Der Kreditversicherer Credendo sieht schon länger eine instabile politische Lage in Rumänien. Wenn es nicht bald gelingt, eine neue Regierung ins Amt zu bringen, stehen Neuwahlen an. Misstrauen in politische Entscheidungsträger ist auch ein wesentlicher Faktor für den schweren Anstieg der Covid-19-Infektionen und die niedrigen Impfraten. Nur ein Drittel der Bevölkerung ist vollständig geimpft. Dies ist hinter Bulgarien die zweitniedrigste Rate in der EU. Credendo sieht in der Auflösung der politischen Lähmung eine notwendige Mindestbedingung, um die anhaltende Gesundheitskrise und die Überlastung der Krankenhäuser zu abzumildern.
Mit Sorge blickt der Kreditversicherer auch auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Diese wird nicht nur durch die politische Krise und die Covid-19-Welle belastet. Hinzu kommen hohe Energiepreise und Lieferkettenprobleme. Beides trifft die Produktion im verarbeitenden Gewerbe und den privaten Konsum. Credendo erwartet eine Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik. Das BIP-Wachstum könnte daher mit prognostizierten 4,8 % in 2022 deutlich unter der Rate von 2021 (+7 %) liegen. Das hohe Haushaltsdefizit (von voraussichtlich 6,7 % des BIP in 2021) schränkt den Spielraum für fiskalische Unterstützung ein. Die steigende Inflation (+6,3 % im September) führt zu Vorsicht bei der Zentralbank, wie die jüngste Zinserhöhung zeigt. Das hohe Leistungsbilanzdefizit (über 5 % des BIP) und das geschwächte Investitionsvertrauen sorgen für Aufwertungsdruck bei der Währung. Aufgrund der Risiken verbleibt das Geschäftsumfeldrisiko bei Credendo in der schwachen Kategorie E/G.