Während man noch vor ca. 15 Jahren davon ausging, dass sich die Anzahl der ERP-Unternehmen dramatisch konsolidiert, ist genau das Gegenteil geschehen – durch neue SaaS-ERP-Anbieter hat sich die Anzahl der ERP-Unternehmen nochmals erhöht.
Betrachtet man die Wachstumsdynamik der Softwareunternehmen stellt man allerdings fest, dass es nur wenigen gelingt über dem Branchenschnitt zu wachsen.
Insofern stagnieren rund 95% aller Softwareunternehmen, während es 5% gelingt ein überdurchschnittliches Wachstum zu realisieren.
Als Beispiele für solche “high-performance“ Softwareunternehmen seien die Orgadata AG und die CompuGroup Medical AG genannt, mit jeweils völlig unterschiedlichen Erfolgsfaktoren.
A. Die Wachtumstreiber
Trotz dieser Unterschiede kann man folgende Wachstumstreiber der erfolgreichen Softwareunternehmen identifizieren:
- Nachhaltige Wachstumstreiber kommen meist aus dem Unternehmen hervor und nicht aus dem Markt
- Die erfolgreichen Softwareunternehmen haben klare Strategien die sie nachhaltig verfolgen
- Diesen Softwareunternehmen ist es gelungen nachhaltige Alleinstellungsmerkmale zu erarbeiten und damit einen klaren Wettbewerbsvorsprung erarbeitet zu haben
- Die Softwareunternehmen sind prozessorientiert aufgestellt – die Unternehmen sind in der Lage in all ihren Prozessen eine gleichbleibende Leistung zu gewährleisten
- Sie haben klare Unternehmensstrukturen die mit dem Wachstum laufend
- Diese Softwareunternehmen haben ein besonderes Augenmerk auf die Rekrutierung von Mitarbeitern und der Ausbildung von Mitarbeitern – und haben hierzu verschiedene „Techniken und Vorgehensweisen“ etabliert, um laufend auf genügend qualifizierte Mitarbeiter zurückgreifen zu können
- Die Internationalisierung eröffnet einem Softwareunternehmen neue Dimensionen – erfolgreiche international tätige Softwareunternehmen verdienen inzwischen im Ausland mehr als im Inland
- Der Aufbau einer Produkt-Marke verstärkt den Erfolg im Markt.
Wachstum finanziert sich durch Effizienz- und Kostenvorteile, deshalb können in stagnierenden Märkten ertragsschwächere Wettbewerber aus den Markt gedrängt werden.
B. Das Management von Wachstumstreibern
Um das Wachstum tatsächlich auch umzusetzen, ist es erforderlich die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategien zu schaffen.
Folgende Faktoren haben wir hierbei identifiziert:
- Strategien die auf den Wettbewerber ausgerichtet sind, sei es produktbezogen oder preislich sind keine gesunde Basis für eine Wachstumsstrategie
- Alleinstellungsmerkmale sollten den Markt begeistern und nicht nur den Erfinder – sie haben nichts zu tun mit Vielfalt und Varianten
- Die konsequente Ausrichtungen auf die Bedürfnisse der Kunden – muß von allen Mitarbeitern gelebt werden
- ]nternationalität erfordert „internationale“ Mitarbeiter – auch in der Provinz
- Dem Unternehmen muss es gelingen quantitative Wachstumsreserven zu schaffen, d.h. in der Organisation/Führung, Prozessinnovation, Mitarbeiter-Motivation und know-how, Strategieanpassung, Kapitalkraft und Optimierung
- Konsequentes Strategiecontrolling am wirkungsvollsten durch externen Coach
- Nischenstrategie
Die Heterogenität deutscher Softwareunternehmen erklärt sich u.a. durch die vielfältigen Marktnischen in den Branchen.
Einige ERP-Hersteller haben sich z.B. auf mehrere unterschiedliche Branchen-Nischen spezialisiert und so trotz SAP u.a. Erfolg, als Beispiel seien hier die führenden Microsoft Navision Systemhäuser genannt. - Branchenstrategie
Softwareunternehmen die sich Branchen als Zielmarkt haben, können oft in gesättigten Märkten nur noch durch Zukauf wachsen – wie z.B. medatixx in der Arzt-und Zahnarztbranche. Je nach Marktgröße schaffen es 4-5 Softwareanbieter ca. 80% der Marktanteile unter sich aufzuteilen – in kleineren „Märkten“ teilen sich manches Mal nur 2 Anbieter den Markt.] - Alleinstellungsmerkmale/USP
Durch die Umsetzung von Alleinstellungsmerkmalen wird ein Softwareunternehmen nicht mehr vergleichbar – es bietet etwas was kein anderer hat. Dies ist ein wirksames Instrument zur Verhinderung auch von Preisverfall. Ohne Alleinstellungsmerkmale vergleichen potentielle Kunden oft nüchtern nur die vorhandenen Features – was für die Softwareanbieter bedeutet ständig das bestehende Softwarepaket auszuweiten – oft ohne parallel den Preis erhöhen zu können – dies führt mittelfristig zu einer Ineffizienz.
Alleinstellungsmerkmale können und werden von Wettbewerbern „nachgebaut“ deshalb muss ein Softwareunternehmen hier ständig innovativ neue USP`s entwickeln. - Prozess-Innovation
Eine Prozess-Innovation ist auch ein Alleinstellungsmerkmal – allerdings mit dem Effekt, dass der Kunde an das Unternehmen gebunden wir. Dies können z.B. Daten, Content etc. sein, die dem Kunden zur Verfügung gestellt werden, die der Wettbewerber so nicht anbietet oder anbieten kann. Prozess-Innovationen haben auch das Ziel neue Zielgruppen zu erreichen. - Leistungsinnovation
Eine Leistungsinnovation ist eine Spezialisierung durch neue Leistungen, z.B. ein Anbieter von CAD-Software bietet seinen Kunden auch an Konstruktionszeichnungen als Dienstleistung an. Softwareunternehmen die Leistungsinnovationen anbieten, setzen Trends, d.h. bieten Leistungen an, die es vorher nicht gab.
- Wachstum verläuft unregelmäßig
- Jede Betriebsgröße hat ihre spezifischen Probleme
- Quantitatives Wachstum muß durch Qualitätssprünge begleitet werden]
- Die einzig wirklich stabile „Konjunktur“ ist die des Unternehmens – durch konsequente strategische Ausrichtung
- Konjunktur-bedingtes Wachstum täuscht oft Stärke vor – der Absturz ist meist abrupt