunden erwarten die Kompetenz, eine nachhaltige Lösung für die Anwendung vorzuschlagen, zu demonstrieren und anzubieten. Die Ausrichtung liegt dabei im Lösungsansatz und nicht mehr in der Erklärungsbedürftigkeit eines Lasers. Für uns heißt das konkret, dass wir stets die Applikation und deren Rahmenbedingungen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen und nicht die jeweilige Lasertechnologie.
Wie entwickelt sich die Branche?
Braun: Wir gehen aufgrund der hohen Innovationsbereitschaft und des durchaus geringen Durchdringungsgrades der Lasertechnologie in der industriellen Materialbearbeitung von einer positiven Entwicklung aus. Jährliche Steigerungsraten im zweistelligen Prozentbereich sollten weiterhin möglich sein.
Die deutsche Branche ist mittelständisch geprägt; wie kann sie sich auf den Wettbewerb, insbesondere aus Asien, gut einstellen?
Braun: Dies stellt sicherlich eine große Herausforderung dar. Ohne Innovationsbereitschaft und Lösungskompetenz in der Automation, in Kombination mit einem gesteigerten Kostenbewusstsein, werden wir die Herausforderungen, die Asien an uns stellt, nicht meistern. Weiterhin hat die Branche im Zuge der Internationalisierung vor Ort Kompetenz aufgebaut, um das lokale Denken in unsere Büros zu übertragen und damit den Anforderungen vor Ort gerecht zu werden. Ich schätze, dass die europäische Laserindustrie sowohl in technologischer Hinsicht, aber auch markttechnisch, sehr gut aufgestellt ist, um den wachsenden Anforderungen zu begegnen.