Die Energiewende soll und darf nicht an Priorität verlieren. Das Jahr 2024 stellt uns vor wichtige Aufgaben, deren Lösung essenziell ist, um das Ruder herumzureißen. Speziell diese vier Bereiche sehe ich als maßgebliche Stellschrauben für nächstes Jahr:
Mit Blick auf die Windenergie stehen Genehmigungen neuer Anlagen in Deutschland noch vor großen bürokratischen Hürden. Die Schaffung zentraler Koordinierungsstellen in den Ländern und eine verstärkte Digitalisierung aller Antrags- und Genehmigungsprozesse könnten Abhilfe verschaffen. Dafür gilt es vor allem, die Regelungen der kürzlich verabschiedeten Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) der EU zügig und konsequent in Deutschland umzusetzen. Auch die Bedingungen für den Transport der Anlagen müssen erleichtert werden. Daneben sollte 2024 ein Fokus der politischen Entscheidungsträger darauf liegen, die Teilhabemöglichkeiten für die Bürger vor Ort auszubauen und bundesweite Regelungen zu finden, damit diese von Entwicklern stärker eingebunden werden dürfen.
Eine sehr wichtige Rolle für die Energiewende spielt der weitere Ausbau der Batteriespeicher. Sie gewährleisten Netzstabilität und schaffen die Flexibilität, die wir für einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien dringend brauchen. Außerdem verringern große Batteriespeicher das Ausmaß des aufwendigen Netzausbaus in Deutschland. Hier setzen wir 2024 endlich auf einen Paradigmenwechsel in Deutschland, bei dem nicht nur die technologische, sondern auch die energiewirtschaftliche Bedeutung von Speichern anerkannt wird.
Entscheidend für weitere Fortschritte ist auch die Unterstützung beim Abschluss neuer Stromabnahmeverträge (PPAs) für Unternehmen jeder Größe, die Grünstrom beziehen wollen – denn sie sind das Rückgrat der grünen Wirtschaft. Die wachsende Anzahl an PPAs zeigt, dass immer mehr Unternehmen ihr Engagement für die Energiewende verstärken. In den ersten drei Quartalen 2023 wurden auf dem europäischen PPA-Markt 7,8 GW erneuerbare Kapazitäten gesichert – ein neuer Rekord. Dabei müssen Rahmenbedingungen für Energielösungen wie den Aufbau von Solaranlagen auf dem Dach oder Firmengelände für Unternehmen, insbesondere für kleine und mittelständische, verbessert werden. Dies muss auch in der aktuellen Diskussion um das zukünftige Strommarktdesign Beachtung finden.
Last but not least muss der Fachkräftemangel für die Gesamtwirtschaft auch bei der Umsetzung der Energiewende im Jahr 2024 oben auf der Agenda stehen. Die Energiebranche benötigt hier ähnliche Talente wie die IT- oder Automobilindustrie. Nach dem IRENA-Report wird die Anzahl der Beschäftigten im Erneuerbaren-Sektor weltweit von derzeit 12,7 Millionen bis 2030 auf 38,2 Millionen steigen. Allein die Solarindustrie in der EU wird dann eine Million Fachkräfte benötigen. Vor diesem Hintergrund sind vor allem Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ausschlaggebend, aber auch, mehr Menschen für einen technischen Studiengang oder eine Ausbildung zum Elektriker, Installateur oder Projektmanager zu begeistern. Dabei muss EU-weit die Entsendung von Mitarbeitenden in andere Länder vereinfacht werden. Die Vorschriften für grenzüberschreitendes Arbeiten sind aktuell sehr unterschiedlich und müssen angepasst werden.
Das alles sind nur einige wichtige Fokuspunkte für 2024. Laut der Studie DTM 2.0 wollen sich 96 Prozent der Unternehmen mit Erneuerbaren Energien versorgen. Wir müssen aber begreifen, dass wir – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – nur zusammen die Energiewende schaffen und damit unsere Lebensumstände erhalten können. 2024 kann auf dem Weg in die klimafreundliche Zukunft in der Rückschau als wichtiges Scharnierjahr in die Geschichte eingehen.
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