Der Alterungsprozess der Deutschen schreitet voran, und die Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2035 wird fast die Hälfte der Bevölkerung über 50 Jahre alt sein, und 2050 wird es doppelt so viele 60-Jährige wie Neugeborene geben. Spätestens dann wird die Demografie dem Jugendwahn ein Ende setzen. Es ist also an der Zeit, dass sich die Verantwortlichen in den Personalabteilungen auf das Potenzial der Älteren besinnen. Schon heute sind sich die befragten Unternehmen der Stärken der "Generation 50 plus" durchaus bewusst. So schreiben 67 Prozent älteren Mitarbeitern eine höhere soziale Kompetenz zu als ihren jüngeren Kollegen, auch bei Fachwissen (65 Prozent) und Urteilsvermögen (89 Prozent) überflügeln sie die Jungspunde. Welchen Grund hat es also, dass der Anteil der über 54-Jährigen in den Unternehmen bei einem guten Drittel der Befragten bei nur 6 bis 11 Prozent liegt? Die vermeintlichen Schwächen der Älteren wiegen anscheinend schwerer: Nur knapp 2 Prozent der Befragten halten ältere Mitarbeiter für flexibel, und niemand attestiert ihnen eine höhere Lernbereitschaft als den Jüngeren.
"Altersgerechte Personalpolitik ist eine Frage der unternehmerischen Weitsicht", weiß Silke Masurat, Prokuristin der compamedia GmbH. Denn Mittelständler können sich mit einfachen Instrumenten demografiefest machen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung zum Beispiel vermeidet und kompensiert so manches körperliche Handicap. Systematische Förderungen und Weiterbildungsmaßnahmen für ältere Mitarbeiter halten geistig fit und auf dem neuesten Stand. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sind diese Maßnahmen bitter nötig, warnt Masurat: "Ältere Belegschaften dürfen nicht länger als Problem, sondern sollten als Erfolgsfaktor angesehen werden. Der Mangel an Fach- und Führungskräften und der prognostizierte demografische Wandel fordern von den Mittelständlern neue Strategien, damit sie im Kampf um die besten Arbeitnehmer erfolgreich sein können."
Einige Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und machen es anders. Wie zum Beispiel das Blomberger Unternehmen Phoenix Contact GmbH & Co. KG. Geschäftsführer Prof. Dr. Gunther Olesch weiß, wie wertvoll die "Generation Gold" für sein Unternehmen ist. Das Alter eines Bewerbers spielt für ihn keine Rolle, denn: "Qualifikation und Erfahrung sind entscheidend. Das ist der große Trumpf der Älteren. Und da Fachkräfte in Deutschland zur Mangelware werden, ist es sehr kurzsichtig nicht auch Menschen jenseits der 50 einzustellen." Doch nicht nur bei der Rekrutierung setzt Olesch auf die Erfahrung des Alters. Auch die gezielte Förderung älterer Mitarbeiter, nach dem Prinzip des lebenslangen Lernens, gehört bei Phoenix Contact zur Unternehmenskultur. Altersgemischte Arbeitsteams und Mentorenprogramme sorgen für den notwendigen Wissenstransfer im Unternehmen. Diese Strategie geht für den Mittelständler aus Nordrhein-Westfalen auf. Für seine Arbeitgeberqualitäten wurde er schon mehrfach mit dem "Top Job"-Gütesiegel ausgezeichnet.