Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine war Ausgangspunkt für eine radikale Neubewertung der deutschen Energieversorgung. Russland hatte seine Erdgasexporte nach Deutschland über die Nord Stream 1 Pipeline systematisch gedrosselt und Ende August 2022 vollständig eingestellt. Die Bundesregierung reagierte schnell und setzt seitdem auch auf Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG = Liquefied Natural Gas). Mengenmäßig stellen die Erdgas-Pipelineimporte aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien laut Statista mittlerweile den größten Anteil dar. Für die deutschen Flüssigerdgas-Importe nimmt das vor einem Jahr errichtete LNG-Terminal in Wilhelmshaven eine zentrale Rolle in der Versorgung ein. Am tideunabhängig befahrbaren Standort Wilhelmshaven, an dem jederzeit LNG-Carrier jeder Größe anlegen können, wird von allen drei inzwischen operativ betriebenen LNG-Terminals bisher der Großteil des LNG für Deutschland angelandet.
Das erste deutsche LNG-Terminal am Hooksieler Außenhafen bei Wilhelmshaven feiert im Dezember sein einjähriges Bestehen. Am 17. Dezember 2022 wurde die Inbetriebnahme des schwimmenden Terminals mit der FSRU „Höegh Esperanza“ (Floating Storage and Regasification Unit) gefeiert – in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesminister der Finanzen, Christian Lindner, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten, Stephan Weil, dem Niedersächsischen Wirtschaftsminister, Olaf Lies und dem Niedersächsischen Minister für Umwelt, Klimaschutz und Energie, Christian Meyer. Nur neun Monate zuvor hatte das internationale Energieunternehmen Uniper den Auftrag erhalten, den Import von Flüssigerdgas über ein seeseitiges Terminal in Wilhelmshaven zu ermöglichen. Das Ergebnis war ein einzigartiges Projekt, das in Rekordzeit umgesetzt wurde. Die neue „Deutschlandgeschwindigkeit“ war geboren.
Seit Dezember 2022 ermöglicht das Terminal in Wilhelmshaven den Import von LNG, dessen Umwandlung in den gasförmigen Zustand (Regasifizierung) und die Einspeisung in das deutsche Gasnetz. Der Bau der sogenannten Suprastruktur durch Uniper, der erforderlichen Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) sowie aller Anbindungsbauwerke in derselben Zeitspanne waren nur durch die bemerkenswerte Zusammenarbeit des Niedersächsischen Hafenbetreibers Niedersachsen Ports, des Fernleitungsnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE) und der genehmigenden Behörden möglich.
Seitdem läuft die FSRU nahezu unterbrechungsfrei. Bis zum 14. Dezember 2023 haben insgesamt 42 LNG-Carrier über die „Höegh Esperanza“ etwa sieben Millionen Kubikmeter LNG angeliefert, die in etwa vier Milliarden Kubikmeter Erdgas umgewandelt wurden. Das angestrebte Ziel, bis zu sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs durch importiertes Flüssigerdgas zu decken, wurde damit nahezu erreicht. Das Terminal bei Wilhelmshaven wird von der Uniper-Tochtergesellschaft LTeW (LNG Terminal Wilhelmshaven GmbH) betrieben. Die LTeW ist für die operative, technische und kommerzielle Bewirtschaftung des Terminals verantwortlich und agiert im Auftrag der bundeseigenen Deutschen Energy Terminal GmbH (DET), die für die Vermarktung und den Betrieb aller im Auftrag des Bundes errichteten LNG-Terminals an der deutschen Nordseeküste verantwort-lich ist. Bereits jetzt ist sicher, dass die Kapazitäten der „Esperanza“ auch für 2024 voll ausgelastet sein werden.
Die Realisierung des LNG-Terminals war für Uniper ein wichtiges Projekt, wenngleich der Energieträger LNG für Uniper als Übergangslösung auf dem Weg in eine neue, CO2-freie Energie-welt dient. Der „Energy Transformation Hub Nordwest“ soll ein Baustein der neuen Uniper-Strategie für eine klima-neutrale Energieversorgung werden.
Uniper geht nun den nächsten Schritt, die Folgeprojekte in Norddeutschland sind auf nachhaltige Energie ausgerichtet: Im August 2023 verkündete Uniper eine neue Strategie, die den notwendigen Umbau der Energiewirtschaft durch flexible, ausbalancierte und maßgeschneiderte Formen der Energieerzeugung umfasst. Dazu transformiert das Unternehmen die eigenen Kraftwerke und investiert in flexible Anlagen zur Stromerzeugung. Insgesamt sollen zwischen 2023 und 2030 mehr als acht Milliarden Euro in Wachstum und Transformation investiert werden. Dies umfasst auch Investitionen in Projekte zur Erzeugung von grünen Gasen, sowie Solar- und Windkraftanlagen.
Für Uniper stehen im Energy Transformation Hub Nordwest (ETHNw) jetzt die Planung und Umsetzung innovativer, klimaneutraler Projekte im norddeutschen Raum im Fokus – Projekte, die auf Dekarbonisierung, Diversifikation und Transformation abzielen. Erst Ende Oktober 2023 wurden Politikern, Partnerunternehmen, Verbändevertretern sowie Fachleuten der Energiewirtschaft vor der imposanten Kulisse des Turbinensaals des stillgelegten ehemaligen Uniper-Kohlekraftwerks in Wilhelmshaven die im ETHNw gebündelten 13 Projekte vorgestellt. Mit diesen Vorhaben verfolgt Uniper die Erzeugung von Wasserstoff aus Ammoniak oder Offshore-Windstrom, die Speicherung von Wasserstoff sowie die Entwicklung der Standorte und Ausbildung von Fachkräften.
Das Herzstück dieser Pläne sind zwei Großprojekte: ein Ammoniak-Im-portterminal mit NH3-Cracker und eine Großelektrolyse im Rahmen des Vorhabens „Green Wilhelmshaven“. Direkt beim LNG-Terminal an der Umschlaganlage Voslapper Groden soll über die Nordsee grünes Ammoniak (NH3) importiert werden. Mithilfe eines NH3-Crackers an Land wird das Ammoniak gespalten. Der so erzeugte Wasserstoff wird über das geplante Was-serstoff-Kernnetz zu den Kunden oder in Untertagespeicher weitergeleitet.
„Uniper arbeitet entschlossen an der Transformation der Energieversorgung. Zum einen, um Deutschland zukunfts-fähig zu machen, zum anderen für unser Ziel, bis 2040 ein vollständig CO2-neutrales Energieportfolio zu haben. Ein großer und entscheidender Fokus beim Aufbau der Wasserstoff-Inf-rastruktur, der Dekarbonisierung und Versorgungssicherheit liegt auf Deutschlands Häfen. Die Wasserstoffproduktion in Kombination mit Importterminals für Ammoniak wird entscheidend für die Versorgung Deutschlands mit grünen Gasen sein. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die sinnvolle Einbindung von Speichern in das Wasserstoffkernnetz sind für eine stabile und strukturierte Energieversorgung in Deutschland ebenso wichtig“, sagt Holger Kreetz, Chief Operating Officer (COO) Uniper SE.
Zu den Standorten der Transformation gehört auch das weitläufige Gelände des ehemaligen Kraftwerks in Wilhelmshaven. Hier plant Uniper die Großelektrolyseanlage im Gigawattmaßstab, die eine Produktion von etwa 100.000 Tonnen grünen Wasserstoffs pro Jahr ermöglicht. Um die Anlage mit Hilfe klimafreundlicher Energie zu betreiben, wird die gute Anbindung der Region an Offshore-Windparks genutzt.
Diese beiden Großprojekte und das LNG-Terminal sind in Unipers ETHNw eingebettet. Dieser Hub umfasst darüber hinaus weitere Elektrolyseanlagen, erneuerbare Energien-Projekte, Netzausbau- sowie H2-Speicherprojekte in Conneforde, Elsfleth, Etzel, Huntorf und Krumm-hörn und Wilhelmshaven im Norden Niedersachsens. Diese Projekte werden von entscheidender Bedeutung sein, um den zukünftigen Wasserstoffver-brauchern eine sichere und gleichmäßige Belieferung zu garantieren. Uniper gab erst kürzlich bekannt, in Elsfleth einen Solarpark von rund 280 MW und in Wilhelmshaven am Kraftwerks-standort einen Solarpark von rund 17 MW errichten zu wollen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung von jungen Fachleuten in und für die Region mittels der Weiterentwicklung der in Wilhelmshaven schon seit Jahrzehnten bestehenden Ausbildungswerkstatt Unipers hin zu einem gewerblichtechnischen Ausbildungszentrum mit einem Schwerpunkt auf Wasserstofftechnologien. Dieses Zentrum wird über ein Kooperationsangebot ansässige ausbildende Unter-nehmen bei ihrer Ausbildung von Fachkräften unterstützen. Rund 60 Auszubildende sollen künftig für die Zukunft qualifiziert werden.
Mit diesen Projekten und als Teil des „Energy Hubs Port of Wilhelmshaven“ engagiert sich Uniper für die Entwick-lung und den Ausbau Wilhelmshavens zur nationalen Energie-Drehscheibe.
Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit Sitz in Düsseldorf und Aktivitäten in mehr als 40 Ländern. Mit rund 7.000 Mitarbeitenden leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Europa. Bereits heute ist das Uniper einer der größten Betreiber von Wasserkraftwerken in Europa. Als Wasserstoff-Pionier ist Uniper weltweit entlang der gesamten Wertschöpfungskette aktiv und realisiert Projekte, um Wasserstoff als tragende Säule der Energieversorgung nutzbar zu machen.