Wenn es um das Thema Plastik geht, herrschen oft Unkenntnisse und Missverständnisse vor. Ein gutes Beispiel dafür sei die Single Use Plastic Direktive der EU, sagt Hannes Füting, CMO bei Repaq. Das Unternehmen stellt heim- und gartenkompostierbare Lebensmittelverpackungen aus sogenanntem „Bioplastik“ her, die frei von Schadstoffen sind und in der Natur keinerlei Rückstände hinterlassen.
Nach der Logik der Expert:innen in Brüssel ist Plastik gleich Plastik, egal, woraus es besteht und ob es klimaschädigend oder klimafreundlich ist. Hierdurch werden Materialien, die wirkliche Kreisläufe ermöglichen, diskreditiert. Es wird immer unklarer, dass der Begriff „plastikfrei“ bei Verpackungen darauf hinweisen soll, dass das Material zwar aussieht wie herkömmliches Plastik, es sich aber tatsächlich um eine schadstofffreie, kompostierbare Verpackung aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen, also „Bioplastik“ handelt.
„Gerade der Hinweis ‚plastikfrei‘ ist aber das sinnstiftende Moment: wenn die Kund:innen die Ware in die Hand nehmen, muss ihnen der Vorteil der Verpackung klar werden“, so Füting. Weil die an sich richtige Direktive an dieser Stelle statt für mehr für weniger Nachhaltigkeit sorgen würde, fordert Füting, die Sache differenzierter zu betrachten und den Begriff „plastikfrei“ für Materialien, die nachweislich keine Schadstoffe und kein Mikroplastik in die Umwelt einbringen, zu verwenden.
Ein zweites Missverständnis sieht Füting in der eingeschränkten Sichtweise auf das Recycling. Hierzulande werde im Allgemeinen nur der rein technische Prozess darunter verstanden, also das, was im gelben Sack und in den Sortier- und Recyclinganlagen passiert, nicht aber das Kompostieren bzw. das organische Recycling. „Aber das Kompostieren ist die Mutter aller Kreisläufe. Wir müssen also verstehen, dass Kompostieren ein Teil des Recyclings ist, kein Gegensatz dazu.“
Schließlich liege ein drittes Missverständnis vor, nämlich die Beurteilung, wann man von einem echten Kreis im System der Kreislaufwirtschaft reden könne. Entscheidend sei: Wo kommt der Rohstoff her, wo geht er wieder hin – und vor allem: Kommt dieser wieder an die Qualität heran, mit der er ursprünglich in den Kreislauf eingefügt wurde?
Die Geschlossenheit des Kreislaufs hänge entscheidend von der Frage ab, was mit dem Verpackungsmaterial nach der Verwendung passiert (siehe Grafik). Mit Blick auf Lebensmittelverpackungen, wie sie Repaq herstellt, liegt der Fokus auf den sehr strengen Hygienevorschriften. Im Rezyklat sind so viele Schadstoffe enthalten, dass es verboten ist, sie nach der ersten Verwendung erneut mit Lebensmitteln in Kontakt zu bringen. Ohnedies verschlechtert sich die Qualität des Plastiks bei jedem Recyclingdurchgang. Aus einer Lebensmittelverpackung wird nie wieder eine Lebensmittelverpackung, sondern ein Blumentopf, dann eine Parkbank und später wird es zwangsläufig verbrannt und deponiert. Es entsteht kein Kreislauf, sondern eine Spirale abwärts mit Folgekosten für den Planeten.
„Wenn das Material wirklich im Kreis geführt werden soll, dann sind heim- und gartenkompostierbare Lebensmittelverpackungen aus natürlichen nachwachsenden Rohstoffen, wie Repaq sie verwendet, momentan der effektivste Weg“, so Füting. Dann entstehe ein Kreis statt einer Abwärtsspirale.
Die Verpackungen von Repaq werden derzeit vor allem Cellulose und Stärke, produziert. Werden sie verbrannt, wird nur das CO2 freigesetzt, das sie auch vorher schon als Rohstoff gebunden hatten. Landen sie in der Natur, verursachen sie kein Mikroplastik und fügen dem Ökosystemen keine Schadstoffe zu. Kompostierungsanlagen führen die Rohstoffe sogar vollständig in den Kreislauf zurück – es entsteht ein stofflicher Kreislauf, der das Wachstum des neuen Rohstoffs fördert. So ist Fütings Fazit klar:„Die beste Kreislaufwirtschaft ist das organische Recycling.“