Mit der Twin-Servo-Technologie präsentiert Schuler ein Antriebskonzept mit zwei dezentralen Servomotoren, das eine kompakte Bauweise ermöglicht und die Geräuschemission deutlich verringert. Diese Technologie hat sich seit dem Start am Markt innerhalb von fünf Jahren zum Industriestandard entwickelt.
Die Servo-Direkt-Technologie (SDT) hat sich dank zahlreicher Vorteile wie höhere Produktivität und Energieeffizienz in der Automobil- und Zulieferindustrie sowie bei den Hausgeräteherstellern zum Standard entwickelt. Mit der Twin-Servo-Technologie kommt nun die Weiterentwicklung: Das neue Antriebskonzept hat zwei dezentrale Servomotoren im Pressentisch. Es ermöglicht eine kompakte Bauweise und verringert die Geräuschemission deutlich. Zudem verbessern sich Zugänglichkeit und Steifigkeit im Vergleich zu bisherigen Servopressen.
„Mit der Twin-Servo-Technologie wollen wir der Erfolgsgeschichte Servo-Direkt-Technologie ein weiteres Kapitel hinzufügen“, sagt Technikvorstand Joachim Beyer. „Die Inbetriebnahme der ersten Twin-Servo-Presse stimmt uns zuversichtlich.“ Schuler hat am Standort Erfurt den Prototypen mit einer Presskraft von 1600 Tonnen vorgestellt.
Die Presse benötigt weniger Platz und passt auch in niedrige Hallen. Bei einer Höhe von sechs Metern ist die neue Transfer-Presse wesentlich niedriger als herkömmliche Modelle. Auch die Aufstellfläche fällt kleiner aus, die Fahrtische können zum Werkzeugwechsel dichter an der Maschine stehen. Der gesamte Flächenbedarf reduziert sich im Vergleich zur konventionellen Servo-Direkt-Presse um etwa 30 Prozent.
Durch die kompakten Maße kann die gesamte Presse mit einem freistehenden Schallschutz gedämmt werden. Schon die Verlagerung der Antriebe ins Fundament hat die Geräuschemission gegenüber der konventionellen Bauweise verringert. Obwohl die Antriebe im Fundament sitzen, ist der Platzbedarf dafür nicht größer als bei Servo-Direkt-Anlagen. Der Erfurter Prototyp benötigt beispielsweise 5,30 Meter.
Höhere Steifigkeit
Vier Zugstangen übernehmen die Stößelbewegung, um die Presskraft auf die Stirnseiten des Stößels zu leiten. Im Vergleich zur bislang üblichen Bauart sind dadurch größere außermittige Belastungen zulässig und die Presskraft kann bis zum Tischrand für Umformaufgaben genutzt werden.
Die um 30 Prozent geringere Auffederung der Twin-Servo-Presse im Vergleich zu herkömmlichen Maschinen verringert den Schnittschlag und schont Werkzeuge und Presse. Diese Eigenschaft wird durch die größere, dämpfend wirkende Stößelmasse verstärkt. Die Kippsteifigkeit ist in Durchlaufrichtung etwa doppelt so hoch, quer zur Durchlaufrichtung sogar vier Mal so hoch. Im Pressentisch der gebauten Maschine arbeiten zwei Torquemotoren mit einer Nennleistung von jeweils 503 Kilowatt, wie sie auch in den Pressen mit Servo-Direkt-Antrieb von Schuler verbaut werden.
Auf der neuen Presse im Umform-Center Erfurt wird Schuler Kleinserien für Kunden aus der Automobil- und Zulieferindustrie produzieren und gemeinsam mit Kunden Werkzeugversuche durchführen. Die Ausbringungsleistung erreicht bei Vollhub 30 Hübe pro Minute, im Pendelhub-Betrieb bis zu 40 Hübe pro Minute. Die Vorteile der Servo-Direkt-Technologie wie etwa die frei programmierbare Stößelbewegung bleiben erhalten. Die 25 Meter lange Anlage wurde komplett mit eigenen Automationskomponenten ausgerüstet: Bandanlage, Walzenvorschub, Platinenlader, elektronischer Drei-Achs-Transfer und Presse kommen aus Göppingen.