Als junge Leute verließen Erika und Wilfried Friedrichs 1949 die DDR. Sie waren nicht politisch verfolgt, sahen aber keinen Sinn mehr in einer Zukunft unter kommunistischer Herrschaft. Bereits damals hatten beide einen starken Willen, eines Tages auf eigenen Beinen zu stehen. Sie starteten in Rastatt mit nichts als dem, was sie am Körper trugen. Die in der DDR zurückgebliebenen Eltern konnten nicht unterstützen. Flüchtlingskredite wurden nicht gewährt, da sie keine politisch anerkannten Flüchtlinge waren, und übliche Bankkredite waren unerreichbar, wegen der fehlenden Sicherheiten. Trotzdem gründeten die beiden 1960 die Firma KONTAKT CHEMIE in zwei Räumen mit einer Eröffnungsbilanz von 5.000,- DM, einem Fiat 600, viel Mut und noch mehr Arbeitskraft und ohne jede fremde Hilfe am 1.Oktober 1960.
Wie kam es damals zum großen Erfolg?
Dazu Firmengründerin Erika Friedrich: "Zwei glückliche Umstände erleichterten uns den Start wesentlich: unsere erlernten Berufe - mein Mann war Chemiker und ich Industriekauffrau. So konnte ich verkaufen, was er herstellte. Zum anderen das Hobby meines Mannes. Sie müssen wissen, dass er seit vielen Jahren begeisterter Funk-Amateur war. Er besaß eine internationale Funk-Lizenz und hatte fortlaufend mit Nachrichtentechnik, Radiotechnik, Elektronik usw. zu tun".
Weil ihm die Reinigung der elektronischen Kontakte seiner Funkgeräte zu umständlich und zu zeitaufwändig war, experimentiert Wilfried Friedrich mit anderen Reinigungsmöglichkeiten und entwickelte schließlich im Jahr 1960 ein Spezialspray, das das Auseinandernehmen der Geräte zu Reinigungszwecken überflüssig machte. Mit KONTAKT 60 brachte er den ersten Kontaktreiniger auf den Markt und legte mit seiner Erfindung den Grundstein für KONTAKT CHEMIE, den heute noch führenden Hersteller von Elektronik-Sprays.
Bereits in den 50er Jahren zeichnete sich die rasante Entwicklung ab, die diese Branche nehmen würde. Erika Friedrich: "In allen Bereichen gab es immer mehr elektrische und elektronische Geräte, die gewartet und repariert werden mussten. Durch die technische Weiterentwicklung dieser Geräte, vor allen Dingen durch die verkleinerte Bauweise - denken Sie an Taschenradio, Taschenrechner usw. - konnte man die herkömmlichen Reparaturhilfsmittel nicht mehr einsetzen. Das hat mein Mann erkannt und aufgrund seiner chemischen Kenntnisse eine Reihe von Produkten entwickelt, die heute nicht mehr wegzudenken sind aus dem Service von Geräten, z.B. KONTAKT 60, ein Mittel zur Verringerung von Widerständen an elektrischen Kontakten, PLASTIK 70, ein glasklarer Acrylharzlack zum Schutz elektrischer Schaltungen, KÄLTE 75 als Hilfsmittel zur raschen Feststellung thermischer Aussetzfehler, oder POSITIV 20, ein Fotokopierlack zur Herstellung von gedruckten Schaltungen etc".
Erste Werbebriefe mit durschlagendem Erfolg
Es schien, als hätte die Welt auf KONTAKT 60 gewartet - Erika Friedrich berichtet im Interview nach dem Versenden der ersten Werbebriefe von einer einzigarten Rücklaufquqote. Danach ging es Schlag auf Schlag. Die ersten Mitarbeiter mussten eingestellt werden, und bereits 1965 zog das Gründer-Ehepaar mit den Angestellten nach Rastatt-Niederbühl in ein nagelneues Fabrikgebäude.
Die positiven Eigenschaften des neuen Kontaktsprays verbreiteten sich sogar bis in den brasilianischen Urwald. Einem Bericht des Badischen Tagblatts vom 2. Oktober 1970 zufolge ertönte hier folgender Freudenruf: "Der Erfolg war überraschend gut: Uhren, Radios - von denen niemand wusste, was daran fehlte - alles funktionierte plötzlich wieder!" - es war die dort im Instituto Santa Teresinha stationierte Baden-Badener Ordensschwester Rosa. Ihr Hilferuf ging zuvor an deutsche Rundfunkfirmen, weil infolge der horrenden Luftfeuchtgkeit alle funktechnischen Geräte versagten, und erreichte auch die Firma KONTAKT CHEMIE. Und so versandte das Unternehmen damals einige Sprays in die "grüne Hölle" Brasiliens, welche dort eine erstaunliche Wirkung besaßen.
KONTAKT CHEMIE belieferte zu diesem Zeitpunkt rund 15.000 Service-Werkstätten und über 1.000 Großhandelsbetriebe im Bundesgebiet. Die Beantragung eines Gebrauchsmusterschutzes für den Namen KONTAKT CHEMIE bzw. KONTAKT 60 erforderte im Jahr 1978 die Feststellung der Marktdurchsetzung in Zusammenarbeit mit dem Industrie- und Handelstag. Sie betrug in Deutschland 78%! Millionen Spraydosen trugen den Firmennamen in alle Welt. Mittlerweile 34 Auslandsvertretungen machten den Druck der Gebrauchsanweisungen nicht nur in den Weltsprachen Englisch, Französisch und Spanisch notwendig, sondern zum Beispiel auch in skandinavischen und asiatischen Sprachen. KONTAKT CHEMIE war regelmäßig auch auf der Industriemesse Hannover und der internationalen Funkausstellung in Berlin sowie auf dem "Salon Electronique" in Paris vertreten.
CRC und KONTAKT CHEMIE gemeinsam unte dem Dach der Berwind Group Am 13.01.1984 schließlich verkaufte das Rastatter Ehepaar die Firma an die damalige CRC Chemicals Deutschland GmbH, die zur amerikanischen Berwind-Gruppe gehört. Laut Erika Friedrich keine einfache Entscheidung - wenn auch die richtige, wie es scheint. "Mein Mann war bereits damals schwer krank, die Kinder konnten sich eine Übernahme des Unternehmens nicht vorstellen. Und dann kam das Angebot von CRC". Das amerikanische Unternehmen mit Sitz in Warminster/Pennsylvania suchte damals nach einer Möglichkeit der Expansion auf dem deutschen Markt. Zum vorhandenen Schmierstoffsortiment bildeten die Elektronik-Sprays mit dem Top-Namen eine hervorragende Ergänzung. Ziel war es, vor allen Dingen Synergie-Effekte beider Marken zu nutzen. Die große Bekanntheit der Marke KONTAKT CHEMIE verhalf dazu, die weniger bekannte Marke CRC zu etablieren.
Ortswechsel: Von Rastatt nach Iffezheim
Im Dezember 1991 schließlich wurde die Produktion von Rastatt in die CRC Europa-Zentrale nach Belgien verlegt. Der exisitierende Maschinenpark sowie alle Formulierungen wurden nach Belgien verkauft. Auch das Export-Geschäft wurde fortan aus Belgien betreut, Grundstück und Gebäude in Rastatt wurden verkauft. 1992 zog das komplette Unternehmen von Rastatt nach Iffezheim in gemietete Büroräume und ein gemietetes Lager. Beim Umzug 1992 waren die CRC Chemicals Deutschland und KONTAKT CHEMIE jeweils eigenständig operierende Gesellschaften, die unternehmerisch durch das Dach der amerikanischen Berwind-Gruppe verbunden waren. 1993 wurde die KONTAKT CHEMIE AG gelöscht und KONTAKT CHEMIE wird fortan als eigenständige Marke unter dem Dach der CRC INDUSTRIES DEUTSCHLAND GmbH weiterentwickelt.
Der Umzug nach Iffezheim war damals notwendig aufgrund der angestrebten Expansion des Firmenverbundes. Am alten Standort in Rastatt-Niederbühl wurde diese Expansion durch die beengten Verhältnisse behindert. Die Raumkapazitäten wurden etwa um das Doppelte erweitert.
Die Lagerhalle umfasst jetzt zwei Geschosshöhen mit rund 1550 Quadratmetern Fläche und ist damals aus Sicherheitsgründen als überdimensionale Löschwanne gebaut worden.
Heute werden die vielfältigen Sortimente von KONTAKT CHEMIE und CRC von Iffezheim aus teilweise durch einen eigenen Außendienst vertrieben. Den Kunden steht daneben im Innendienst ein geschultes Telefon-Beratungsteam mit Rat und Tat zur Seite. Unterstützung der Kunden bei technischen Fragen und umfangreicher Support im Bereich Marketing sind selbstverständlich.
Die eigene Forschung und Entwicklung in der Europazentrale in ZELE/Belgien garantieren den hohen Qualitätsstandard und eine fortlaufende Anpassung an den technologischen Markt. Hier sind ständige Verbesserungen und Neuentwicklungen gefragt.
KONTAKT CHEMIE - ein amerikanischdeutscher Traum ist Wirklichkeit geworden.