In seiner Keynote betonte Generalmajor Erich Staudacher, stellvertretender Befehlshaber des Streitkräfteunterstützungskommandos, die Bedeutung des strategischen Supply Chain Managements als logistische Führungsaufgabe mit klaren Entscheidungsbefugnissen: "Nur so lässt sich eine gesicherte Erfüllung der logistischen Aufgaben angesichts komplexer Abhängigkeiten in Lieferketten, Versorgung und Transport garantieren." Dies sei schließlich die Voraussetzung dafür, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr zu steigern und die geforderte Effizienz und Effektivität zu erreichen.
Die Komplexität des Themas stand im Mittelpunkt des Impulsvortrags von Professor Dr. Michael Eßig von der Universität der Bundeswehr München. Anschaulich erläuterte Eßig, dass die Supply Chain weniger eine stringente Kette als vielmehr ein kompliziertes Netzwerk darstellt: "Dass Supply Chain Management nicht erst dann beginnt, wenn das Gerät auf den Kasernenhof rollt, ist zwar in der Theorie weithin bekannt, wird aber bislang nicht immer konsequent in die Planungen einbezogen." Daher sei es von zentraler Bedeutung, zukünftig alle Bezüge zwischen betroffenen Prozessen, beteiligten Akteuren und den entsprechenden Entscheidungswegen zu berücksichtigen.
Wie dies in die Praxis umzusetzen ist, erläuterte Professor Dr. Horst Tempelmeier von der Universität zu Köln im Anschluss anhand aktueller Planungsmodelle: "Probleme entstehen häufig nicht aufgrund unzureichender Strukturen, sondern weil die richtigen Methoden fehlen." Denn moderne mathematische Modelle seien heute in der Lage, hoch komplexe Entscheidungssituationen stimmig abzubilden und so auch angesichts beschränkter Budgets und aufwändiger Abstimmungswege die Einleitung der richtigen Maßnahmen zu ermöglichen. Tempelmeiers leitender Mitarbeiter Dr. Johannes Antweiler verdeutlichte die Notwendigkeit solcher Planungssicherheit anhand des Bestandsmanagements, in dem eine korrekte Abbildung des Supply-Netzwerkes, von den Bedarfen - z.B. durch moderne Prognosemethoden - bis zu den Wiederbeschaffungszeiten, entscheidend für die materielle Einsatzfähigkeit sei.
Zum Abschluss erläuterte Oberst i.G. Dietmar Hartung als Hauptprozessmanager Logistik der Bundeswehr und damit Gruppenleiter im Streitkräfteunterstützungskommando seine Sicht von Supply Chain Management: "Das Verständnis einer gemeinsame Aufgabenerfüllung ist im logistischen Wirkverbund unerlässlich, um zukünftig weltweit einsatzorientiert und dennoch wirtschaftlich handlungsfähig zu sein." Supply Chain Management biete hier durch seinen modernen Ansatz, in logistischen Netzwerken zu denken, die Voraussetzung für eine zielgerichtete Steuerung, Analyse und Optimierung. Technisch werde die Grundlage hierfür derzeit durch die enge Vernetzung und Integration von SASPF mit den Fach- und Führungsinformationssystemen der Streitkräfte sowohl an der Basis im Inland als auch auf mobilen Systemen im Einsatz gelegt: "Interoperabilität und der netzwerkbasierte Austausch von Lagedaten sind der Schlüssel für echtzeitnahe und lagegerechte Entscheidungen und damit eine effektive Leistungserbringung."
Aus den immer wieder kritisch und engagiert geführten Fragerunden und Diskussionen zwischen und nach den Vorträgen zeichneten sich schließlich zwei zentrale Erkenntnisse ab. Einerseits sei es unerlässlich, die Kommunikation und Kooperation zwischen den Entscheidungsträgern in Einsatzlogistik, Basislogistik, Beschaffung und Rüstung weiter zu stärken. Des Weiteren folgte die Einschätzung, dass moderne Standard-Software-Lösungen zwar unerlässlich seien, um die zunehmenden Datenmengen zu bündeln und überschaubar zu machen. Gleichzeitig seien sie aber nicht per se geeignet, alle Planungsherausforderungen automatisch zu meistern. Hier seien ergänzend Methoden und Modelle notwendig, die in Wissenschaft und Industrie bereits erprobt sind und auf die speziellen Bedürfnisse der Streitkräfte angepasst einen wesentlichen Beitrag leisten können, die benötigten Fähigkeitskategorien der Bundeswehr nachhaltig zu stärken.